Steinreiche“ Eifel

Die Steinindustrie hat in der Eifel eine Jahrtausende alte Tradition. Vor allem die dem Vulkanismus entsprungenen Steinarten stellten einen wichtigen Erwerbszweig dar.

Dachschiefer wurde im Untertagebau gewonnen. Das zerkleinerte Material wurde in bergfrischem Zustand auf einem Block gespalten und anschließend auf dem Zurichtebock mit Brücke und Hammer zu Dachschiefern verarbeitet. Mit diesem Material, den „Leien“, wurden die Eifeler Bauernhäuser gedeckt, nachdem das Verlegen von Strohdächern aus Sicherheitsgründen verboten worden war. Zahlreiche Funde in der Osteifel beweisen, dass die Verwendung des Dachschiefers bereits den Römern bekannt war. Auch als Bodenbelag in Stuben, als Hof- und Treppenmaterial war der blaue Schiefer beliebt, wie es das Eifeler Landschaftsmuseum besonders demonstriert (großer Ausstellungssaal).

Aus vulkanischen Aschen mit verschiedenen Beimischungen, verfestigt im Laufe von Jahrtausenden zu einem weichen Stein, entstand der Tuff. Auch er wird unterirdisch abgebaut. In einem Bruch bei Kruft (Altkreis Mayen) fand sich eine Ritzzeichnung mit der Darstellung eines römischen Legionärs, was auf eine frühe Nutzung des leicht zu bearbeitenden Steines hinweist. Zahlreiche Sarkophage aus Tuff sind erhalten. Das schönste Eifeler Bauwerk aus Tuffstein ist das weitbekannte Münster von Maria Laach. Aus seinem Nordturm stammt ein Gesimsstück aus dem 12. Jahrhundert und ein kleines Stück des für Maria Laach charakteristischen Diamantfrieses, das in der Genovevaburg in Mayen aufbewahrt wird.

Das Tuffmaterial war und ist besonders von Bildhauern geschätzt. Zahllose Reliefs, Bildstöcke, Kreuzwegstationen und Wegekreuze sind aus den Krufter Steinen gearbeitet. Sie stellen  eine wichtige primäre Quelle für unsere Kulturlandschaft dar. Die Laacher Schule genießt bis heute einen guten Ruf im gesamten Rheinland.
Die Bimstuffdecke des Laacher See – Gebietes verdankt ihre Entstehung mehreren Vulkanen, die vor etwa 12.000 Jahren zum Ausbruch kamen. Die Bimssande stellen den Rohstoff einer bedeutenden Industrie dar, die sich auf die Herstellung von Bausteinen konzentriert.

Zur Herstellung von Reib- und Mühlsteinen eignete sich besonders die Basaltlava des Mayener und Niedermendiger Raumes. Schon in frühgeschichtlicher Zeit wurden Mayener Reibsteine bis in die Schweiz und nach Ostfrankreich geliefert. Die Römer beförderten den geschätzten Stein zum Mühlsteinbau in den Donauraum und nach Norddeutschland. Bis heute sind allein in den Mayen – Kottenheimer Gruben 5 Millionen Kubikmeter Stein abgebaut worden.

Frühe Reibsteine aus Basaltlava hatten eine brotlaibförmige Gestalt. Sie wurden in die Erde eingerammt. Auf ihnen mahlten Läufersteine das Getreide zu Mehl. An die Stelle der Reibsteine traten später Reibplatten und als schönste frühgeschichtliche Form die sogenannten Napoleonshüte.

Einen großen Aufschwung erlebte die Mühlsteinindustrie in der Römerzeit. Neben die Kleinmühlen, die wenigen Soldaten oder privaten Haushalten zur Herstellung von Schrot dienten, traten jetzt die ersten Großmühlen zur Gewinnung von Feinmehl. Die Großmühlen des Mittelalters erkennt man bis heute an dem Wulstring um das Achsloch.

Aus Basalt schuf man auch steinzeitliche Hämmer, die bis zu einem halben Zentner schwer waren. Diese waren besonders in den Steinbrüchen im Einsatz, wo mit schweren Schlägen angerissene Blöcke gespalten wurden. Bei dieser Abbautechnik setzte man zunächst auf die Setzspaltung. Hierbei führte ein Arbeiter wuchtige Schläge auf einen keilförmigen Hammer aus, nachdem man zuvor eine Nute vorgeschlagen hatte. Funde belegen, dass die Römer diese Methode durch die Keilspaltung ersetzten. Mit eisernem Spitzhammer wurde eine Rille gehauen, ein Keil eingesetzt und mit einem Hammer eingetrieben.

War das Grubengelände bei den Römern in kleine Parzellen eingeteilt, die an Unternehmer verpachtet wurden, so gewann man im Mittelalter das Gestein im Untertagebau. In den letzten Jahrhunderten arbeitete man über Tag, so dass riesige Gruben entstanden, die man heute in der Osteifel noch gut sehen kann. Auch in anderen Teilen der Eifel liegen die alten Steinbrüche vielfach verlassen, die Halden sind mit Buschwerk bedeckt.

Hartbasalt diente auch der Herstellung von Kreuzen, Sarkophagen und Einfassungen an Häusern. Als Treppenbelag ist er auch heute noch gefragt.
Mit Beginn des Bahnbaus und des systematischen Ausbaues der Straßen kam es zur Gründung vieler leistungsfähiger Unternehmen in allen Teilen der Eifel. Als Schotter und Befestigungsmaterial war der Basalt unverzichtbar.

Zu einem überlokalen Wirtschaftszweig entwickelte sich mit dem Eisenbahnbau in der Eifel das Gewerbe mit dem Buntsandstein. In zahlreichen Steinbrüchen, vor allem an der Kyll, wurde der Sandstein gebrochen und von den Bahnhöfen verschickt. Burbach, Neuheilenbach, Balesfeld und Seffern entwickelten sich zu kleinen Zentren. Hier wurden die Rohlinge auch größtenteils verarbeitet, die Eisenbahn produzierte auf eigenen Bahnhöfen Bausteine aller Art für Gebäude, Mauern, Einfassungen und Tunnels.

Der rote Buntsandstein war ein gefragter Rohstoff für Schleifsteine aller Art. Die Feinstahlwarenindustrie in Solingen und Remscheid griff gerne auf Eifeler Steine zurück. Auch wurden Kilometer- und Grenzsteine in großen Mengen gefertigt. Der Bedarf an Bausteinen, besonders für aufwendige Fassaden (Kyllburg, Prüm, Bitburg u.a.), war um die Jahrhundertwende groß. Beliebt ist der Sandstein bis heute als Hauwerk für Fenster- und Türgewände.

Auch für künstlerische Arbeiten bot sich der Eifeler Sandstein gut an. So gibt es in vielen Kirchen, Kapellen und ehemaligen Klöstern noch zahlreiche Figuren. Bekannt ist die Sandsteinmadonna aus Mayen als Beispiel für ein gotisches Madonnenstandbild des 14. Jahrhunderts. Aber auch Figuren der Anna Selbdritt (Mutter Anna mit Maria und Jesuskind), Kreuzgruppen, „Siebenschläfergruppen“ oder ganze Altäre entsprangen der Kunstfertigkeit und Gestaltungsfähigkeit ehemaliger Steinmetze.

Handwerkerspruch:

„Hast du dein Leben ausgeschnaubt,
ich setz‘ dir dann den Stein auf‘s Haupt.
Und wünsch‘, er werd‘ dir nicht zu schwer, im Leben trugst du oft viel mehr“.

Verfasser:  Joachim Schröder
 

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