Erinnern gegen das Vergessen

Würdevolle deutsch-französische Gedenkveranstaltung in Gerolstein zur Erinnerung an die französische Widerstandskämpferin Marcelle Dorr, eine starke Frau, die unter der Ausbeutung deutscher Zwangsarbeit während des II. Weltkriegs in Gerolstein verstarb.

Gerolstein. Auf Einladung des Arbeitskreises „Gedenkstein Marcelle Dorr“ wurde heute, 80 Jahre nach Beginn des II. Weltkriegs in Alt-Sarresdorf/ Gerolstein erstmalig ein beeindruckendes Erinnerungsmahnmal mit zwei Informationstafeln mit den Namen und der Herkunft von 64 ausländischen Kriegstoten: Zwangsarbeiter, Kriegsgefangenen und Piloten, unter Anteilnahme von Politik, Wirtschaft, Kirche, Wohlfahrtsverbände und Gesellschaft in Anwesenheit von Zeitzeugen und Angehörigen sowie Offizieller Delegation aus Nancy und Umgebung, Herkunftsregion von Marcelle Dorr, enthüllt.

Der Standort und der Gedenkstein wurde durch Familie Engels vor dem historischen Kreisheimatmuseum zur Verfügung gestellt, die Sparkasse Vulkaneifel, der Gerolsteiner Brunnen, die Stadt Gerolstein und weitere Unterstützer haben die Herstellung der Schrifttafeln und die feierliche Begegnung vieler Teilnehmer finanziert. Dafür auch an dieser Stelle recht herzlichen Dank.

Landrat Heinz-Peter Thiel würdigte den Anlass in seiner Ansprache

Landrat Thiel: „Von dem spanisch-amerikanischen Schriftsteller und Philosophen George de Santayana gibt es ein Zitat, was ebenso bekannt wie aktuell ist: „Diejenigen, die sich nicht der Vergangenheit erinnern, sind verurteilt, sie erneut zu durchleben“. Landrat Thiel weiter: „Wir alle wollen uns erinnern. An eine Zeit, in der große Teile Europas unter einer menschenverachtenden Politik gelitten haben, in der es aber auch den Mut zum Widerstand gab und in der einige ihr Leben riskiert haben, um das Leben anderer zu retten. Einer dieser bewundernswerten Menschen war eine starke Frau, eine überzeugte französische Widerstandskämpferin, Marcelle Dorr“.

links: Landrat Heinz-Peter Thiel, Josiane Kohen (Vertretung für den Stadtrat Nancy), Thea Merkelbach, Frau Becker
rechts: Herbert Lames (Beigeordneter), Christoph Waike (Vertreter v. Bürgermeister Crémieu), Wolfgang Merkelbach
Gordon Schnieder: „Wir können aus der Erde keinen Himmel machen, aber jeder von uns kann etwas tun, dass sie nicht zur Hölle wird.“ Feierliche Enthüllung des Gedenksteins für die Widerstandskämpferin Marcelle Dorr, deren eigener Weg einerseits für die brutale Verfolgung einer menschenverachtenden Ideologie und Unrechtsdiktatur steht. Anderseits steht ihr Widerstand auch für den großen Mut Einzelner zu Mitmenschlichkeit und Zivilcourage.

Landrat Thiel hob hervor, dass es der Verdienst von Wolfgang und Thea Merkelbach sei, das Wirken von Marcelle Dorr aus dem Tal des Vergessens wieder an die Oberfläche gebracht zu haben. Marcelle Dorr, in Crémieu geboren, verhalf im Jahre 1941 mit weiteren Helfern über 1.000 Kriegsgefangenen zur Flucht ins freie Frankreich. Wie auch andere, die dem Regime die Stirn boten, wurde sie verraten und verhaftet.

Zunächst durch ein Feldgericht zum Tode verurteilt, ist sie dann zu lebenslanger Haft begnadigt worden. Der weitere Lebensweg von Marcelle Dorr, und darauf kann ich mich an dieser Stelle beschränken, endete nach mehreren Gefängnisaufenthalten zuletzt im Lager in Gerolstein, wo sie schwer erkrankte und im dortigen Krankenhaus verstarb.

Vielleicht war es ihre beeindruckende Persönlichkeit, die auch nach ihrem Ableben weiterwirkte und dazu beitrug, dass ihre Beisetzung auf dem Sarresdorfer Friedhof durch den damaligen Pfarrer gegen den Willen der Nazi-Führung durchgeführt wurde.

Erinnern gegen das Vergessen

Landrat Thiel: „Ich glaube, dass ist eine der wichtigsten Botschaften, die mit dem Namen Marcelle Dorr verbunden sind. Wir befinden uns wieder in einer Zeitenwende, in der es mehr denn je darauf ankommt, Anker der Menschlichkeit, wie SIE es verkörpert hat, in bleibendem Bewusstsein zu halten. Der Gedenkstein, der hier seinen Platz finden wird, möge hierfür ebenso Symbol und Mahnung sein wie die Informationstafel mit den Namen der 64 in Gerolstein verstorbenen ausländischen Kriegsopfer. Ich möchte schließen mit meinem Dank an Alle, die dazu beigetragen haben, dass diese Gedenkstunde am heutigen 1. September, genau 80 Jahre nach Beginn des II. Weltkrieges, möglich geworden ist. Sie ist Ausdruck unserer Überzeugung, dass wir uns unserer Verantwortung bewusst sind, ein friedliches und solidarisches Europa zu schaffen und zu erhalten, in dem wir gemeinsam mit Toleranz und Respekt leben können. Diese Gedenkstunde mit den wirklich gelungenen Erinnerungstafeln ist ein bleibendes Zeichen der Hoffnung dafür, dass die aus den Kriegstrümmern erwachsene Pflanze des Friedens zwischen den Nationen Frankreich und Deutschland dauerhaft weiterblüht. Und sie zeigt symbolisch, dass Marcelle Dorr in unseren Herzen weiterlebt.“

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