Klima-Gemeinden aus der Vulkaneifel auf Exkursion zum Nahwärmenetz nach Ellern

Über 40 interessierte Bürger, Gemeinderatsmitglieder und Bürgermeister aus der Vulkaneifel folgten der Einladung und machten sich auf den Weg in den Rhein-Hunsrück Kreis um zu sehen, wie Klimaschutz für ländliche Gemeinden aussehen kann. Wieso einzeln, wenn es auch gemeinsam geht? Unter diesem Motto konnte nicht nur die gemeinsame Besichtigung des beispielhaft umgesetzten Nahwärmenetzes gesehen werden, sondern auch das Projekt „Dorfnahwärme“ funktioniert nur gemeinsam.

Hackschnitzelbunker Ellern, Foto: Anna Jessenberger

Gemein haben die sechs Orte Duppach, Kalenborn-Scheuern, Mehren, Mückeln, Darscheid und Densborn auch, dass sie sich, durch das EU-Projekt ZENAPA angestoßen, bereits tiefgehend damit befassen, was in dem eigenen Ort zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes getan werden kann und wie Einwohner und Gemeinschaft davon profitieren können. Dafür haben die Ortsgemeinden sogenannte „Quartierskonzepte zur energetischen Stadtsanierung“ in Auftrag gegeben und lassen von Wärme über Strom und Verkehr die energetische Struktur des Ortes untersuchen und konkrete Maßnahmen entwickeln. Eines der Kernthemen für die teilnehmenden Ortsgemeinden: Die zentrale Wärmeversorgung mittels Nahwärme und dafür fuhr man in die Ortsgemeinde Ellern, wo eines der neuesten und modernsten Nahwärmenetze in Rheinland-Pfalz im vergangenen Herbst in Betrieb genommen wurde.

Die ersten Überlegungen einer gemeinsamen Wärmeversorgung stammen in Ellern bereits aus dem Jahr 2013. Man gründete einen Arbeitskreis und holte sich Unterstützung bei einem Ingenieurbüro und dem Klimaschutzmanager des Landkreises. Bereits bei der allerersten Bürgerbefragung, die von Mitgliedern des Arbeitskreises im Jahr 2014 durchgeführt wurde, waren 80 Haushalte an der Nahwärme interessiert. „Was kostet mich das?“ diese Frage nach dem Preis wurde, gerade in der damaligen Phase niedriger Ölpreisen, natürlich immer wieder gestellt. Die Lösung, hebt Ortsbürgermeister Dämgen hervor, war der Arbeitskreis.

Heizzentrale Ellern, Foto: Anna Jessenberger

Ausgestattet mit einem Wärmerechner waren die ehrenamtlichen Helfer in der Lage, Berechnungen für jeden einzelnen interessierten Haushalt als Entscheidungshilfe erstellen zu können. Ebenso wichtig sei es, sich gleich zu Beginn mit der Frage nach einem Betreiber auseinander zu setzen. Dies konnten die Verbandsgemeindewerke der VG Rheinböllen übernehmen und ein für das Rohrleitungsnetz günstiges Grundstück zur Errichtung der Heizzentrale erwerben. Ein kommunaler Betreiber bietet den Bürgern Vertrauen, Versorgungssicherheit und Preise die keine Aktionäre zufriedenstellen müssen.

Wenige Jahre später hat Ellern eine klimaschonende, kostengünstige und preisstabile gemeinsame Nahwärmeversorgung in öffentlicher Hand. Effizienter ist die Anlage auch, denn die Erfahrung zeigt beispielsweise, dass eine einzelne Heizungsanlage oft zu groß dimensioniert sei. Pro Haus stand vielleicht ein 25 kW-Kessel im Keller, jetzt versorgt ein 800 kW-Kessel 110 Haushalte. Die Holzhackschnitzel werden aus dem Nachbarort geliefert und von Mai bis September ist der Hackschnitzelkessel nicht in Betrieb. Über ein Feld von Solarthermieanlagen erwärmt die Sonne ausreichend heißes Brauchwasser für alle Haushalte, ein Speichertank garantiert die Versorgung. Die Röhrenkollektoranlage hat gerade bei höheren Temperaturen einen guten Wirkungsgrad und erzielt durch die Dämmung einen guten Wärmeertrag und somit einen reduzierten Hackschnitzelverbrauch auch im Winter.

Wichtig ist es auch, ganzheitlich zu Denken und Synergieeffekte für den Ort mit zu betrachten. In Ellern wurde beispielsweise beim Verlegen der Wärmeleitungen auch Glasfaserkabel mitverlegt und die Straßenbeleuchtung auf LED umgerüstet und damit in die Zukunftsfähigkeit der Gemeinde investiert.

Wieder zurück im eigenen Ort hallt der Besuch nach und die Ortsgemeinden beschäftigen sich weiterhin mit dem Thema der Nahwärmeversorgung. Unterstützt werden die Klima-Gemeinden der Vulkaneifel dabei von den beauftragten Ingenieurbüros, von den Verbandsgemeindeverwaltungen in Gerolstein und Daun, dem Natur- und Geopark Vulkaneifel und ZENAPA sowie durch die Energieagentur Rheinland-Pfalz.

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