50 Jahre Eisspezialitäten aus Tradition und Leidenschaft

Daun. Als die Deutschen in den 60iger Jahren ihre Liebe zu Italien entdeckten, brachten sie als Urlaubserinnerung nicht nur Sonne und Pizza, sondern auch den einzigartigen Eisgeschmack mit zurück in die Heimat. Denn niemand beherrscht die Eismacherkunst besser als die Italiener.

Etwa 4.000 Eiscafés gibt es mittlerweile hierzulande, der Großteil ist in italienischer Hand. Zwei traditionsreiche auch in der Kreisstadt Daun. Kein Wunder, denn unsere italienischen Freunde aus den Dolomiten haben die moderne Speiseeis-Kultur in ganz Europa geprägt.

Die Wiege der italienischen Eismacher liegt in den zwei kleinen Tälern Zoldo und Cadore in den Dolomiten. Die Händler von gekochten Birnen und Maronen fanden dort keine Arbeit mehr und wanderten aus, um ihr Glück als Eismacher zu versuchen. Darunter auch Cesarino Fontanella mit seiner Frau Maria.

Immer mehr Bewohner des Dolomitentals und andere Venetier lernten das „Gelatiere“-Handwerk und zogen anschließend nach Deutschland. Viele verkauften ihr Speiseeis vom Wagen aus, andere meldeten ihr Geschäft in der Wohnung an und verkauften Eis im Erdgeschoss vom Fenster aus ihrer Wohnung. Damit die Kunden besser an die Öffnung herankamen, legten sie Dielenbretter darunter. Damit war der Begriff „Eisdiele“ geboren. Ein regelrechter Boom setzte in den 1950er-Jahren ein. Wiederaufbau, Wirtschaftswunder und die erste Reisewelle nach Italien kurbelten die Nachfrage an.

Zwischenstation in Trier

Zu den Gelatieri-Pionieren in der Eifelregion zählte zweifellos auch Cesarino Fontanella. Bevor er sein erstes Eiscafe in Daun eröffnete, war er in den 50iger Jahren zunächst alleine nach Deutschland gekommen, während seine Frau Maria mit den vier kleinen Kindern Laura, Fausta, Luigi und Umberto in Italien geblieben war. Nach Stationen in Duisburg und Herne arbeitete Cesarino bei Trierer Freunden im Eiscafé Calchera. Die Calchera’s waren bereits 1937 nach Trier gekommen und somit das erste Eiscafé in Deutschlands ältester Stadt Trier. In dieser Zeit reifte immer mehr Cesarino’s Traum vom eigenen Eiscafe. Bei seiner Suche nach einem möglichen Standort landete Cesarino  irgendwann mit einem Freund in Daun. Cesarino war sofort verliebt in das kleine Städtchen. Cesarino kam immer öfter nach Daun. Auf der Suche nach einem geeigneten Ladenlokal war man in der Wirichstraße fündig geworden. Bald war man sich einig.

Bis zur Saisoneröffnung im Frühling 1961 nutzte Cesarino die Zeit nach Feierabend und zimmerte sich in Trier seine erste Ladentheke zusammen. Tische und Stühle wurden bestellt. Der Italienischen Eiszeit in Daun stand nichts mehr im Wege. Die Gewerbeanmeldung datiert auf den 06. Mai 1961. Jetzt fehlte nur noch Cesarino’s Familie.

Zur damaligen Zeit war es ein echtes Abenteuer mit dem Zug aus den Dolomiten über Venedig – Mailand – München – Koblenz – Mayen nach Daun zu reisen. Fast zwei Tage waren die Fontanella’s  mit den vier Kindern und jeder Menge Gepäck unterwegs – erinnert sich Laura Fontanella, die älteste Tochter Cesarino’s. „Als wir mit dem Zug am Dauner Bahnhof ankamen, war es schon spät. Kein Mensch war in den dunklen Straßen unterwegs. Nur ein Fuhrwerk mit zwei Kühen kam vorbei“. Damals war noch die Wirichstraße die Hauptverkehrsader mit Gegenverkehr mitten durch die Kreisstadt. Die Umgehungsstraße war zu dieser Zeit noch nicht geplant. Aber gegenüber dem neuen Eiscafes gab s schon ein Kino“.      

Alles begann am 06. Mai 1961

Heute kann man stolz behaupten: das traditionsreichste italienische Eiscafe in der Vulkaneifel gehört  zweifellos Familie Fontanella in Daun. Das Eiscafe besteht seit 1961 in Daun in der Wirichstraße. Die Fontanella`s pflegen eine lange italienische Eismachertradition. So hat sich die Zahl der angebotenen Eissorten ständig erweitert. Schon Firmengründer Cesarino Fontanella hat sich die maximale Qualität als Ziel gesetzt und erreichte diese schon damals durch allerbeste natürliche Zutaten. In den 50 Jahren Eiscafe Fontanella haben sich die Eisqualitäten weit über die Grenzen der Kreisstadt herumgesprochen. Die Kunden kommen teilweise von weit her. Bei einem Besuch in der Vulkaneifel-Kreisstadt darf die Italienische Eisspezialität nicht fehlen. 1980 eröffnete Laura mit ihrem Sohn Alesandro in der Burgriedstraße ein neues Eiscafe. Laura’s Bruder Luigi, der sein Gelatiere-Handwerk beherrscht wie kein Zweiter, sorgt bis zum heutigen Tag in der Burgfriedstraße für die leckeren Eisspezialitäten.    

„Unsere Kunden wissen, dass wir unser Eis seit 50 Jahren selbst herstellen. Wir berufen uns bei der Herstellung auf  eine alte  Familientradition. Das ist unsere Geschäftsphilosophie“, sagt Andrea Fontanella in dritter Generation Sohn von Umberto, nicht ohne Stolz. Bei der Wahl der Zutaten setzen er und sein Vater Umberto, wie sie betonen, auf regionale Produkte, nicht zuletzt, um auch der hiesigen Region verbunden zu sein. Früchte wie zum Beispiel Erdbeeren beziehen sie aus der Eifel-Mosel-Region ebenso wie die Eier, die, wie sie sagen, von freilaufenden Hühnern gelegt werden und aus der Vulkaneifel stammen. Für die Eisherstellung wird vor allem das Eigelb benötigt, in dem Lecithin, ein natürliches Bindemittel, steckt. Dadurch könne man bei der Eisherstellung auf künstliche Bindemittel verzichten, verrat uns Umberto. Doch ganz ohne Zutaten aus der Ferne kommen auch die Fontanella’s nicht aus: Die köstliche Nusspaste kommt aus Piemont, die Pistazien aus Sizilien und die Vanilleschoten aus Tahiti. 

„Wir haben kein Geheimrezept!“

Eis wird je nach Bedarf täglich hergestellt, im Sommer natürlich mehr. Am aufwendigsten ist die Vorbereitung, denn alle Zutaten müssen pasteurisiert werden, wie uns Seniorchef Umberto erzählt. Die Früchte müssen gewaschen, geputzt und passiert werden, bevor sie in die große Eismaschine wandern, in der sie mit Wasser und Zucker in etwa 15 Minuten zu sieben Litern Fruchteis werden. Das Milcheis wird natürlich aus jeder Menge Milch, aus Sahne, Eigelb und Zucker hergestellt und je nach Sorte verfeinert. Ein spezielles Geheimrezept haben Vater und Sohn nicht, nur eines sei wichtig: „Das größte Geheimnis eines Eiskonditors muss die Leidenschaft und die Liebe zum Detail sein“ – so Umbreto.

Die eigentliche Eisherstellung erfolgt in einer Eismaschine. Früher arbeiteten die Gelatieri mit einer auf Eis gebetteten Marmorplatte, auf der sie die Masse ausbreiteten und mit einem Spachtel kräftezehrend umschichteten. Heute findet diese Arbeit in einer Trommel statt. Diese wird von der Maschine gezielt auf die richtige Kälte temperiert, während in der Trommel rotierende Spachteln die gefrorene Masse von den Wänden schaben und immer wieder durchrühren. Sobald das Eis die richtige Konsistenz erreicht hat, wird es aus der Trommel direkt in die Eiswanne gelassen und mit einem Spachtel in Form gebracht. Bei manchen Geschmackssorten werden jetzt noch zusätzliche Dekorationen hinzugefügt – so wird zum Beispiel das Amarena-Eis mit frischen Früchten und deren Saft marmoriert (der Gelatiere spricht dann von einem „Gelato variegato“) – verrät uns Umberto.

„Unser Eis ist gesund!“

Bei den Fontanella’s wird das Eis auch heute noch nach eigenen Rezepturen handwerklich hergestellt. Inzwischen kann man aus über 30 Eissorten wählen. Die Lieblings-Eisgeschmacksrichtung ist immer noch der Klassiker Vanille, dicht gefolgt von Schokoladeneis. Darauf folgt Stracciatella und  Erdbeere. Wie uns Andrea Fontanella verrät, hat das Speiseeis beim Verzehr etwa Minus 4°C. Bereits im Mund erwärmt es sich auf etwa Plus 18°C. Im Magen angelangt erreicht es fast schon unsere Körpertemperatur. Man muss also keine Angst vor einem “kalten Bauch” haben. Pro Person kann man in Deutschland von einem Jahresverbrauch von knapp 8 Litern ausgehen.

Was macht Fontanella’s Eis so schmackhaft?

Die Hauptzutaten sind Milch bzw. Milcherzeugnisse sowie Zucker und Eier. Für die speziellen Geschmacksrichtungen kommen dann noch Früchte, Kakao, Nüsse, Schokolade etc. dazu. Je nach Sorte stecken im Eis auch einige Vitamine und Mineralstoffe. Eiscreme wird aus Zucker, Milch, Sahne und Butter hergestellt. Eiscreme muss mindestens zehn Prozent Milchfett enthalten, das macht das Eis schön cremig und weich. Milchspeiseeis besteht aus 70 Prozent Milch und hat damit einen geringeren Fettanteil als Eiscreme. Der hohe Milchanteil ist gesund, da Milch viel Kalzium enthält – das stärkt Knochen und Nägel. Fruchteis besteht aus Zucker, frischem Obst, Fruchtmark oder Obstsaft, mit einem Fruchtanteil von mindestens 20 Prozent.

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