Droht die Vulkaneifel zu vergreisen?

Im Jahre 2035 werden 19.290 Menschen im Landkreis Vulkaneifel älter als 65 sein

Vulkaneifel. Vielen Rentnern in Deutschland droht der soziale „Wohn-Abstieg“. Der Wohnungsmarkt ist auf die steigende Zahl älterer Menschen nicht vorbereitet. Es fehlt fast überall an barrierearmen Wohnungen, ebenso an kleinen Wohnflächen. Wir haben einen enormen Mangel an SenioreSenior Couple Enjoying Meal Togethern-Wohnungen in Deutschland. Es droht eine Pflegekosten-Explosion. Das ist ein Thema, das die Politik nicht so recht wahrhaben will.

Wie ist die Situation in der Vulkaneifel?

Im Landkreis Vulkaneifel werden in den kommenden Jahren rund 2.140 altengerechte Wohnungen fehlen. Das geht aus der aktuellen Studie „Wohnen 65plus“ hervor, die das Regionaldaten-Institut Pestel gemacht hat. Die Wissenschaftler aus Hannover geben darin erstmals auf der Grundlage der neuen Zensus-Zahlen eine Prognose für die Bevölkerungsentwicklung. Demnach werden im Jahr 2035 im Landkreis Vulkaneifel rund 19.290 Menschen älter als 65 Jahre sein – 40 Prozent mehr als heute. Stand 31.12.2011 leben im Landkreis Vulkaneifel 61.533 Einwohner. Damit ist er der nach Einwohnerzahl kleinste des Landes sowie der viertkleinste in Deutschland.

Fast 3.000 Pflegebedürftige im Kreis

„Mit der starken Zunahme Älterer wird auch die Zahl der Pflegebedürftigen rasant wachsen“, sagt Pestel-Studienleiter Matthias Günther. Die Prognose für den Landkreis Vulkaneifel gehe von rund 2.980 Pflegebedürftigen im Jahr 2035 aus. „Bei dieser Entwicklung wird es höchste Zeit, barrierearme Wohnungen für Senioren zu schaffen. Ziel muss es sein, die älteren Menschen so lange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden wohnen zu lassen. Auch dann noch, wenn sie dort ambulant gepflegt werden müssen. Die Alternative ist der Umzug ins Pflegeheim. Genau das wollen viele Ältere aber nicht“, sagt Matthias Günther. Zudem führe die stationäre Pflege im Heim zu enormen Mehrkosten.

Altersgerechte Sanierung lohnt sich

Ein Pflegeplatz im Heim koste – im Vergleich zur ambulanten Pflege zu Hause – pro Jahr rund 7.200 Euro mehr. Verglichen mit dem Aufwand, der notwendig ist, um eine Wohnung altersgerecht zu sanieren, gehe die Rechnung schnell auf. Jedenfalls die, die das Bundesbauministerium ganz offiziell aufmacht: „Demnach kostet der Umbau einer barrierearmen Wohnung durchschnittlich 15.600 Euro. Rein wirtschaftlich betrachtet, lohnt es sich also, in das altersgerechte Bauen und Sanieren zu investieren“, sagt Matthias Günther. Schon mit der Einsparung der Extrakosten für die Heimpflege lasse sich eine seniorengerechte Wohnungssanierung in gut zwei Jahren finanzieren.

Finanzielle Anreize müssen her

Insgesamt müssen im Landkreis Vulkaneifel 33,3 Millionen Euro in das altersgerechte Bauen investiert werden. Nur so kann es nach Angaben des Pestel-Instituts gelingen, die rund 2.140 zusätzlichen Senioren-Wohnungen zu schaffen. Dies funktioniere jedoch nur dann, wenn es hierfür finanzielle Anreize gebe: „Es ist dringend notwendig, den Neubau und das Sanieren von altersgerechten Wohnungen stärker zu fördern“, sagt Matthias Günther. Insbesondere der Bund sei hier gefordert. Die Politik müsse dabei – neben zinsverbilligten Krediten bei der KfW-Förderung – verstärkt auch auf direkte Bau-Zuschüsse und die steuerliche Abschreibung setzen. „Denn ein Kredit mit zwanzig Jahren Laufzeit stößt bei einem Siebzigjährigen in der Regel nur auf wenig Interesse“, so Günther.

Verbände schlagen Alarm

Die Studie zum Senioren-Wohnen hat das Verbändebündnis „Wohnen 65plus“ in Auftrag gegeben. Dazu gehören: der Sozialverband VdK Deutschland, der Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure (BDB), die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU), die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM) und der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB). Das Verbändebündnis wirft den Parteien vor, das drängende Thema „Wohnen im Alter“ zu vernachlässigen. Die Verbände appellieren an die Bundestagskandidaten aller Parteien im Landkreis Vulkaneifel, sich wesentlich stärker um dieses Sozialthema zu kümmern. Tatsächlich ist jedoch eine bundesweite Förderung von 540 Millionen Euro pro Jahr notwendig. Das rechnet die Pestel-Studie vor. „Die neue Bundesregierung wird sich daran messen lassen müssen, ob sie es ernst meint und diesen Fördertopf für das altersgerechte Bauen bereitstellt“, so das Verbändebündnis „Wohnen 65plus“. Der Landkreis Vulkaneifel muss nicht auf eine Wohnungsnot“ zusteuern! senioren_29_13_3

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