So etwas hat die Vulkaneifel-Kreisstadt Daun noch nicht erlebt

Gemeinsam demonstrieren die Bürger für den Erhalt der Geburtshilfe

Daun. Das plötzliche „AUS“ der Geburtshilfe im Dauner Krankenhaus „Maria Hilf“ bewegt die Gemüter weit über die Kreisgrenzen hinaus. Die Nachricht hat überall für Entsetzen und Fassungslosigkeit gesorgt. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass der Landkreis Vulkaneifel unter den Top 10 in Deutschland in Sachen Zukunftsfähigkeit ganz vorne dabei ist. 

Die Zukunftsfähigkeit des Landkreises Vulkaneifel mit seinen 109 Städten und Gemeinden lässt sich sogar belegen: Die neueste Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BIB) zeigt, dass der Landkreis Vulkaneifel eine steigende Geburtenrate aufzuweisen hat und damit auf Platz 10 aller 294 Landkreise in Deutschland steht, was die durchschnittliche Kinderzahl bezogen auf die Einwohner betrifft. Ausgerechnet jetzt hat der Krankenhausträger den Beschluss gefasst: „Die Geburtshilfe am Dauner Krankenhaus wird am 31. Dezember 2018 geschlossen“. Für alle Beteiligten und nicht Beteiligten schlug diese Nachricht ein wie eine Bombe. Am 16.11.2018 wurde spontan zu einem Protestmarsch aufgerufen, der am 21.11.2018 stattfinden sollte. Und wie er stattgefunden hat!

Weit mehr als 1.500 Bürger jeden Alters, darunter viele Mütter und Väter mit Kleinkindern, Schwangere, aber auch jede Menge ältere Bürgerinnen und Bürger, die sich mit den jungen Leuten solidarisch fühlten, hatten Flagge gezeigt und sind beim Protestmarsch durch die Innenstadt von Daun lautstark mitgelaufen. Respekt!

Das plötzlichem „AUS“ für die Geburtshilfe im Dauner Krankenhaus „Maria Hilf“ zum Ende dieses Jahres war für Alle ein Schock. Überall herrscht Fassungslosigkeit. Unter den Demonstrierenden auch die Landtagsabgeordneten Astrid Schmitt (SPD) und Gordon Schnieder (CDU), der 1. Kreisbeigeordnete Alois Manstein, Stadtbürgermeister Martin Robrecht mit Familie, Bürgermeister Werner Klöckner, die Gleichstellungsbeauftrage Edith Peters und jede Menge Kreistagsmitglieder.   

Der Laurentiusplatz vor dem Dauner Hallenbad war brechend voll. Massen von Menschen strömten mit Plakaten, Transparenten und Trillerpfeifen dorthin, um gemeinsam zum Krankenhaus zu marschieren um dort für den Fortbestand der Geburtshilfe zu demonstrieren. Es war ein sehr friedlicher, aber dennoch lauter Protestmarsch durch Daun. Schuldzuweisungen und Hassäußerungen gab es nicht! Wir haben jetzt noch vier Wochen vor Weihnachten. Wenn kein Wunder mehr geschieht, wird Ende des Jahres die Geburtshilfe im Dauner Krankenhaus „Maria Hilf“ geschlossen. Mit diesen Gedanken befasst sich inzwischen die gesamte Vulkaneifel.

Respekt vor Krankenhausdirektor Franz-Josef Jax. Er hat sich der Versammlung gestellt, ist ans Mikrofon getreten und hat die Hintergründe dieser Entscheidung des Krankenhaus-Trägers mit ruhigen Worten erklärt. „Seit mehr als 10 Jahren ist bekannt, dass der Zeitpunkt zur Schließung der Geburtshilfe irgend wann kommt“, erinnert Jax an die jahrelange Suche für einen, besser zwei Nachfolger von Dr. Dizdar (70), anlässlich der Großdemo mit mehr als 1.500 Teilnehmern vor dem Dauner Krankenhaus. Jax: „Ja, es ist schmerzlich. Ich kann Ihren Unmut sehr gut verstehen. Aber wir werden um die Schließung der Geburtshilfe nicht rumkommen“. Puuh-Rufe und ein lautes, langanhaltendes Pfeifkonzert war die Antwort.

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Alles sei schon versucht worden, um die Abteilung zu erhalten. Die Hoffnung, dass sich doch noch ein Facharzt bereit erklären würde, die verantwortungsvolle Aufgabe in Daun zu übernehmen, war bisher vergebens. Auch die Variante, die Einrichtung einer Hauptabteilung für Geburtshilfe oder ein von Hebammen geführtes Geburtshaus zu organisieren, seien intensiv geprüft worden und aus unterschiedlichen rechtlichen Gründen nicht realisierbar.

Viel Verantwortung lastet auf dem Rücken eines Belegarztes. Zuletzt wurden 430 Geburten im Dauner Krankenhaus jährlich gezählt. Dabei hat einer der beiden Belegärzte rund um die Uhr immer Rufbereitschaft, muss immer erreichbar sein. „Er hat keine Freizeit, muss innerhalb kürzester Zeit im Krankenhaus sein“, sagte Jax. Unter diesem Gesichtspunkt winken Fachärzte ab. Selbst große Krankenhäuser mit weit über 2.000 Geburten haben inzwischen Probleme, Ärzte zu finden.

Der politische Wille aller politischen Fraktionen auf Landesebene ist da. Aber die Politiker können sich auch nicht vor der Realität verschließen, dass es in Daun zum 31.12.2018 keine Geburten mehr geben wird.

Viel mehr gilt es, dass alle zusammen nach einer Lösung suchen. Was allen am Herzen liegt, sind gesunde Mütter und Kinder. Nur gemeinsam kann man etwas bewegen und die Dauner Krankenhausleitung sollte dazu der wichtigste Verbündete sein. Die Initiatorinnen der Interessengemeinschaft „Geburtshilfe Daun“ sind jedenfalls überwältigt von der großartigen Unterstützung die ihnen bisher von allen Seiten entgegen gebracht wird. Dafür bedanken sie sich von Herzen bei allen Unterstützern. Auch die Polizei in Daun hat vorbildliche Arbeit geleistet. Das muss an dieser Stelle auch einmal betont werden. Die Stadt war vergangene Woche voller Menschen und trotzdem wurde der Verkehrsfluss für alle zufriedenstellend umgelenkt.

 

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