Schlemmisch: vergangen, aber nicht vergessen !

Foto: Anita Adams

Abriss und neue Nutzung

Kirchweiler. Fast 170 Jahre war es alt, hatte mehrere Besitzerwechsel mitgemacht und war zum Schluss baufällig und unbewohnbar: das Haus mit der Nr. 50 in der Hauptstraße in Kirchweiler. Ein stolzes Haus war es einst, erbaut im Jahr 1850 von Matthias Schlömer und seiner Frau Johanna geb. Berg. Es war nicht nur Wohnhaus, sondern auch Gastwirtschaft und Ko­lo­ni­al­wa­ren­ge­schäft; Kappensitzungen und Tanzveranstaltungen wurden früher von der Familie Schlömer-Bost dort abgehalten.

In späteren Jahren gingen die Dorfbewohner auf ein Bier zu „Toni“ (Dünwald) – er und seine Frau Resi waren die letzten Besitzer und Gastwirte. Nachdem das Haus ein paar Jahre leer gestanden hatte und immer mehr verfiel, kaufte die Ortsgemeinde Kirchweiler das Anwesen Ende 2017 und beschloss, das Gebäude samt Anbau abreißen zu lassen. Aufgrund notwendiger Gutachten zur Schadstoffbelastung verzögerte sich jedoch der Beginn der Abrissarbeiten.

Anfang April 2019 begannen Mitarbeiter der Fa. MTB (Mehren) mit der Entkernung. Bei der Entfernung der Holzverkleidung in der ehemaligen Gaststube kamen überraschend bunte Tapeten zum Vorschein – Zeitzeugen aus besseren Tagen. Türen und Leitungen wurden ausgebaut und nach ein paar Tagen die Garage und der Anbau abgedeckt. Da die beiden Dächer verbunden gewesen waren, klaffte nun übers Wochenende eine regelrechte Wunde am Wohnhaus. Und dann rückte der Bagger an.

Nach den Anbauten fiel schließlich nach und nach auch das Wohnhaus seiner Schaufel zum Opfer. Mit Interesse nahmen viele Dorfbewohner Anteil am Fortschritt der Abrissarbeiten – mit Wehmut taten es die Mitglieder des Schlömer-Clans, die sich im Januar 2018 schon zum Abschiednehmen in Kirchweiler getroffen hatten. Eugen Bost (Daun), dessen Elternhaus hier zertrümmert wurde, war in den letzten Tagen immer wieder vor Ort.

Ca. 20 verschiedene Stoffe mussten durch das Abbruchunternehmen entsorgt werden; die Steine sollen in einem Brecher zerkleinert und wiederverwertet werden.  Die Kosten für den Abriss belaufen sich für die Gemeinde auf ungefähr 50.000 Euro. Nun stehen auf dem Grundstück nur noch die alten Bäume, die auch das gleiche Schicksal wie das Haus ereilen wird. Aber auch sie haben noch eine Gnadenfrist: wegen evtl. darin brütender Vögel dürfen sie erst im Herbst gefällt werden. Dann wird die ca 2700 qm große Parzelle in zwei oder drei Baugrundstücke aufgeteilt werden und für die Hauptstraße 50 in Kirchweiler beginnt einneues Zeitalter.

 

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