„Luther klingt nach – Ökumene nach dem Reformationsgedenken 2017“: Laacher Forum zieht Bilanz

Dr. Annette Gerlach und Augustinus Sander OSB fassten im Laacher Forum ihre wissenschaftlichen Ergebnisse zusammen, Foto: privat

Im Namen von Prior-Administrator Pater Andreas Werner OSB begrüßte Pater Prior Petrus Nowack OSB die Besucher und führte gedanklich in dieses theologische Laacher Forum ein, „Luther klingt nach – Ökumene nach dem Reformationsgedenken 2017“. Dr. Annette Gerlach, Leiterin des Landesbibliothekszentrums Rheinland-Pfalz in Koblenz, und der Laacher Benediktinerpater und Lutherforscher Augustinus Sander OSB zeigten auf, welche Bedeutung dieser Nachklang für evangelische und katholische Christen haben kann. Mit der in Maria Laach, Koblenz, Berlin und Speyer gezeigten Ausstellung „Luther in Laach“ und Exponaten der Laacher Bibliothek war es den beiden Wissenschaftlern gelungen, Luthers Werk ungewöhnliche und ökumenisch versöhnliche Töne zu entlocken. Im Laacher Forum nun fassten sie ihre wissenschaftlichen Ergebnisse zusammen. Mit Christus als Mitte der Ökumene und dem Kreuz als Anstoß der Einheit kommt den beiden Referenten das Verbindende in den Blick, wobei sie Unterschiede, etwa in der Abend­mahlsfrage, ebenfalls thematisieren. Pater Augustinus verblüffte mit der eigentlich selbstverständlichen Feststellung, dass Martin Luther „kein Mitglied einer lutherischen Kirche war.“ Vielmehr war er, so Dr. Annette Gerlach, „vorkonfessionell“, womit sich die Frage, was typisch katholisch und was typisch protestantisch sei, erübrigt. Die Kirchenspaltung kam später und ist insbesondere auf den Einfluss der Fürsten und deren eigene Interessen zurückzuführen. Luther war cholerisch und „ein grässlicher Polemiker“, führte Pater Augustinus aus, eine Eigenschaft, die das Lesen seiner Schriften erschwere. „Aber seine Reformansätze waren von Bedeutung. Wenn man fragt, was Luther wollte: Er wollte die Reform seiner Kirche. Er wollte eher keine Reform, die zur Spaltung führt.“ Luther habe die Realpräsens, also die Gegenwärtigkeit Christi im Altarsakrament, nie infrage gestellt, sondern lediglich gefordert, dass die Einsetzungsworte laut gebetet werden, eine Forderung, die im 20. Jahrhundert katholischerseits von der Liturgischen Bewegung in Maria Laach und vom II. Vaticanum umgesetzt wurde. Luthers „reformkatholische Stimme“ sei gleichermaßen „traditionell“ und „modern“, führten die beiden Referenten aus.

Was aber bleibt vom 500. Jubiläum der Reformation? Dr. Annette Gerlach sieht einen „Auftrag zur Einheit“ und zum Gebet um die Einheit. „Wenn wir an der Spaltung nicht leiden, können wir auch nicht voranschreiten.“ Gegen eine „ökumenische Vergesslichkeit“, die nicht sieht, „was uns schon längst gemeinsam ist“, wandte sich Pater Augustinus Sander, wobei die Flüchtlingsarbeit und Kooperationen im karitativen Bereich beispielhaft genannt wurden. Zudem empfahl er, das Stundengebet als gemeinsame liturgische Sprache zu nutzen. Auch ein Streit auf Augenhöhe gehöre zur Ökumene, wobei wir bei der Umsetzung ökumenischer Ziele im Sinne von Papst Franziskus mit klugem Blick voranschreiten und nicht voranbrechen sollten.

Der chinesische Menschenrechtler Liao Yiwu gibt am Freitag, 22. Juni 2918, um 20:00 Uhr persönliche Einblicke in seine dramatische Flucht aus der chinesischen Unterdrückung, Abschluss des Laacher Forums im Frühjahr 2018. In seinem Vortrag „Drei wertlose Visa und ein toter Reisepass – Meine lange Flucht aus China“ geht es um seine Flucht sowie um sein 1989 verfasstes Gedicht „Massaker“, für das er vier Jahre in Haft saß und schwer misshandelt wurde. Die Moderation und Rezitation des Abends übernimmt Hans Peter Hoffmann, während Dominik Wu als Dolmetschers fungiert. Karten zu dieser Veranstaltung gibt es unter Tel. 06592 / 929 8080 und allen anderen Ticket-Regional Verkaufsstellen.

Beim zweiten „Bienen-Tag“ am Sonntag, 24. Juni 2018, von 11:00 bis 17:00 Uhr wird ein Imker mit Bienenstock vor der Buch- und Kunsthandlung anwesend sein. Am Bienenschaukasten können Kinder und Erwachsene beobachten, wie die fleißigen Bienen rund um ihre Königin arbeiten.

 

Kontakt zur Buch- und Kunsthandlung:

02652 / 593-65

www.laacher-forum.de

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