Bistum Mainz: Katholikinnen wählen erstmals Frauenkommission

Mainz (dpa) – Der Mainzer Bischof soll künftig erstmals in der langen Geschichte des Bistums von einer Frauenkommission beraten werden. Die zwölf Frauen für dieses Gremium sollen bei einer digitalen Frauenversammlung an diesem Samstag gewählt werden. Viele Katholikinnen und Katholiken kritisieren schon seit Jahren eine Ungleichbehandlung von Frauen in der Kirche und fordern mehr Gleichberechtigung. Als Aufgabe der neuen Frauenkommission nennt das Bistum unter anderem «Reflexion und Ausarbeitung von Schritten» darüber, wie sich eine «Beteiligung von Frauen sowie Geschlechtergerechtigkeit auf allen Ebenen und in den Strukturen fördern und umsetzen lässt».

Die Kommission geht den Angaben zufolge auf Vorschläge aus der «Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands» (kfd) und dem «Katholischen Deutschen Frauenbund (KDFB)» an Bischof Peter Kohlgraf zurück. Das Gremium wird für zwei Jahre gewählt.

Zu der Versammlung, die die Kommission wählt und über das Thema Frauen in der Kirche diskutieren wird, waren Frauen aus «allen Bereichen von Kirche und Gesellschaft» eingeladen. Die Anmeldung erfolgte online. Das Bistum Mainz erstreckt sich auf Gebiete in Rheinland-Pfalz und Hessen.

Das Interesse an der Veranstaltung ist nach Angaben einer Bistumssprecherin groß. Rund 260 Teilnehmerinnen haben sich angemeldet. Als einzige Männer werden Bischof Kohlgraf und Hans Jürgen Dörr vom Dezernat Seelsorge vertreten sein. Kohlgraf werde ein Grußwort sprechen und etwa eine Stunde lang teilnehmen und dann erst wieder bei der konstituierenden Sitzung im September dabei sein. Bei den geplanten Diskussionsrunden werden die Frauen erstmal unter sich sein.

Die Rolle der Frauen im pastoralen Leben gehört derzeit neben dem Segnungsverbot des Vatikans für homosexuelle Paare, dem Pflichtzölibat und der Aufarbeitung von Fällen sexuellen Gewalt zu den umstrittensten Themen in der katholischen Kirche. Ende Februar hatten Anhängerinnen der katholischen Reformbewegung «Maria 2.0» Plakate mit ihren Forderungen an die Türen von Kirchen in Mainz und Umgebung geschlagen. Die Aktivistinnen fordern darin unter anderem mehr Gleichberechtigung, die Aufklärung von sexuellem Missbrauch, die Aufhebung des Pflichtzölibats und die Anerkennung von unterschiedlichen Lebensformen.

Bischof Kohlgraf sagte in der Online-Einladung zu der Frauenversammlung: «In Gesprächen mit haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und mit vielen Gläubigen nehme ich eine große Unzufriedenheit mit der gegenwärtigen Situation wahr.» Er erhoffe sich von der neuen Kommission konkrete Vorschläge, wie «wir den Themen und Wünschen von Frauen hier im Bistum Mainz besser gerecht werden können».

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen