Frühjahrsempfang in Immerath

Immerath. Büffet auf der Hobelbank und Live-Musik vor der Plattensäge: Zum traditionellen Frühjahrsempfang des rheinland-pfälzischen Schreinerhandwerks konnte Landesinnungsmeister Siegfried Schmidt zahlreiche Gäste aus Politik und Wirtschaft in der Werkstatt der Schreinerei Schneiders in Immerath willkommen heißen.

Doch bevor es bei Wein und allerlei Leckereien, umgeben von Maschinen und dem typischen Geruch des Werkstoffes Holz sowie mit musikalischer Untermalung durch das Duo „Piano & Voice“ zum Gedankenaustausch kam, hatten die rd. 70 Gäste „schwere Kost“ zu verdauen. Bereits in seiner Begrüßungsrede ging Schmidt kurz auf die konjunkturelle Entwicklung im Schreinerhandwerk ein, um sich dann mit der „politischen Großwetterlage“ zu beschäftigen. Während der Verband sich bemühe, vorausschauend neue Trends zu erkennen und damit den Betrieben eine zukunftsorientierte Marktpositionierung zu ermöglichen, agierten die „Lenker“ in Staat und Wirtschaft angesichts der aktuellen Herausforderungen offenbar weniger als Steuerleute mit klarem Kurs, sondern vielmehr als „Getriebene“ von ihnen nicht mehr beeinflussbarer Entwicklungen und bereits das Verhindern des „super Gaus“ werde als Erfolg verkauft.

Eingehend auf das Thema des Vortrags von Dr. Ekkehard Nau, Management-Berater aus Immerath, kritisierte Schmidt, dass Wirtschaftsführer in ihrer individuellen Raffgier das hässliche Gesicht der Marktwirtschaft zeigten, „Leitfiguren“ aus Sport und Fernsehen würden der interessiert-entsetzten Öffentlichkeit von ihrer dunklen Seite präsentiert; die moralische Institution schlechthin, die katholische Kirche werde zunehmend mit Prügelorgien und Missbrauchsfälle in den eigenen Reihen konfrontiert und führende Apologeten der Reformpädagogik entlarvten sich als pädophilen Neigungen durchaus aufgeschlossen.

Den Gedanken eines Tischlermeisters zur Verantwortungsethik folgten dann die Ausführungen eines Diplom-Volkswirts zur den ethischen Grundlagen des Tischlerhand-werks. Nau erläuterte in seinem anthroposophisch angehauchten Vortrag – ausgehend von der Methapher der Holzverbindungen – einen eher ungewöhnlichen Blickwinkel auf die Arbeit im Tischlerhandwerk. Im Zentrum seiner Betrachtungen steht die Verbindung des Meisters und seiner Gesellen zum Grundstoff, zu den Techniken sowie zum Wert des Geschaffenen. Das Arbeiten mit dem natürlichen Werkstoff „Holz“ stärke die Achtsamkeit sich selbst, dem Material und dem Auftraggeber gegenüber. Ethisches Verhalten des Tischlers sei insofern untrennbarer Bestandteil seiner ganzen Arbeit und nicht von außen implementiert.

Bevor zum gemütlichen Teil der Veranstaltung überging, entlarvte sich Heinz Onnertz, Landrat des Landkreises Vulkaneifel in seinem Grußwort sowohl als engagierter Hobby-Tischler als auch als glühender Verehrer von „handgefertigten“ Möbeln, während der Abteilungsleiter im rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium, Dr. Joe Weingarten die Schwerpunkte der zukünftigen Wirtschaftspolitik nach dem rot-grünen Koalitionsvertrag sowie dem Wechsel an der Spitze des Ministerium kurz skizzierte. Weitere Gäste waren der „Handwerksreferent“ im Wirtschaftsministerium, Dr  Fred Schmittgen, der 2. Beigeordnete der Verbandsgemeinde Daun, Karl Heinz Schilfter sowie der Bürgermeister von Immerath, Stefan Harbecke.

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