Caritas und FIN: Gemeinsam für Gewaltopfer – gegen Sucht und Gewalt

Gerolstein. „74 Prozent alkoholkranker Frauen gaben in einer Untersuchung an, dass sie körperliche, sexuelle und seelische Gewalt erlebt hätten“, so die erschreckende Aussage der Sozialtherapeutin Isabelle Uhl, die langjährige Erfahrung in der stationären Entwöhnungstherapie suchtkranker Menschen vorweisen kann und derzeit beim Caritasverband in Neunkirchen /Saarland als Beraterin tätig ist.

In ihrem Vortrag verdeutlichte sie, dass Gewalterfahrungen traumatische Erlebnisse seien,

die zu heftigen Folgesymptomen führen können. Die Hilflosigkeit, Beschämung und tiefe Verunsicherung des Opfers könne  beispielsweise zu Erinnerungslücken, zu selbstzer-störerischem Verhalten sowie zu einer wiederholten Opferrolle – oder auch Täterrolle! – führen. Von den alkoholkranken Frauen in der Untersuchung erlebten 48 Prozent bereits in der Kindheit eine Traumatisierung und zusätzlich hatten 32 Prozent im Erwachsenenalter Gewalterfahrung. Daraus lässt sich ableiten, dass Hilfeangebote gegen Gewalt in der Familie auch Hilfe gegen Abhängigkeitserkrankungen bedeuten.

Den beiden Hilfe-Organisationen, Interventionsstelle Eifel Mosel und der Verein FIN, wurde die Wichtigkeit ihrer praktischen Arbeit damit erneut bestätigt. Vor allem der Aspekt, für die traumatisierte Person die Sicherheit vor einer realen Bedrohung zu organisieren, sei immens wichtig, so Frau Uhl. Die Helfer müssten drei Schritte der Hilfe beachten: zunächst die achtsame Kontaktaufnahme, dann die Akutintervention mit „Hühnersuppe statt Psychotherapie“* und als drittes die wohlwollende Begleitung bis zu einer Stabilisierung.

* „Hühnersuppe“ bedeutet hier, dem Opfer zunächst ganz praktische Zuwendung zu geben , also nicht nur etwas zu essen, sondern auch Sauberkeit, frische Kleidung sowie eine angenehme, sichere Unterbringung. 

Seien die Symptome nach ca. sechs Monaten nicht abgeklungen, bestehe dann allerdings psychotherapeutischer Behandlungsbedarf, entweder ambulant oder in einer Einrichtung.

In der Podiumsrunde unter Leitung von Beate Stoff bestätigten die Fachfrauen von FIN und Caritas die die aufgezeigten Hilfemöglichkeiten. Auch mit dem Problem eines suchtkranken und gewalttätigen Partners seien die ehrenamtlichen Helferinnen von FIN häufig konfrontiert.

Sie hätten aber auch festgestellt, dass Wege aus der Gewalt möglich seien, wenn das Netzwerk der Hilfe funktioniere: Das – meist weibliche – Opfer bittet um Unterstützung , eine Hilfeorganisation kümmert sich, die Polizei wird tätig, der Täter lässt sich auf ein Beratungs- und Therapieangebot ein…; ein mühsamer, aber lohnenswerter Weg, besonders wenn Kindern geholfen werden könne, die durch eine familiäre Gewaltspirale besonders zu leiden hätten, betonte abschließend eine Caritas-Mitarbeiterin.

Die Hilfeangebote sind so erreichbar:

Caritas Prüm: 06551 – 971090, Daun: 06592 – 95730 (Interventionsstelle verlangen!)

FIN – Hilfe für Frauen in Not e. V. : 06591 – 980 622 (werktags von 10 bis 14 Uhr)

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