Projekt „Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung“ in Koblenz soll mehr Frauen erreichen

Mainz. Das Projekt der „Medizinischen Soforthilfe nach Vergewaltigung“ wird in Koblenz nun sichtbarer. Auf einem Bus der Koblenzer Verkehrsbetriebe wird in Form einer Außenwerbung auf das Angebot aufmerksam gemacht, mit dem die Erstversorgung nach Vergewaltigung unterstützt wird. Das Modellprojekt wird in Koblenz unter Federführung des Frauennotrufs Koblenz in Kooperation mit dem Klinikum Kemperhof seit April 2020 umgesetzt und vom Frauenministerium gefördert.

„Ich freue mich sehr und danke dem Frauennotruf Koblenz, dass er das Thema verstärkt in die Öffentlichkeit trägt. Die Buswerbung wird wesentlich dazu beitragen, das Angebot weiter bekannt zu machen. Mein Dank gilt auch dem Rotary-Club, der die Finanzierung dieser Werbemaßnahme übernommen hat. Ich hoffe sehr, dass wir damit noch mehr betroffene Frauen und Mädchen erreichen, damit sie sich die notwendige medizinische Versorgung holen und auch die vertrauliche Spurensicherung in Anspruch nehmen“, erklärte Frauenministerin Anne Spiegel. „Mit diesem Projekt schließen wir eine wichtige Lücke in der Versorgung von Frauen und Mädchen nach einer Vergewaltigung. Für das große Engagement der beteiligten Ärztinnen und Ärzte des Kemperhofs bin ich sehr dankbar.“

Dazu erklärte Melanie Zöller, Geschäftsführerin GK-Mittelrhein: „Für uns war es selbstverständlich, bei diesem Projekt mitzuwirken, um unserer medizinischen und gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden und uns für eine vertrauliche und kompetente Versorgung im Sinne der Betroffenen einzusetzen.“

“Wir möchten mit dem Modellprojekt der Medizinischen Soforthilfe erreichen, dass eine gute medizinische und psychosoziale Versorgung nach einer Vergewaltigung für jede Frau selbstverständlich zur Verfügung steht – auch ohne den Druck eine Anzeige erstatten zu müssen. Als Notruf stehen wir hier fest an der Seite der Frauen, die sexualisierte Gewalt erlebt haben und wir sind überzeugt, dass das Modellprojekt eine deutliche Verbesserung für die betroffenen Frauen darstellt”, sagte Jacqueline Bröhl vom Frauennotruf Koblenz.

Das Konzept ist 2018 von den Frauennotrufen nach Rheinland-Pfalz gebracht worden. Inzwischen wird es im Land an vier Klinikstandorten in Mainz, Worms, Trier und seit April 2020 auch in Koblenz umgesetzt. Das Ministerium fördert das Projekt in Koblenz im ersten Jahr mit 12.000 Euro, im Anschluss mit 5.000 Euro pro Jahr. Zusätzlich werden rechtsmedizinische Schulungen und die Lagerung der Asservate finanziert. Insgesamt fördert das Frauenministerium die Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung im Land mit 55.000 Euro im Jahr.

Die Erfahrungen aus der Beratungsarbeit haben gezeigt, dass sich Frauen und Mädchen, die sexuelle Übergriffe erlebt haben, nur selten jemandem anvertrauen oder Hilfe in Anspruch nehmen. Viele haben Angst, dass sie gegen ihren Willen zu einer Anzeige bei der Polizei gedrängt werden könnten oder dass jemand über ihren Kopf hinweg Anzeige erstattet, wenn die Tat bekannt wird. So unterbleiben zum Teil notwendige Untersuchungen sowie Gesundheits- und Schwangerschaftstest. Zudem gehen körperliche Spuren der Tat unwiederbringlich verloren. In einem späteren Strafprozess können sie dann nicht mehr als Beweise herangezogen werden. Nicht zuletzt unterbleibt auch oft die wichtige psychosoziale Begleitung, wie sie die Frauennotrufe anbieten.

„Eine qualifizierte medizinische Versorgung und – auf Wunsch – eine vertrauliche Sicherung der Spuren des Tathergangs sind daher entscheidend wichtig für die Betroffenen. Dies gilt besonders, wenn sie zunächst noch nicht wissen, ob sie eine Anzeige bei der Polizei stellen werden.“, erklärt Ministerin Spiegel. „Deswegen ist es wichtig, dass wir in Zukunft das Projekt weiter vorantreiben und diese wichtige Unterstützung mehr Frauen und Mädchen bieten können.“

 

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