JA, „5G“ muss an jeder Milchkanne funktionieren!

Die „Milchkanne“ erlebt zur Zeit eine Renaissance. Nein, nicht als das Gefäß, in dem das weiße Gold des ländlichen Raumes gesammelt und verteilt wird, sondern eher als Metapher. Dabei geht es bei dem Streit, ob es an „jeder Milchkanne 5G-Mobilfunk“ (Zitat Forschungsministerin Karliczek) geben soll, nicht um eine Kleinigkeit, sondern um die künftige „Lebensfähigkeit“ ländlicher Räume im Zeitalter der Digitalisierung.

Ein Leben ohne Smartphone, Tablet und Computer – immer auf dem neuesten Stand der Technik – ist für uns heute kaum noch vorstellbar. Wie haben wir es früher nur geschafft, ohne Handy Termine abzustimmen, Nachrichten zu empfangen, etc.? Dabei stehen wir heute erst am Anfang der Digitalisierung.

Viele alltägliche Dinge sind ohne moderne digitale Informationsmedien nicht mehr zu organisieren. Das neue „Zauberwort“ heißt „künstliche Intelligenz“ (KI). Mit deren Hilfe werden uns die digitalen „Diener“ (oder „Herrscher“?) viele Routineaufgaben abnehmen und steuern. Fakt ist: Ohne die Hilfe von KI wird vieles in Zukunft nicht mehr funktionieren; das betrifft praktisch alle Lebensbereiche – auch im Dorf. Deshalb ist es so wichtig, dass genau jetzt die infrastrukturellen Voraussetzungen für eine vollumfängliche Nutzung digitaler Technik überall geschaffen werden.

Unsere Forderung lautet explizit: 5G an jeder Milchkanne!

Mit dieser Forderung werden die Verantwortlichen vom Gemeinde- und Städtebund (GStB) gemeinsam mit dem Deutschen Städte- und Gemeindebund (DStGB) nicht locker lassen! Es handelt sich um diesen Punkt, auf den es ankommt, wenn über die Zukunft ländlicher Räume diskutiert wird. Alle anderen Fragen wie ärztliche Versorgung, Bildung, Arbeitsplätze, Wohnungen hängen genau davon ab.

Die Weiterentwicklung ländlicher Räume ist von entscheidender Bedeutung für das ganze Land. Wenn der ländliche Raum abgehängt wird von den bedeutenden Basisinfrastrukturen der Zukunft, dann wird der ohnehin vorhandene Druck in den städtischen Verdichtungsräumen noch größer. Wohnraum in den Städten und deren Umfeld wird noch teurer und unbezahlbar. Dann wird mit der zunehmenden Verdichtung auch der Grad der Anonymisierung steigen, verbunden mit höherer Kriminalität und weiteren negativen Begleiterscheinungen.

Es ist deshalb richtig, dass der Bund eine Kommission für gleichwertige Lebensverhältnisse im ländlichen Raum eingerichtet hat. Damit wird der Fokus auf die speziellen Pro-bleme der dünner besiedelten ländlichen Räume gerichtet – eine dringende Notwendigkeit! Wir müssen uns bewusst sein, dass wir keine mit den Großstädten vergleichbaren Lebensverhältnisse in unseren Dörfern und ländlichen Städten haben und diese auch nicht wollen! Wir in den kleineren Einheiten leben davon, dass wir uns kennen – persönlich kennen – und nicht nur über Facebook oder die Whatsapp-Gruppe. Stimmt die Infrastruktur jedoch nicht, dann werden moderne Arbeitsplätze verschwinden bzw. nicht entstehen und wo es keine Arbeitsmöglichkeit gibt, da möchte auch niemand wohnen und leben, da wird es zur Abwanderung in die Großstädte kommen! Deshalb ist die „5G“-Milchkanne so wichtig!

Lassen Sie auch vor Ort nicht nach, der Politik Druck zu machen in Sachen Breitband und Mobilfunk! „Belästigungen“ durch das Aufstellen neuer Mobilfunkmasten – und zwar vieler – müssen wir dabei allerdings hinnehmen! Man kann sich nicht zugleich über Funklöcher beklagen und das Aufstellen von Funkmasten verhindern wollen. Jede Medaille hat halt zwei Seiten.

Die neue Technik und Infrastruktur kommt. Die Ortsbürgermeister/innen und Gemeinderatsmitglieder müssen verstehen lernen, wie sie die Chancen der neuen digitalen Medien für ihren Ort nutzbar machen können. „Dorffunk“, „Online-Nachbarschaftshilfe“ sind zwei Stichworte dafür. Mit kreativen Ideen und deren zweckmäßigen Einsatz kann auch das Gemeinschaftsgefühl im Ort gestärkt werden.

Informationen hierzu finden Sie, wenn Sie im Internet die Suchwörter „digital“, „Digitalisierung“ oder „Digitale Dörfer“ eingeben. So bietet beispielsweise die Kommunalakademie Strategie-Workshops für Kommunen zur Umsetzung von Digitalisierungsprojekten an. Im Seminar erarbeiten die Teilnehmer/innen eine eigene Digitalstrategie für ihre Gemeinde. Über Handlungsempfehlungen und erlernte Methoden können diese dann selbstständig umgesetzt werden. Es lohnt sich, die Digitalisierung für das eigenen Dorf voran zu treiben. Es lohnt sich auch, im Gemeinderat darüber zu diskutieren, was man vor Ort machen kann. Viel Erfolg und Spaß dabei! 

Aloysius Söhngen, Vorsitzender des Gemeinde- und Städtebundes

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