Schüler-Landtag 2020 endet digital

Landtagspräsident Hendrik Hering will mehr virtuelle Landtagsbesuche, Seminare und Workshops anbieten. (Foto: Landtag RLP)

Landtagspräsident Hering kündigt weitere Online-Formate an

Die Corona-Pandemie hat auch den Veranstaltungen des rheinland-pfälzischen Landtags einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht. Alle ursprünglichen Planungen mussten über Bord geworfen werden. Ein beliebtes wie erfolgreiches Format war davon besonders betroffen: der Schüler-Landtag, der in diesem Jahr zum 35. Mal hätte stattfinden sollen.  Am 24. März 2020, nur wenige Tage nach dem Corona-Lockdown, wäre ursprünglich die abschließende Plenarsitzung des Schüler-Landtags im Mainzer Landesmuseum gewesen. Landtagspräsident Hendrik Hering war es ein besonderes Anliegen, den teilnehmenden Klassen nach ihrer intensiven Vorbereitung dennoch einen coronakonformen Abschluss des Projekts zu ermöglichen.

„Auch wenn es angesichts des Virusgeschehens notwendig war, den Schüler-Landtag abzusagen, so waren die Jugendlichen, aber auch die Abgeordneten natürlich enttäuscht“, sagte Hendrik Hering. Rund 100 Schülerinnen und Schüler hätten sich mehrere Monate lang intensiv auf diesen Tag vorbereitet. Sie haben eigene Anträge mit konkreten politischen Forderungen formuliert und sich auf spannende und kontroverse Debatten mit den „echten“ Abgeordneten gefreut. „Außerdem haben sie sich erhofft, dass ihre Beschlüsse Einfluss in die Landespolitik finden“, erklärte der Landtagspräsident. Auf der Tagesordnung des diesjährigen Schüler-Landtags standen aktuelle politische Themen: neben dem aktiven Kommunal- und Landtagswahlrecht ab 16 Jahren und der vollständigen Digitalisierung des Schulbuchwesens an weiterführenden Schulen, forderten die Jugendlichen auch die Einführung eines klimabezogenen Pflichtfaches „Umweltlehre“ ab Klasse 7 sowie die kostenlose Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel für Schüler, Auszubildende und Studierende.

Jugend Gehör verschaffen

Um der Stimme der Jugend dennoch Gehör zu verschaffen, bot Hendrik Hering den beteiligten Klassen an, Videokonferenzen mit Landtagsabgeordneten durchzuführen und mit diesen als „virtuelle Alternative“ zur ausgefallenen Plenarsitzung über ihre politischen Forderungen zu diskutieren. Als Gesprächspartner standen der Landtagspräsident oder die bildungspolitischen Sprecherinnen und Sprecher der Landtagsfraktionen zur Verfügung. Die Klassen waren in der Videokonferenz jeweils durch gewählte Schülerinnen und Schüler vertreten. So debattierte Landtagspräsident Hendrik Hering mit Vertretern der Klasse 10e des Hohenstaufen-Gymnasiums Kaiserslautern zum Thema „Wahlalter 16“ und der Klasse 10b des Cusanus-Gymnasiums Wittlich zum Thema „Vollständige Digitalisierung des Schulbuchwesens“. Die bildungspolitischen Sprecherinnen und Sprecher der Fraktionen der SPD (Bettina Brück), der CDU (Anke Beilstein), der AfD (Joachim Paul) und der FDP (Cornelia Willius-Senzer) diskutierten mit Schülern der Klasse 10 der Siedlungsschule Realschule plus Speyer zum Thema „Einführung eines klimabezogenen Pflichtfaches Umweltlehre ab Klasse 7“.

Alle Beteiligten zogen eine positive Bilanz dieses digitalen Pilotprojektes. Die videogestützte Form der Begegnung habe einen guten fachlichen und persönlichen Austausch auf Augenhöhe ermöglicht und sei wichtig gewesen, um die politischen Ideen der Jugendlichen doch noch an das Landesparlament weiterzugeben, waren sich die Teilnehmer einig.

Bildungsangebote werden virtuell

Aufgrund der positiven Erfahrungen mit dem videogestützten Dialog zwischen Jugend und Politik kündigte Hering an, dass der Landtag seine vielfältigen Bildungsangebote für Schulklassen und Jugendliche im kommenden Schuljahr erstmals um virtuelle Landtagsbesuche, Seminare und Workshops erweitern wolle. Im Mittelpunkt solle dabei der politische Austausch von jungen Menschen mit ihren Landtagsabgeordneten stehen. Denn im Landesparlament würden Fragen diskutiert und Entscheidungen getroffen, die gerade für die Zukunft junger Menschen von zentraler Bedeutung seien, betonte der Landtagspräsident. Online-Formate seien gut geeignet, der Stimme der Jugend Gehör zu verschaffen, weil Besuche von Kindern und Jugendlichen im Landtag bis auf Weiteres nur eingeschränkt möglich seien. Ob und unter welchen Bedingungen im kommenden Jahr wieder ein Schüler-Landtag als Präsenzveranstaltung durchgeführt werden kann, hängt von der weiteren Entwicklung des Pandemiegeschehens ab.

 

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