Nicht nur Abschied vom ICE – Region verliert auch letzte Neigetechnik-Züge

Region. Der Abschied des ICE vom Bahnhof Trier und die Reduzierung der Fernverkehrsverbindungen zum Fahrplanwechsel am vergangenen Sonntag, 11.12.2011 bestimmen derzeit das Bild der Berichterstattung über den Bahnverkehr in der Eifel-Mosel-Region. Der „Arbeitskreis Schienenverkehr im Rheinland“ macht jedoch darauf aufmerksam, dass ein weiteres Schienenfahrzeug dann planmäßig nicht mehr im Trierer Land aufzufinden sein wird: der Neigetechnik-Triebwagen VT 612 der DB Region AG.

Die Neigetechnik hat im Raum Trier ein sehr zwiespältiges Bild in ihren wenigen Einsatzjahren hinterlassen. Zwischen 1997 und Ende 2000 wurde zweimal ein Anlauf genommen, mittels des „Pendolinos“ VT 611 (dem Vorläufer des heutigen VT 612) die Fahrzeiten auf der Eifelstrecke spürbar zu verkürzen und somit diese Verbindung zwischen Saarbrücken, Trier und Köln attraktiver zu machen. Die beiden Ziele wurden auch tatsächlich erreicht: die Fahrgastzahlen besonders am Wochenende lagen um das Dreifache höher als heute und die Reisezeiten zwischen Saarbrücken und Köln waren konkurrenzfähig zur ansonsten stets vorgezogenen Verbindung via Koblenz:

Saarbrücken – Trier:65 min. VT 611, heute 67 min.
Trier – Gerolstein:  49 min. VT 611, heute 60 min.
Gerolstein – Köln:  92 min. VT 611, heute 99 min.

Anzumerken ist hier noch, dass der VT 611 zwischen Kall und Köln nie „pendeln“ durfte, da der VRS als Besteller der Zugleistungen ein Einpassen in die Fahrzeiten der Regionalbahnen wünschte. Statt 160 km/h, die möglich gewesen wären, durfte somit nur 120 km/h schnell gefahren werden.

Umso bedauerlicher war es, dass der Einsatz letztlich an grundlegenden technischen Mängeln (EDV, Neigetechnik der Wagenkästen, Achsverhalten usw.) scheiterte. Dieses Scheitern war so desaströs, dass Land und Aufgabenträger „Zweckverband SPNV Nord“ gemeinsam sich von diesen Einsätzen in der Eifel verabschiedeten. Auch die Nachfolge-Fahrzeuge VT 612 waren in der Anfangszeit ihrer Einsätze in der Pfalz, im Hunsrück und an der Lahn noch sehr störanfällig. Mittlerweile haben sich die ca. 160 bundesweit verkehrenden Triebwagen aber zu einer Stütze des schnellen Nahverkehrs entwickelt. Und selbst die Pannen-Fahrzeuge des VT 611 kann man im Bodenseeraum mit 160 km/h erleben.

Die Eifelstrecke, die Mitte der neunziger Jahre für einen mehrstelligen Millionen-DM-Betrag auf die Neigetechnik umgestellt wurde, hat die Zulassung bis heute für solche Fahrten aufrecht erhalten können. Grund war die Bedienung der Strecke an Wochenenden mit zunächst zwei, später einem Zug-paar zwischen Trier und Köln durch einen Triebwagen der Baureihe VT 612 – wenn auch ohne eingeschaltete Neigetechnik. Dies hat nun endgültig ein Ende gefunden mit den Veränderungen zum Fahrplanwechsel am vergangenen Sonntag. Die Chance, wie anderenorts vielfach geschehen, durch technische Modifizierungen die Neigetechnik auch in der Eifel wieder in Betrieb nehmen zu können, dürfte damit endgültig vertan sein. 

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