Umweltministerin Ulrike Höfken besucht Energiewendeprojekt

  • Projekte aus Rheinland-Pfalz zeigen das intelligente Verteilnetz
 Oliver Henrichs (l.), Geschäftsführer der E.ON-Tochter innogy Westenergie, und Ulrike Höfken (m.), Ministerin für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten des Landes Rheinland-Pfalz besuchten gemeinsam mit Landrat Dr. Marlon Bröhr (r.) die Energiewabe Rhein-Hunsrück-Kreis (Foto: innogy SE)

Seit dem Startschuss Anfang 2017 entwickelt das Energiewendeprojekt Designetz aus vielen Bausteinen die Blaupause für das Energiesystem der Zukunft.

47 Partner aus Industrie, Stadtwerken, Wissenschaft und Politik arbeiten in den drei Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland an zuverlässigen und kosteneffizienten Lösungen für die ganzheitliche Umsetzung der Energiewende.

Im Rahmen ihrer Klimaschutztour hat nun Ulrike Höfken, Ministerin für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten des Landes Rheinland-Pfalz, ausgewählte Teilprojekte von Designetz in Großlangenfeld, Wincheringen und Simmern besucht.

Umweltministerin Ulrike Höfken sagte bei ihrem Besuch: „Der Kohleausstieg ist beschlossen, die Zukunft gehört den klimafreundlichen erneuerbaren Energien. Für eine erfolgreiche Energiewende ist jedoch ebenso wichtig, dass Energie stärker dort verbraucht werden muss, wo sie erzeugt wird. So können der Netzausbau reduziert, Kosten gesenkt und Einkommen vor Ort erzielt werden. Ein zentrales Ziel von DESIGNETZ ist es, dass wir die unterschiedlichen Bedürfnisse der Regionen und der dort lebenden Menschen erkennen und ihnen gerecht werden. Deshalb ist es wichtig, lokale Lösungen intelligent zu vernetzen und mit überregionalen Ansprüchen an die Energieversorgung zu verknüpfen. Der Rhein-Hunsrück-Kreis ist dabei über die Bundesgrenzen hinaus Vorreiter: Er hat mit Energie aus Wind, Sonne und Biomasse seinen CO2-Ausstoß von 680.000 Tonnen jährlich auf bilanziell null gesenkt und erzeugt heute das Dreifache seines Strombedarfs.“ Höfken kennt das Projekt Designetz bereits sehr gut und ist Mitglied des Politischen Beirats.

Oliver Henrichs, Geschäftsführer der E.ON-Tochter innogy Westenergie, ergänzte: „Mit Designetz zeigen wir die vielfältigen Elemente eines zukünftigen Energiesystems. Dabei ist Designetz weit mehr als ein technisches Projekt. Wir bringen die unterschiedlichen Akteure zusammen und vereinen ihre jeweiligen Stärken. Denn wir sind der Überzeugung, dass die Energiewende nicht durch Alleingänge, sondern nur durch Kooperationen gelingen kann. Mit unseren Projekten in Rheinland-Pfalz können wir zum Vorbild für die Energiewende werden. Durch die optimale Ausnutzung der Netze und deren intelligenter Steuerung reduzieren wir den Bedarf an klassischem Netzausbau und ermöglichen so eine nachhaltige und sichere Energieversorgung.“

Immer mehr Strom wird in Zukunft aus erneuerbaren Energien gewonnen. Bereits heute gibt es in Deutschland rund 1,8 Millionen dezentrale Erzeugungsanlagen, die grünen Strom aus Windkraft, Sonnenenergie oder Biogas in das Verteilnetz einspeisen – Tendenz weiter stark steigend. Um der dadurch entstehenden schwankenden Einspeisung und dem sich gleichzeitig verändernden Verbrauch gerecht zu werden, bedarf es intelligenter Konzepte. Designetz entwickelt eine Blaupause für dieses Gesamtenergiesystem der Zukunft. Kerngedanke ist der Ausgleich zwischen Erzeugung und Verbrauch von Energie bereits auf lokaler Ebene, der einen umfangreichen Netzausbau vermeidet.

Über den Mittelspannungsregler in Großlangenfeld

Der Mittelspannungslängsregler in Großlangenfeld dient zum Ausgleich von Spannungsschwankungen aus der Einspeisung von erneuerbaren Energien. Durch die zunehmende Anzahl regenerativer Erzeugungsanlagen stoßen die Verteilnetze im ländlichen Raum an ihre Grenzen. Durch die Mittelspannungsregler hat Westnetz als Verteilnetzbetreiber eine echte Alternative geschaffen, die die Stromflüsse intelligent steuern und so einen Netzausbau vermeiden.

Bei dem Mittelspannungsregler in der Nähe von Großlangenfeld handelt es sich um die erfolgreiche Pilotinstallation zum Ausgleich von Spannungsschwankungen. Der rund 12 Meter lange Container enthält modernste Technik und kann eine elektrische Leistung von bis zu 8 MVA (Megavoltampere) übertragen und deren Spannungsniveau im Bereich zwischen +/- 10 Prozent intelligent beeinflussen. Das bedeutet: Durch den Regler kann Westnetz die Spannungsschwankungen aus der Einspeisung aus erneuerbaren Energien in einem knapp 30 Kilometer langen Stromkreis deutlich besser aussteuern, wodurch die Netzanschlusskapazität für Einspeiseanlagen verdreifacht werden konnte. Diese Kapazitätssteigerung entspricht der Leistung von mehreren hundert Solaranlagen auf Hausdächern sowie mehreren Biogasanlagen.

Über den Smart Operator in Wincheringen

Der Smart Operator ist eine intelligente Box, die in einer Ortsnetzstation untergebracht ist und kontinuierlich Verbrauchs-, Erzeugungs- und Wetterdaten erfasst. Daraus entwickelt er Prognosen über die Einspeisung bzw. den Verbrauch von Strom im Ortsnetz. Über intelligente Stromzähler, sogenannte Smart Meter, ist der Smart Operator mit Haushalten verbunden. Durch diese Vernetzung können beispielsweise Stromspeicher so gesteuert werden, dass sie überschüssige Sonnenenergie mittags zwischenspeichern und diese abends den Haushalten bereitstellen. Ziel des Smart Operators ist es, eigenständig das bestehende Ortsnetz optimal auszunutzen, die Integration von regenerativen Energien zu verbessern und vorhandene Flexibilität für den Markt bereitzustellen. Das Ortsnetz wird damit zu einer autonomen Energiezelle im Sinne von DESIGNETZ.

Über die Energiewabe Rhein-Hunsrück-Kreis

Im Projekt „Energiewabe Rhein-Hunsrück-Kreis“ erproben die Projektpartner ein mehrstufiges Energiemanagement vom Haushalt bis zur Umspannanlage. Durch das Energiemanagement soll das Stromnetz im Bereich Simmern entlastet und Strom aus Erneuerbare Energien möglichst vor Ort genutzt werden. Überschüssiger Strom wird dazu in mehreren dezentral organisierten und zunächst lokal agierenden Batteriespeichern gespeichert bzw. durch flexible Verbraucher genutzt. Durch das System wird lokal nicht benötigte Flexibilität gebündelt und als „Batterieschwarm“ auf regionaler Ebene für die sogenannte „Energiewabe“ zur Verfügung gestellt. Die Energiewabe nutzt diese gebündelte Flexibilität netzdienlich, um Stromspitzen zu reduzieren. Zusätzlich kann die Flexibilität über DESIGNETZ auch überregional angeboten. Die erwarteten Ausgleichseffekte sollen weiterhin zeigen, wie sich Energieerzeugungsanlagen im ländlichen Bereich besser mit städtischen Lastzentren austauschen können. Zum Projekt Energiewabe-Rhein-Hunsrück-Kreis gehören: Smart Operator in Kisselbach, Aggregation von Flexibilität, Elektrospeicherheizungen in Simmern, Hausspeicher, Batteriespeicher in Kirchberg und ein Lithium-Ionen-Speicher in Gödenroth.

Über DESIGNETZ

Im Februar 2015 hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) das Förderprogramm „Schaufenster intelligente Energie – Digitale Agenda für die Energiewende (SINTEG)“ ins Leben gerufen. Dabei soll die Energiezukunft in fünf Schaufenstern betrachtet und in Modellregionen großflächig erprobt und erlebbar gemacht werden. Im Zentrum der insgesamt fünf SINTEG-Förderprojekte stehen die intelligente Vernetzung von Erzeugung und Verbrauch sowie der Einsatz innovativer Netztechnologien und -betriebskonzepte.

DESIGNETZ ist das Schaufenster für die Modellregion Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland. Hier leben nicht nur rund 23 Millionen Menschen; die Länder bilden „im Kleinen“ auch alle wesentlichen energiewirtschaftlichen Herausforderungen ab, die es im Rahmen der Energiewende vorzudenken gilt: Von der Versorgung stark industrialisierter und dicht besiedelter Bereiche im Ruhrgebiet, über ländliche Regionen mit heute schon hoher Erneuerbaren-Einspeisung wie die Eifel bis hin zu Landstrichen wie dem Saarland, wo sich Energiebedarf und –erzeugung regional gut ausgleichen lassen. Es ist damit eines der bisher umfassendsten Energiewendeprojekte. Aus rund 30 einzelnen Bausteinen wie smarten Verteilnetzen, Energiespeichern oder digitalen Steuerungen soll bis 2021 ein innovatives Gesamtkonzept gebildet werden.

Das gesamte Projektvolumen beläuft sich auf 66 Millionen Euro, 30 Millionen Euro Fördergelder steuert das BMWi im Rahmen des Förderprogramms SINTEG bei.

 

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