Falsche Polizisten oder Enkel: Mehr Trickbetrüger am Telefon

Mainz (dpa/lrs) – Die Anrufe von Trickbetrügern vor allem bei älteren Menschen haben in Rheinland-Pfalz weiter zugenommen. «In den letzten Jahren mussten sowohl bei dem Fallaufkommen als auch bei der Schadenssumme deutliche Anstiege verzeichnet werden», sagte Innenminister Roger Lewentz (SPD) am Donnerstag im Innenausschuss des Landtags laut Sprechvermerk. «Die Täter agieren dabei grundsätzlich aus Call-Centern aus dem Ausland und gehen außerordentlich geschickt, penetrant und facettenreich vor»

2015 seien 315 Fälle «falscher Polizeibeamter» – der häufigsten Masche der Betrüger – mit einem Schaden von rund 385 000 Euro bekannt geworden, 2020 seien es bereits 3369 mit einem Schaden von ungefähr 2,6 Millionen Euro gewesen. «Die Fallzahlen haben sich damit in fünf Jahren mehr als verzehnfacht» In den ersten drei Quartalen des vergangenen Jahres wurden bereits fast 4200 solcher Fälle registriert.

Der Anstieg beruhe allerdings vor allem auf versuchten Taten, sagte Lewentz. Diese hätten in den ersten neun Monaten 2021 mehr als 96 Prozent aller Fälle ausgemacht. Dennoch seien die Täter in fast 160 Fällen erfolgreich gewesen und hätten dabei im Schnitt etwa 18 000 Euro pro Tat erbeutet – insgesamt also ungefähr 2,88 Millionen Euro und damit mehr als im gesamten Vorjahr.

«Die gestiegenen Fallzahlen sind auch auf eine erhöhte Anzeigenbereitschaft der potenziellen Opfer zurückzuführen», sagte Lewentz. Zugleich habe die Polizei seit 2015 die Prävention intensiviert und länderübergreifend Täter festnehmen können.

Die Ermittlungsgruppe «Zaster» des Polizeipräsidiums Koblenz nannte Lewentz als Beispiel. Im Zuge aufwendiger Ermittlungen hätten einer Tätergruppierung allein in Rheinland-Pfalz 17 vollendete Taten mit einem Gesamtschaden von nahezu 1,4 Millionen Euro sowie fast 500 versuchte Taten zugeordnet werden können. Mehrere Verdächtige seien festgenommen, 19 Gebäude in ganz Deutschland sowie 28 Objekte in der Türkei durchsucht worden. In Zusammenarbeit mit den türkischen Behörden hätten zudem zwei professionell ausgestattete Call-Center in der Türkei stillgelegt sowie 42 Beschuldigte vorläufig festgenommen werden können.

 

 

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