Ministerrat / Handwerkskammern – Produktiver Dialog im Land über Nachwuchssicherung und Transformation fortgesetzt

„Es ist eine gute Nachricht, dass das rheinland-pfälzische Handwerk die Wirtschaftslage trotz Corona-Pandemie im Herbst wieder positiver einschätzt. Gleichwohl wissen wir, wie hart einige Berufsstände getroffen sind. Das mittelständisch strukturierte Handwerk ist eine zentrale Säule unserer Wirtschaft. Ob Fachkräfte- und Nachwuchssicherung, Transformation und Digitalisierung oder der Wiederaufbau nach der Flutkatastrophe – wir schätzen die enge Zusammenarbeit mit den vier Handwerkskammern im Land sehr“, erklärten Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt bei der gemeinsamen Sitzung des Ministerrates mit den rheinland-pfälzischen Handwerkskammern. Diesmal fand das Treffen mit den Präsidentinnen und Präsidenten sowie Hauptgeschäftsführerinnen und Hauptgeschäftsführern der Handwerkskammern in Ingelheim statt.

Dabei betonten Ministerpräsidentin und Wirtschaftsministerin, dass das Logistikzentrum für die (Bau-)Handwerkerschaft kurze Wege beim Wiederaufbau im Ahrtal ermögliche, indem Bauwirtschaft und Handwerker dort die benötigten Geräte und Materialien disponieren könnten. Mit der internetbasierten Plattform „Handwerk-baut-auf.de“ der Handwerkskammer Koblenz würden geschädigte Haushalte und Handwerksunternehmen direkt zusammengeführt.

„Das Logistikzentrum in Gelsdorf und auch die Plattform Handwerk-baut-auf.de sollen die Handwerksbetriebe im Ahrtal bei der Disposition von Material und schneller Umsetzung der Wiederaufbauarbeiten unterstützen. Nach der Phase der Nothilfe, in der die freiwilligen Helfer einen überwältigenden Beitrag für das Ahrtal geleistet haben, ist bei der Behebung der Flutschäden beim Wiederaufbau nun das Fachhandwerk in ganz besonderer Weise gefordert“, betonte der Präsident der Handwerkskammer Koblenz, Kurt Krautscheid.

Neben dem Wiederaufbau im Ahrtal und der aktuellen Wirtschaftslage wurden beim gemeinsamen Ministerrat auch die Herausforderungen im Bereich der Fachkräfte- und Nachwuchssicherung thematisiert. „Das Handwerk spielt mit knapp 20.000 Auszubildenden eine bedeutende Rolle für den rheinland-pfälzischen Ausbildungsmarkt. Eine wichtige Voraussetzung für die qualifizierte Fachkraft von Morgen ist die Bildung junger Menschen bereits in den Schulen. Mit dem Gemeinschaftsprojekt ‚Schule der Zukunft‘ sollen daher durch neue Lehr- und Lernwege wegweisende und zukunftsorientierte Vorkehrungen im Kontext der Digitalisierung und Transformation getroffen werden. Denn junge Menschen, die heute in handwerkliche Berufe einsteigen, müssen mit den neuen Technologien vertraut sein“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Die neuen technologischen Anforderungen veränderten nicht nur Lehrpläne in Schulen, sondern auch die Inhalte der Berufsausbildungen.

Ein weiterer Schwerpunkt liege zudem auf der Stärkung des Wissenstransfers zwischen Wissenschaft und Handwerk zur Förderung des Innovationsgrads der Betriebe und Stärkung des Innovationsstandortes Rheinland-Pfalz, so die Ministerpräsidentin. Berücksichtigt werden müsse dabei auch die Förderung, Beratung und Qualifizierung der Handwerksbetriebe vor dem Hintergrund der gesetzlichen Vorgaben zur Stärkung des Klimaschutzes.

Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt stellte die gesellschaftliche Bedeutung des Handwerks heraus. „Gerade nach der verheerenden Flutkatastrophe an der Ahr und in der Wiederaufbauphase erleben wir, wie wichtig das Handwerk ist. Der dort entwickelte Spirit des gemeinsamen Anpackens und Aufbauens hat nochmal ein anderes Bild gegeben. Deswegen betone ich auch ausdrücklich die Gleichwertigkeit von beruflicher wie akademischer Bildung“, sagte Schmitt. „Ich bin der Auffassung, dass die verschiedenen Ausbildungssysteme von gleichermaßen hohem Wert sind.“

Gemeinsames Ziel mit den Partnern bei den Kammern müsse es sein, dieses Bewusstsein bei potenziellen Auszubildenden, deren Eltern und letztlich in der gesamten Gesellschaft zu verankern. „Gerade innovative Arbeitsverfahren können diese Vorhaben beflügeln“, sagte Schmitt. Das Bild vieler Berufe sei im Augenblick mehr veraltet denn realistisch. „Handwerker arbeiten heute mit Hochpräzisionslasern, programmieren softwaregesteuerte Fräser oder fliegen Drohnen. Handwerk ist immer öfter auch Hightech“, sagte Schmitt. „Diese Entwicklung müssen wir noch mehr sichtbar und erfahrbar machen.“

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