Hochdosierte Jodtabletten im „atomaren Ereignisfall“

Region. Cattenom ist nah, die Atom-Reaktoren der angrenzenden deutschen Bundesländer sind nicht viel weiter weg, hochdosierte Jodtabletten überhaupt nicht zu kriegen, und wenn, würden sie ohnehin nur gegen  das radioaktive Jod 131 und nicht gegen Cäsium 137, Strontium 90 und so weiter nützen und nur einem Organ helfen, der Schilddrüse. Und sie müssten vor dem Überfliegen einer radioaktiven Wolke eingenommen werden, um die in unseren Breiten eher unterversorgte Schilddrüse vor der Aufnahme des belasteten Jods zu schützen: ein großes logistisches Problem.

Welche Vorkehrungen hat eigentlich unser Katastrophenschutz getroffen für den Fall, dass in einem der nahe gelegenen Reaktoren ein Unfall geschieht? Wir wollten es genauer wissen und fragten bei der ADD nach, worauf sich die Menschen an Mosel und Eifel einstellen können. Die Antworten gab uns David Freichel, Pressesprecher im Mainzer Innenministerium. Lesen Sie selbst.

„Auf der Grundlage der von den deutschen Bundesländern gemeinsam mit der Strahlenschutzkommission erarbeiteten `Rahmenempfehlungen für den Katastrophenschutz in der Umgebung kerntechnischer Maßnahmen´ nach dem Stand vom 21.9.2008 wurde in Rheinland-Pfalz der behördliche Katastrophenschutz mit verschiedenen abgestuften Maßnahmen – je nach Entfernung vom Kernkraftwerk – mit dem Ziel organisiert, die Bevölkerung in einem atomaren Ereignisfall vor den Folgen einer Strahlung weitestgehend zu schützen.

Das Land hat für diese nicht auszuschließenden Schadensereignisse einen besonderen Katastrophenschutzplan für die Umgebung der Kernkraftwerke Biblis, Philippsburg und Cattenom aufgestellt. Auf der Basis dieses Plans haben die kommunalen Gebietskörperschaften in den Planungszonen der Kernkraftwerke eigene ortsbezogene Planungen aufgestellt, die mit dem Land abgestimmt sind. Die Einsatzleitung für einen nuklearen Notfall liegt gemäß dem Brand- und Katastrophenschutzgesetz beim Präsidenten der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD).

Art und Umfang von schadensbegrenzenden Maßnahmen sind abhängig von der Entfernung zur kerntechnischen Anlage, deren Umgebung gemäß der v.g. Rahmenempfehlung – zur Abgrenzung vorbereitender Maßnahmen – in folgende Zonen eingeteilt ist:

– die Zentralzone, welche die kerntechnische Anlage bis zu einer Entfernung von 2 km umschließt
– die Mittelzone, bis zu einer Entfernung von 10 km vom Standort
– die Außenzone bis zu einer Entfernung von 25 km vom Standort sowie
– die Fernzone, die die Außenzone umschließt. Ihre äußere Begrenzung wurde durch einen Kreis mit einem Radius bis zu etwa 100 km festgelegt.

Rheinland-Pfalz verfügt über circa 8 Millionen Jodtabletten, die dem Land vom Bund im Jahr 2004 zur Verfügung gestellt wurden. Die Tabletten haben eine Haltbarkeit bis mindestens 2014. Außerdem halten Apotheken in der Umgebung der kerntechnischen Anlagen Biblis und Philippsburg Tabletten vor. Bei einem kerntechnischen Unfall ist es Ziel des Katastrophenschutzstabes, die Jodtabletten vor Austritt von Radioaktivität an die Bevölkerung zu verteilen, sofern diese nicht bereits dort vorhanden sind (Vorverteilung). Dieses Ziel ist aufgrund der Vorbereitungen der Katastrophenschutzbehörden und der örtlichen Nähe der Ausgabestellen in der Planungszone realistisch. Die Verteilung der Tabletten wurde durch die ADD in Zusammenarbeit mit den kommunalen Gebietskörperschaften in den Katastrophenschutzplanungszonen geplant. Die Planungen wurden auf der Grundlage der Empfehlungen der Strahlenschutzkommission wie folgt umgesetzt:
Für den von Ihnen angefragten Bereich 25 – 100 km (Fernzone) werden die Tabletten in sieben zentralen Lagern des Bundes vorgehalten und gemäß dem Konzept der ADD für die Verteilung von Kalium-Jodid-Tabletten für den Entfernungsbereich 25 – 100 km in Rheinland-Pfalz verteilt. Eine Zahl kann ich Ihnen daher leider nicht nennen, da es ein Lager des Bundes ist. Von der Jodvorsorge sind hier Schwangere und Personen bis zum 18. Lebensjahr betroffen.

Eines der vier zentralen RLP-Lager (Bereich 10 bis 25 Kilometer) liegt in Saarburg. Dort lagern  bei der VG-Verwaltung laut meiner Liste 96.000 Tabletten.“

Dosierungsempfehlungen findet man auf der Internetseite des Bundesamtes für Strahlenschutz bfs, http://www.bfs.de/bfs.

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