Michael Michels ist angehender Pastoralreferent in Idar-Oberstein

Michael Michels, Foto: Bistum

Idar-Oberstein – Auf die Frage, warum er sich in Zeiten rückläufiger Katholikenzahlen und schwindenden Interesses an Kirche in der Gesellschaft ausgerechnet für den Beruf des Seelsorgers und die Ausbildung zum Pastoralreferenten entschieden hat, ist für den angehenden Pastoralreferenten Michael Michels einfach: „Der Ausgangspunkt ist für mich das Evangelium. Ich halte es auch und gerade heute für eine extrem wertvolle Botschaft für das eigene Leben.“

Michels ist 27, wurde in Daun in der Eifel geboren und wuchs im kleinen Örtchen Betteldorf auf. Sein Abitur legte er 2012 am Thomas Morus Gymnasium in Daun ab und ging dann erstmal für ein Jahr nach Afrika. In Kenia arbeitete er als Freiwilliger in dem Kinder-Hilfsprojekt einer ehemaligen Nachbarin aus Betteldorf, einem Waisenhaus, mit. Eine Entscheidung, die auch seinen weiteren Lebensweg und seine Berufswahl maßgeblich beeinflussen sollte, wie er erzählt. „Ich habe in Afrika nochmal einen anderen Bezug zur Kirche entwickelt, da Glaube und Spiritualität dort viel selbstverständlicher und in den Alltag integriert gelebt werden. Das, was wir im Bistum Trier auch noch stärker verfolgen wollen, nämlich diakonisch und missionarisch zu handeln, konnte man dort in Reinform bestaunen.“ Basierend auf diesen Erfahrungen habe er sich einen Seelsorgeberuf gut vorstellen können. „Es hatte einfach etwas sehr Inspirierendes, das kenianische Gemeindeleben kennenzulernen. Und obwohl man aus einem anderen Kulturkreis kommt, waren die Gottesdienste vertraute Punkte, weil sie so einen heimatlichen Aspekt hatten.“

Zurück in Deutschland schrieb Michels sich an der Theologischen Fakultät Trier für das Theologiestudium ein und absolvierte im Anschluss 2017 den Pastoralkurs, der weitere drei Jahre beanspruchte. „Mir hat es wirklich gefallen, wie breit man aufgestellt ist. Wir hatten verschiedene Kurse dazu, wie man Seelsorge-Gespräche führt, aber auch Elemente wie Religionspädagogik, Liturgie, Homiletik, Diözesanrecht oder Rechtsfragen in der Kinder und Jugendarbeit. Das erste so genannte „Mentorenjahr“, bei dem die angehenden Seelsorger von erfahrenen Kollegen und Kolleginnen betreut werden, verbrachte Michels in Schweich an der Mosel. „Man bekommt in dieser Zeit viel erklärt, darf aber auch schon eigenverantwortlich arbeiten“, erinnert Michels sich. Danach ging es für ihn nach Idar-Oberstein auf eine freie Planstelle im Dekanat Birkenfeld. Ein „Kulturschock“ zunächst – in ein Gebiet mit wenigen Katholiken, die Diaspora, zu kommen. Aber er habe sich schnell eingelebt: „Es ist irgendwie experimenteller, es gibt weniger schon Altbewährtes und man kann mehr ausprobieren.“

In Birkenfeld kümmert sich Michels insbesondere um die Jugendarbeit. Jungen Menschen eine 2000 Jahre alte Botschaft näherbringen – wie funktioniert das? „Die Vermittlungsformen mögen teils vielleicht veraltet sein, aber die Botschaft ist es nicht“, ist sich Michels sicher. „Sie findet sich auch in modernen Erzählungen immer wieder. In der Zeit des Corona-Shutdowns haben wir zum Beispiel gemeinsam die Serie „Dark“ geschaut (darin geht es um familiäre Verflechtungen, Zeitreisen und ethische Fragen, die sich daraus ergeben). Darüber haben wir in einem digitalen Gesprächskreis gesprochen und kamen zu der Erkenntnis, dass die Serie ein zutiefst christliches Ende hat“, berichtet der 27-Jährige.

„Die Botschaft Jesu spiegelt sich einfach überall in unserem Leben wieder.

Die Frage der Würde jedes einzelnen Menschen stellt sich jeden Tag, auch wenn ich hier nach Idar-Oberstein schaue.“ Die Stadt stehe vor Herausforderungen, sagt Michels. Es gibt hier viel soziale Not, Arbeitslosigkeit, zum Teil auch Suchtproblematiken – aber eben auch viele spannende Ideen und kreative Initiativen. Wir müssen die Frage nach sozialer Gerechtigkeit, nach Liebe für den Nächsten in die heutige Zeit transportieren.“ In den letzten zwei Jahren hat Michels die „Die junge Nahe Kirche“ aufgebaut, die sich mit ihren Angeboten gezielt an Kinder und Jugendliche richtet. „Wir hatten viele Pläne für 2020, leider kam Corona dazwischen“, bedauert Michels. Doch an einigen Orten hätten junge Leute ihr kreatives Potenzial entfaltet und es sei „richtig abgegangen“, wie etwa in Kirn. Dort kamen Jugendliche auf die Idee, das Osterlicht in der Osternacht zu den Leuten nach Hause zu bringen – zu allen, die eine Laterne vor ihre Häuser platzierten. Am Ende seien es 150 Laternen gewesen. Einen Schwerpunkt seiner Arbeit sieht Michels in der gesellschaftlichen und politischen Bildung der Jugendlichen – etwa wie sie gut mit Fake-news oder Hassreden umgehen können. Außerdem organisiert er die Ferienfreizeiten des Dekanats mit.

„Das Schöne ist die Abwechslung an meinem Beruf. Ich unterrichte vier Stunden pro Woche an der Birkenfelder Realschule, mache Jugendarbeit, daneben aber auch andere Veranstaltungen und helfe bei Beerdigungen aus. Das ist eine große Bandbreite und es gibt immer wieder etwas Neues. Ich lasse mich da auch von Einflussfaktoren wie gewissen Schreiben aus Rom nicht so in meiner täglichen Arbeit stressen. Ich spüre im Moment Freiheiten genug, das tun zu können, worin ich einen Sinn sehe“, sagt Michels. Im September wird Michels gemeinsam mit anderen gemeinde- und Pastoralreferenten und -referentinnen von Weihbischof Jörg Michael Peters für seinen Dienst beauftragt und wird weiter im Dekanat Birkenfeld tätig sein. Für die Zukunft hofft er, den diakonisch-missionarischen Aspekt von Kirche im Bistum noch weiter mit auszubauen zu können.  (sb)

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen