Zuviel Halbwissen verbreitet!

Interview mit Gerolsteins Stadtbürgermeister Friedhelm Bongartz

Gerolstein. Das Thema Bebauung des alten Brunnengeländes am Kyllufer in Gerolstein ist derzeit Hauptgesprächsstoff in der Stadt. Leider sind Halbwissen und Verunglimpfungen nicht zielführend.

Die Eifel-Zeitung sprach mit dem Stadtbürgermeister und kann Ihnen heute aus erster Hand Fakten liefern.

EAZ: Wie inzwischen bekannt geworden ist, hat sich der Gerolsteiner Brunnen aus dem Bebauungsvorhaben des Brunnengeländes an der Kyll zurückgezogen. Bedeutet die Unterbrechung das „hold on“ des Gerolsteiner Brunnen nicht doch das Ende der Bebauungsträume?
Bongartz: Nein, wie von der Geschäftsleitung des Gerolsteiner Brunnen ausgesprochen, ist dies – wie der Begriff „hold on“ es richtig prägt – als Unterbrechung anzusehen. Beide Seiten wollen die Weiterentwicklung.

EAZ: Man wirft dem Stadtrat und der Stadtspitze zu zögerliches Verhalten in der Abwicklung der Bebauungsabsichten vor, das sei die Ursache?
Bongartz: Nun, das mag man so sehen. Natürlich sind sieben Jahre Planung und Diskussion, Beratung in Ausschüssen, in Stadtratssitzungen und Arbeitskreisen eine lange Zeit der Entscheidungsfindung und dann noch keine Konkretisierung .. . Das erregt natürlich zum Unmut, wenn man etwas erreichen möchte. Richtig ist zunächst, dass wir die Bebauung d.h. die Gestaltung des Brunnengeländes nach wie vor als hohes Ziel zur Verbesserung und Qualitätssteigerung unseres Stadtbildes betrachten.

EAZ: Wenn Sie das so sehen, warum musste trotzdem soviel Zeit verstreichen? Vor Ihrem Amtsantritt sind schon mal drei Jahre verflossen und jetzt sind wieder dreieinhalb „ins Land gezogen“. Wie begründen Sie diese Zeitversäumnis?
Bongartz: Nun, es ist für den Außenstehenden möglich, dies als Zeitversäumnis zu betrachten – das ist unter gewissen Umständen verständlich – es weiß jedoch niemand der Nichtbeteiligten welche Anstrengungen und Mühen zur richtigen Lösungsfindung aufgebracht wurden. Die zahlreichen Untersuchungsmaßnahmen, die gutachterlichen Stellungnahmen, die behördlichen Wege, das ganze Verfahrens- und Untersuchungsprozessual, die oftmals äußerst kritischen Diskussionen der betroffenen Bürger, die Beachtung der Teilnahme öffentlicher Belange, die Einbindung dieses Produktes in die Gesamt-Umbaugestaltung der Innenstadt sind äußerst zeitraubende und Geduld beanspruchende Verpflichtungen. All diese Maßnahmen zur Vorprojektierung sind weitestgehend abgeschlossen und abgearbeitet. Es ist also verwerflich zu behaupten, die „Stadt“ hätte sich nicht bemüht. Derartige Aussagen basieren nicht auf realem Kenntnisstand – sondern auf Halbwissen und leider teils auch als Verunglimpfung.

EAZ: Gibt es im Stadtrat eine einstimmige oder gemeinsame Konzeptvorstellung zur Nutzung der Brunnenfläche?
Bongartz: Insgesamt, leider noch nicht – obwohl es schrittweise in eine bestimmte Richtung bewegt.
In einem demokratischen Prozess ist die Mehrheit entscheidend, natürlich unter der Voraussetzung keiner schädlichen Auswirkung auf die Gesamtheit der Bürger und der Maßnahme. Seit Beginn der Planungsvorstellungen wurde stets die Ansiedlung von Handelsunternehmen seitens eines Projektplaners präferiert, wobei ich von Anfang an die Aussage gemacht habe, keine Handelsunternehmen dort anzusiedeln, die in der Stadt bereits vorhanden sind.
Umsiedlungen von Märkten und Geschäften auf das Brunnengelände sind Handlungen des Projektplaners, die wir rechtlich nicht beeinflussen können, die allerdings auch nicht in unserem Interesse stehen, wenn hierdurch Bürgerinteressen negativ beeinflusst werden. Das ist internes Vertragswesen oder Machbarkeitskonzept im Außenverhältnis, das wir kaum beeinflussen können, es sei denn, wenn zusätzliche Märkte auf dem Brunnengelände angesiedelt würden, die vor Ort bereits vorhanden sind. Dieser Möglichkeit habe ich mich immer strikt entgegengestellt. Einhergehend mit der Errichtung eines Verwaltungsgebäudes für den LBM (Landesbetrieb Mobilität) auf dem Brunnengelände, was einstimmig begrüßt wird, besteht die Möglichkeit touristischer oder gesellschaftlicher Projektierungs- und Gestaltungsmöglichkeiten, was natürlich mit dem Eigner des Geländes abzustimmen ist.

EAZ: Das wäre doch eigentlich eine Möglichkeit politischen Konsens zu finden und zu einer Geländenutzung zu gelangen.
Bongartz: An diesem Projekt wollten wir vor dem „hold on“ weiter ansetzen, um ein Gestaltungskonzept zu entwickeln, was auch dem Bürgerwillen entsprochen hätte. Wir werden auch hier wieder ansetzen und unsere Bürger „mit ins Boot“ nehmen. Es wäre wünschenswert, wenn sich dabei eine repräsentative Meinungsbildung entnehmen ließe. Bis dahin müssen leider noch schwere Brocken aus dem Weg geräumt werden und klare Erkenntnisse sowie verbindliche Angaben gesammelt werden.

EAZ: Wir wünschen Ihnen viel Erfolg und Verständnis für Ihre Bemühungen und ein baldiges zufriedenstellendes Ergebnis.

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