Erstes hausärztliches Versorgungszentrum (HVZ) in Daun eröffnet

Daun. Die Fakten und Rahmenbedingungen der ärztlichen Versorgung auf dem Land sind bei der Politik, der Landesärztekammer, der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) und dem Hausärzteverband bekannt. In Rheinland-Pfalz gibt es derzeit 2706 ausgebildete Hausärzte (Allgemeinmediziner). Das Durchschnittsalter beträgt 56 Jahre. 37 % dieser Ärzte sind älter als 60 Jahre. Bedeutet: bis 2022 müssen 1.678 neue Hausärzte (62%) ausgebildet und nachbesetzt werden.

Was das im ländlichen Raum wie beispielsweise der Eifel-Mosel-Region bedeutet, erleben wir bereits heute. Immer mehr „Landärzte“ gehen in Ruhestand, ohne einen Praxisnachfolger gefunden zu haben. Beispielsweise im Landkreis Vulkaneifel praktizieren derzeit 38 Hausärzte. Bis 2022 werden 26 Hausärzte aus  Altersgründen ausscheiden und wahrscheinlich ihre Praxen aufgeben müssen, weil die  Nachfolge nicht gesichert ist. Das sind fast 69 Prozent.
Dieser Entwicklung wirkt der in Daun praktizierende Facharzt für Allgemeinmedizin Dr. med. Carsten Schnieder gemeinsam mit seinem Dauner Arztkollegen Dr. med. Heinz-Josef Weis entgegen. Die beiden Mediziner haben sich bereits Anfang 2016 zu einem sogenanntes „Hausärztlichen Versorgungszentrum (HVZ)“ zusammengetan. Anfangs lief der Praxisbetrieb in beiden Arztpraxen für die Patienten ganz normal weiter.
In der Zwischenzeit wurden viele Kontakte geknüpft. Das Modell „HVZ“ hat sich für die ländliche Region in und rund um Daun für effizient und zukunftsorientiert erwiesen. Inzwischen ist das „HVZ Daun“ auf insgesamt neun Allgemeinmediziner und hausärztliche Internisten angewachsen. Neben der bekannten hausärztlichen Versorgung bietet das neue HVZ in Daun folgendes an: Hautkrebsscreening, Manuelle Medizin, Naturheilverfahren, Akupunktur Palliativmedizin, Geriatrie, Notfallmedizin, Chirotherapie und Hirudotherapie.

Inzwischen wurden die beiden Dauner Praxen zusammengelegt in die großzügigen Räumlichkeiten Abt-Richard-Straße 2b in Daun. Seit 1. April 2017 ist das  „HVZ Daun Schnieder, Weis & Partner“ offiziell eröffnet. Die Patienten können nach wie vor mit dem Arzt ihrer Wahl einen Termin vereinbaren. Auch die Arztelferinnen der Praxis Dr. Heinz-Josef Weis sind inzwischen im HVZ Daun tätig. Mit Dr. med. Antonius Hölscher hat sich ein weiterer, altbekannter und sehr erfahrener Mediziner im Team des Dauner HVZ sozusagen reaktivieren lassen. Zur offiziellen Eröffnung vor wenigen Tagen konnten die Betreiber des neuen Dauner HVZ zahlreich Besucher, Kolleginnen und Kollegen  und Geschäftspartner in den neu gestalteten Räumlichkeiten begrüßen.

Auch für den ärztlichen Nachwuchs ist das neue Dauner HVZ eine Anlaufstelle. Das HVZ Daun hat die offizielle Berechtigung junge Mediziner bei ihrer Facharztausbildung weiterzubilden. Die neun Allgemeinmediziner und Internisten werden im Dauner HVZ sozusagen im Schichtbetrieb die Patienten versorgen. Dr. Carsten Schnieder ist faktisch Arbeitgeber von acht Ärzten. Das gibt ihm die Sicherheit, die etwa 6.000 Patienten pro Quartal mit seinen Arztkollegen bestens versorgen zu können.

Konkurrenzdenken gibt es bei dieser Konstellation nicht. Schnieder sieht für die  Zukunft eine noch engere Zusammenarbeit mit den Krankenhäusern und den kommunalen Verwaltungen. Er weiß, dass der Einstieg in die kassenärztliche Versorgung längst kein Job mehr für das gesamte Leben ist. Von 3600 Medizinstudenten zwischen 2005 und 2015 haben 618 ausgebildete Ärzte durchschnittlich nach drei Jahren ihren medizinischen Auftrag quittiert und sind in die freie Wirtschaft gewechselt. Meistens nicht wegen dem Geld. Geregelte Arbeitszeiten montags bis freitags und die Attraktivität des Lebensmittelpunktes lauten die Argumente. Außerdem wollen über 60 % der Neueinsteiger als Arzt in einem Angestelltenverhältnis arbeiten. Mit dem medizinischen Versorgungsmodell „HVZ“ hat Schieder die Weichen für die ärztliche Versorgung in Daun und Umgebung gestellt. Schnieders Vision:  Stipendien für junge Medizinstudenten aus der Region, möglicherweise aus einer Stiftung, könnten eine gute Lösung sein, die Studierenden nach ihrer Ausbildung für die Eifel zurückzugewinnen.

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