Bruttoinlandsprodukt sinkt in Rheinland-Pfalz im ersten Halbjahr um 5,7 Prozent

Die Corona-Pandemie hat in der rheinland-pfälzischen Wirtschaft im ersten Halbjahr 2020 – wie nicht anders zu erwarten – tiefe Spuren hinterlassen: Das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt verringerte sich nach Angaben des Statistischen Landesamtes in Bad Ems gegenüber dem ersten Halbjahr 2019 um 5,7 Prozent. Der Rückgang der Wirtschaftsleistung fiel etwas milder aus als im Bundesdurchschnitt und im Durchschnitt der westdeutschen Bundesländer ohne Berlin (minus 6,6 Prozent bzw. minus 6,7 Prozent).

Dies liegt vor allem an Unterschieden in der Wirtschaftsstruktur: Die Vorleistungsgüterindustrie, die in Rheinland-Pfalz mehr als die Hälfte des gesamten Industrieumsatzes erbringt (Deutschland: 36 Prozent), war von dem konjunkturellen Einbruch weniger betroffen als die Investitionsgüterindustrie. Verglichen mit dem Abschwung der Finanzmarkt- und Weltwirtschaftskrise 2009 (minus 5,0 Prozent) fiel der coronabedingte Rückgang der Wirtschaftsleistung im ersten Halbjahr 2020 nur etwas kräftiger aus – entgegen ersten Erwartungen.

In jeweiligen Preisen ging die Wirtschaftsleistung um 3,3 Prozent zurück (Deutschland: minus 4,2 Prozent; alte Länder ohne Berlin: minus 4,4 Prozent). Diese Angaben basieren auf einer ersten, vorläufigen Berechnung des Arbeitskreises „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“.

Kräftiger Umsatzrückgang in der Industrie

Das Verarbeitende Gewerbe, das in Rheinland-Pfalz ein im Vergleich zu Deutschland etwas überdurchschnittlichen Teil zur gesamten Wertschöpfung beiträgt, wurde durch die Pandemie hart getroffen. Der Umsatz der Betriebe im Verarbeitenden Gewerbe mit 50 und mehr Beschäftigten liegt um 11,8 Prozent unter dem Niveau der ersten sechs Monate 2019 (Deutschland: minus 13,9 Prozent). Die Auslandsumsätze fielen mit minus 13,4 Prozent etwas stärker als die Inlandsumsätze mit minus 9,7 Prozent (Deutschland: minus 16,6 Prozent bzw. minus 11,1 Prozent).

Die Chemische Industrie generiert in Rheinland-Pfalz etwa ein Drittel der gesamten Industrieumsätze. Sie verzeichnete im ersten Halbjahr 2020 mit einem Minus von 10,2 Prozent zwar deutlich höhere Umsatzeinbußen als im Bundesdurchschnitt (minus 5,7 Prozent), war vom pandemiebedingten Einbruch aber weniger betroffen als andere Branchen. Mit einem Minus von 21,1 Prozent gingen die Umsätze der Kfz-Industrie am stärksten zurück. Deutschlandweit belief sich der Umsatzrückgang dieser Branche sogar auf 27,8 Prozent. Auch der Maschinenbau verzeichnete in Rheinland-Pfalz einen deutlichen Rückgang der Erlöse (minus 17,9 Prozent; Deutschland: minus 13,1 Prozent). Einzig die Nahrungs- und Futtermittelindustrie verbuchte ein Umsatzwachstum von 5,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (Deutschland: plus 4,2 Prozent).

Positiv entwickelte sich im ersten Halbjahr 2020 dagegen das Baugewerbe. Im Bauhauptgewerbe stiegen die Umsätze in Betrieben mit 20 und mehr Beschäftigten um 9,3 Prozent (Deutschland: plus 8,2 Prozent). Wachstumsimpulse kamen sowohl aus dem Hochbau als auch aus dem Tiefbau (plus 7,2 Prozent bzw. plus 11,6 Prozent). In beiden Bereichen wurden die größten Umsatzzuwächse durch Aufträge öffentlicher Träger erzielt: Die Umsätze des Teilbereichs öffentlicher Hochbau stiegen um 14,6 Prozent und im Teilbereich sonstiger öffentlicher Tiefbau (ohne Straßenbau) um 22,3 Prozent. Die Erlöse im Ausbaugewerbe nahmen gegenüber den ersten sechs Monaten 2019 um 3,7 Prozent zu und stiegen damit deutlich schwächer als in Deutschland (plus 8,2 Prozent).

Konjunktureinbruch trifft auch die Dienstleistungsbereiche

Der Dienstleistungssektor, der zwei Drittel der gesamten rheinland-pfälzischen Wertschöpfung erwirtschaftet, verzeichnete im ersten Halbjahr 2020 erhebliche Umsatzeinbußen. Zu diesem Ergebnis hat maßgeblich der preisbereinigte Umsatzrückgang im Gastgewerbe beigetragen: Verglichen mit den ersten sechs Monaten 2019 gingen die Umsätze in diesem Bereich um 39,6 Prozent zurück (Deutschland: minus 39,2 Prozent). Auch der Kfz-Handel verzeichnete mit einem Minus von 13,9 Prozent deutliche Einbußen (Deutschland: minus 14,6 Prozent). Die preisbereinigten Umsätze im Groß- und Einzelhandel stiegen dagegen mit plus 1,8 Prozent bzw. plus 2,5 Prozent leicht (Deutschland: plus 0,5 Prozent bzw. plus 2,3 Prozent).

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