Schulkinder erhielten Einblick die Welt von zwei Milch- und einem Fleischviehbetrieb: 12-Stunden-Tag auf dem Bauernhof in Maldingen

Maldingen. Auch die Dorfschule Maldingen besucht bereits seit Jahren regelmäßig mit dem 5. und 6. Schuljahr die Betriebe der Maldinger Familien Norbert und Stephan Scheuren. Hier ist der Schultag gleich doppelt so lang wie in der Schule.
Um den alltäglichen Tagesablauf eines Landwirten besser zu verdeutlichen, starteten die 13 Kinder bereits um 7 Uhr morgens mit dem Melken auf den beiden Höfen. Und es wurde gleich mit angepackt. Nach einer Einweisung durch die geduldigen Landwirte Norbert und Stephan konnten die Kinder bereits nach kurzer Zeit die Kühe in den Melkstand lotsen, sie mit der Hand anmelken, ihnen das Melkgerät anhängen, wieder abhängen, dippen und aus dem Melkstand entlassen. Das Vertrauen und die Geduld, die die beiden Betriebsleiter ihnen entgegenbrachte, motivierte und begeisterte die Kinder sichtlich. Das nicht alles immer so gut und schnell ablief wie gewöhnlich, störte an diesem Tag niemanden.

Am reich gedeckten Frühstückstisch mit leckeren landwirtschaftlichen Produkten ging der Schultag auf dem Bauernhof gleich weiter. Die Kinder hatten in der Schule Fragen vorbereitet, die sie nun an die beiden Betriebsleiter stellen konnten. So auch die Frage nach den Vor- und Nachteilen des Berufes. Die Kinder zeigten sich begeistert von den vielseitigen und abwechslungsreichen Facetten des Berufes, erkannten aber auch die Belastungen während einer Sieben-Tage-Woche mit wenig Freizeit und Urlaub.

Die Grundschüler aus Maldingen hatten sich mit ihren Lehrpersonen Christina Krings und Walter Schlabertz im Vorfeld des Besuches auf dem Bauernhof bereits mit dem Thema Landwirtschaft auseinander gesetzt und den Tag in der Schule gut vorbereitet. Selbst offen für das Thema, konnten die Lehrpersonen auch bei den Kindern Begeisterung für den Bauernhof entfachen. Spielerisch wurden somit auch bei diesem Besuch, der übrigens in Eigeninitiative von den beiden Landwirten und den Lehrern geplant wurde, die Längen- und Flächenmaße abgesteckt und die Theorie aus dem Klassenzimmer wurde auf der Wiese sichtbar. Ergänzt wurde der Tag auf den beiden Milchviehbetrieben durch einen kurzen Abstecher zum Fleischviehbetrieb Léonard in Maldingen, der die bekannte Rinderrasse »Blanc-bleu-belge« züchtet. Die Unterschiede zur klassischen Milchkuh wurde den Kindern anschaulich gemacht; nicht nur das typische Merkmal des dicken Hinterns des Fleischviehs, sondern auch dessen Fütterung und Haltung. Allgemein ist es wichtig, den Kindern zu vermitteln, woher unsere Lebensmittel stammen und wie sie hergestellt werden. »Die wenige Landwirte in unserem Dorf sind sehr wichtige Menschen für unsere Gesellschaft«, betonte Lehrer Walter Schlabertz gegenüber seinen Schülern. Als weitere Attraktion besuchte der pensionierte Käsehersteller Eddy Klein die Schulkinder während ihres Tages auf dem Bauernhof und stellte mit ihnen Butter und Quark her. Dies mit sehr interessanten Erklärungen, einfachen Mitteln und viel Muskelkraft der Kinder fürs Schütteln der Sahne. Die jungen Butterhersteller durften ihre selbst hergestellten Erzeugnisse am Abend mit nach Hause nehmen. Natürlich durfte das obligatorische Wiegen und Schätzen des Gewichtes von unterschiedlichen Tieren nicht fehlen. Auch die beiden Landwirte und die Lehrer mussten in die Viehwaage – zur allgemeinen Belustigung der Kinder. All diese wunderbaren Bilder des Tages auf dem Bauernhof wurden von ehrenamtlichen Kameraleuten des Offenen Kanals aufgezeichnet. Mit einem schönen Film lassen sich hoffentlich noch weitere Schulen, Lehrpersonen und Landwirte motivieren, ähnliche Projekte zu starten. Walter Schlabertz fasste es mit seiner Leitaussage zusammen: »Was man hört, vergisst man wieder. Was man beobachtet, behält man. Aber was man selber tun kann, dass verinnerlicht man.«

Nach dem abendlichen Melken wurden die Kinder um 19.30 Uhr nach einem langen Tag wieder von ihren Eltern abgeholt. Die Landwirte Norbert und Stephan sowie ihre Familien erhielten seitens der Lehrer ein dickes Lob und vom Elternrat Blumen, Präsente und viel Applaus.

Wenn Lehrpersonen, Elternvereinigungen oder Landwirte Interesse haben, in ihrem Dorf auch die »Schule auf dem Bauernhof« anzubieten, können sie Unterstützung durch die Ländlichen Gilden in Form von kostenlosen Broschüren und Arbeitsmaterialien für den Unterricht und durch Hilfe bei der Vorbereitung und Durchführung der Aktion erhalten. Interessenten können sich im Sekretariat der Ländlichen Gilden in St.Vith unter der Nummer 080/41 00 60 oder unter gerd.bruls@bauernbund.be melden.

Quelle: Grenz-Echo

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