„Wir müssen wieder lernen zur Ruhe zu kommen!“

Daun. Im Rahmen der Projektwoche der kulturellen Begegnung „Sabbat-Sonntag-Ruhetag“, initiiert durch die Kreissparkasse Vulkaneifel war die Bestseller Autorin Lea Fleischmann zu Vorträgen in Schulen des Landkreises Vulkaneifel nach Gillenfeld, Jünkerath, Kelberg, Hillesheim und Daun eingeladen. Vergangene Woche konnte der Sparkassenvorstandsvorsitzender Dietmar Pitzen die Autorin gemeinsam mit zahlreichen Gästen in der Schalterhalle der Kreissparkasse begrüßen. Im Publikum saßen auch zahlreiche Schülerinnen und Schüler des St. Matthias Gymnasiums Gerolstein mit ihrem Lehrpersonal. Das St. Matthias-Gymnasium Gerolstein veranstaltet seit über 30 Jahren Schüleraustausche mit der israelischen Stadt Ramat Gan.

Sparkassenvorstandsvorsitzender Dietmar Pitzen und Bestseller-Autorin Lea Fleischmann

Lea Fleischmann erzählte über ihr Leben in zwei Kulturen – Deutschland und Israel. Am Beispiel des Schabbats führt die Autorin die zahlreichen Gäste in die Denkweise des Judentums ein. Lea Fleischmann, Kind jüdischer Eltern, die den Holocaust überlebten, ist Jahrgang 1947. In Ulm in einem Lager für „Displaced Persons“ geboren, verbrachte sie ihre Jugend in Frankfurt am Main. Nach dem Abitur studierte sie an der Johann Wolfgang Goethe Universität Pädagogik und Psychologie und war von 1973 bis 1979 verbeamtet im hessischen Schuldienst tätig. Sie befasste sich in dieser Zeit mit den zahlreichen Anordnungen, Gesetze, Verordnungen im Dritten Reich und hatte fest daran geglaubt, dass sich der Naziterror irgendwann wiederholen könnte. Im August 1979 fasste sie den Entschluss von ihrer Heimat Deutschland nach Israel auszuwandern.

Dort schrieb sie ihre Erfahrungen in dem Buch „Dies ist nicht mein Land“ nieder und erregte damit viel Aufsehen. Das Buch wurde lange Zeit in den Spiegel Bestseller-Liste geführt. Lea Fleischmann wohnt heute in Jerusalem. Sie hat das Talent auf anschauliche Weise die Atmosphäre dieser Stadt zu vermitteln und öffnet ihren Lesern und Zuhörern einen Zugang zu einer Kultur, die ihnen sonst verschlossen bliebe. Sie kommt regelmäßig zu Lesungen und Lehrerfortbildungen nach Deutschland.

Als junge Atheistin aus Deutschland abgereist, fand sie ihren festen Glauben in der jüdischen Religion. Über den „Schabbat“ – den jüdischen Ruhetag referierte die Autorin in Daun. Sie vergleicht – der Sonntag in Deutschland habe sich von einem Feier- bzw. Ruhetag in einen Freizeittag verändert. In Israel sei das anders. Freitags nach Sonnenuntergangs bis samstags nach Sonnenuntergang kommt man in Israel bei Schabbat zur Ruhe. Es gibt in Jerusalem einen Stadtteil, wo in dieser Zeit kein Auto fährt. Die Atmosphäre ist dann eine ganz andere.

Frauen und Mädchen tragen am Schabbat ein „Sonntagskleid“. Das kennt man in Deutschland so auch nicht mehr.  Lea Fleischmann: „Wir müssen wieder lernen, in Ruhe zu leben. Der Sonntag sollte wieder ein Ruhetag werden.“   

Mit einer Spende überraschte der Sparkassenvorstand die anwesenden Schülerinnen und Schüler des St. Matthias Gymnasiums. Matthias Hammer (Lehrer am St. Matthias-Gymnasium Gerolstein) hatte vor mehr als 30 Jahren die Idee des Deutsch-Israelischen Jugendaustausch unter der Trägerschaft der Katholischen Kirchengemeinschaft St. Anna. Für die nächste Reise nach Israel gab es einen Scheck über 500,- Euro für die Reisekasse.  Das Eifeler Musikensemble „Niealldoh“ (Nie alle da) trug mit jüdischen Klängen aus dem Mittelalter zur einzigartigen Stimmung des Abends bei. Das man auch im Landkreis Vulkaneifel die jüdische Geschichte am Leben hält, machte Christa Karoli vom Verein FORUM EINE WELT deutlich. Sie überreichte der Autorin die Broschüre „Gegen das Vergessen“.

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