Barmer-Report: Pflegeheime besonders von Corona getroffen

Mainz (dpa/lrs) – Die Corona-Pandemie hat die Pflegeheime in Rheinland-Pfalz besonders getroffen – sowohl Bewohner als auch Pflegekräfte. Das geht aus dem aktuellen Barmer-Pflegereport hervor, der von Wissenschaftlern der Universität im Auftrag der Krankenkasse erarbeitet und am Freitag in Mainz vorgestellt wurde. Bei den Coronawellen im März und Juli 2022 meldeten sich demnach so viele Beschäftigte in Pflegeheimen wegen einer Corona-Infektion krank wie in den beiden Vorjahren nicht.

Unterschieden wurde dabei zwischen Pflegefachkräften mit einer dreijährigen Ausbildung und sogenannten Pflegehilfskräften. Mit rechnerisch 150 Corona-Krankmeldungen je 10.000 bei der Barmer versicherten Fachkräften in Pflegeheimen wurden im März und Juli 2022 Höchstwerte während der Corona-Pandemie erreicht. Bei den Pflegehilfskräften lag dieser Wert im März 2022 mit 176 je 10.000 Hilfskräften sogar noch einmal höher. Weiterlesen

Besuch von Pflegeeinrichtungen auch mit Selbstauskunft

Saarbrücken (dpa/lrs) – Für den Besuch medizinischer Einrichtungen im Saarland genügt von diesem Mittwoch an auch eine mündliche Selbstauskunft über ein negatives Corona-Testergebnis. Der zugrundeliegende Selbsttest dürfe höchstens 24 Stunden alt sein, erklärte das Gesundheitsministerium am Dienstag in Saarbrücken. Die Änderung gelte in gleichen Maßen auch für den Testnachweis von Beschäftigten und Betreibern der Einrichtungen. Weiterlesen

Corona-Ausbruch in Heim: Prozess gegen Mitarbeiterin beginnt

Hildesheim (dpa) – Nach einem Corona-Ausbruch in einem Pflegeheim mit drei Toten muss sich eine frühere Mitarbeiterin der Einrichtung ab heute vor dem Landgericht Hildesheim verantworten. Der 46-Jährigen wird fahrlässige Tötung, fahrlässige Körperverletzung sowie Urkundenfälschung vorgeworfen.

Sie soll mit der Vorlage eines gefälschten Impfausweises eine doppelte Impfung gegen Covid-19 vorgetäuscht haben. Im November 2021 soll sie unbemerkt selbst mit Corona infiziert gewesen sein und als sogenannte Alltagsbegleiterin in dem Hildesheimer Heim eine Infektionskette ausgelöst haben. Wäre bekannt gewesen, dass sie nicht geimpft war, hätte sie wegen einer Corona-Infektion im familiären Umfeld nicht zur Arbeit gehen dürfen. Weiterlesen

Zivilprozess gegen Biontech beginnt im März

Frankfurt/Main (dpa/lhe) – Am 15. März beginnt vor dem Frankfurter Landgericht ein Zivilprozess gegen den Impfstoffhersteller Biontech im Zusammenhang mit angeblichen Impfschäden nach einer Covid-19-Impfung. Das sagte eine Sprecherin des Gerichts am Montag. Zuvor hatte die «Welt am Sonntag» über die Schadensersatzforderung einer Klägerin berichtet, die behaupte, durch die Impfung einen Herzschaden davongetragen zu haben. Biontech war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Schwache Nachfrage lässt Chinas Exporte einbrechen

Von Andreas landwehr, dpa

Peking (dpa) – Schlechte globale Nachfrage und Corona-Lockdowns in China haben den chinesischen Außenhandel massiv einbrechen lassen. Die Ausfuhren gingen in US-Dollar berechnet im November überraschend um 8,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zurück – so stark wie seit Februar 2020 zu Beginn der Pandemie nicht mehr.

Es war schon der zweite monatliche Rückgang in Folge. Wie der Zoll am Mittwoch in Peking ferner berichtete, sackten die Einfuhren sogar um 10,6 Prozent und damit auch viel kräftiger als vorhergesagt ab. Der Außenhandel ging insgesamt um 9,5 Prozent zurück.

Ein wichtiger Grund für den Rückgang der Ausfuhren ist die schwache weltweite Nachfrage durch hohe Inflation und Energiepreise wegen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. Aber auch die Störung der Lieferketten in China durch die bisher geltenden Beschränkungen infolge der strikten chinesischen Null-Covid-Politik erschwerten die Produktion in der zweitgrößten Volkswirtschaft.

«Das sture Festhalten an der Null-Covid-Politik in China und eine Schwächung der Weltkonjunktur in den letzten Monaten schlägt nun auch in den chinesischen Außenhandelszahlen durch», sagte Jens Hildebrandt, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der deutschen Handelskammer (AHK) in Peking, zu den «Rekordtiefs» für Importe und Exporte. Die Lockdowns im November hätten Lieferketten unterbrochen und Menschen in China die Konsumlaune verdorben, was hinter dem starken Rückgang der Importe stecke.

Abschwung trifft auch deutsche Exporteure

«Die chinesische Regierung hat erkannt, dass sich die Null-Covid-Politik und eine wirtschaftliche Erholung gegenseitig ausschließen», sagte Hildebrandt zur verkündeten Kehrtwende in der Covid-Politik, die weitgehende Erleichterungen bei Quarantäne, Lockdowns und Testpflicht vorsieht. «Das Ruder wird nun rumgerissen und auf eine Lockerung hingearbeitet.» Ein zügiger und flächendeckender Ausstieg aus der Null-Covid-Politik wäre «eine Wohltat» für die Erholung des Außenhandels und der Wirtschaft.

Der Abschwung im chinesischen Außenhandel trifft auch deutsche Exporteure. Die deutschen Ausfuhren nach China fielen um 17,5 Prozent. Chinas Exporte nach Deutschland gingen ebenfalls um 14,4 Prozent zurück. Der Rückgang der chinesischen Ausfuhren in die USA war mit einem Minus von 25,4 Prozent sogar noch größer, während China um 7,3 Prozent weniger aus den USA importierte.

Für die schwächelnde chinesische Konjunktur ist der Rückgang des Außenhandels nur schwer zu verkraften, weil das Exportwachstum seit Beginn der Pandemie eine wichtige Stütze für die Wirtschaft war. So erwarten Experten, dass die Regierung ihre Wachstumsvorgabe von 5,5 Prozent für dieses Jahr deutlich verfehlen wird.

Mit den Lockdowns dürfte die Wirtschaft im November kaum gewachsen sein. Nach Schätzungen der japanischen Finanzgruppe Nomura waren Städte und Regionen betroffen, die in normalen Zeiten bis zu einem Fünftel zum Bruttoinlandsprodukt beisteuern. So wird für das vierte Quartal nur noch etwas mehr als zwei Prozent Wachstum erwartet. Für das ganze Jahr rechnet die Weltbank in China mit 2,8 Prozent – nach einem satten Zuwachs von noch 8,1 Prozent im vergangenen Jahr.

China: Proaktive Haushalts- und umsichtige Geldpolitik

Um die schwächelnde Konjunktur anzukurbeln, hat die Regierung massiv in Infrastruktur investiert, Zinsen gesenkt, Steuerrabatte gewährt und den Kauf von Immobilien erleichtert. Der Stimulus verpuffte aber durch die größte Corona-Infektionswelle, die China seit Beginn der Pandemie vor fast drei Jahren gleichzeitig überrollte, und die darauf folgenden weitgehenden Beschränkungen.

Das Politbüro hob nach einer Sitzung zur Wirtschaftspolitik unter Leitung von Staats- und Parteichef Xi Jinping hervor, dass Stabilität jetzt Vorrang habe. Es solle eine proaktive Haushalts- und umsichtige Geldpolitik umgesetzt werden. Die Maßnahmen zur Vorbeugung von Corona-Masseninfektionen und Kontrolle des Virus müssten «optimiert» werden. Es gelte, energisch die Zuversicht im Markt zu stärken und Wachstum, Beschäftigung und Preise zu stabilisieren.

Die Weltbank sieht die Probleme gleichwohl auch noch woanders, fordert strukturelle Reformen und warnt vor finanziellen Risiken. «Mittelfristig ist Chinas Wirtschaft weiter mit einem strukturellen Abschwung konfrontiert», heißt es in einer Analyse. «Potenzielles Wachstum befindet sich in einem rückläufigen Trend, der die ungünstige Demografie, das laue Produktionswachstum und steigende Einschränkungen eines schuldengetriebenen Wachstumsmodells widerspiegelt.»

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Gastgewerbe arbeitet sich aus Corona-Tief

Wiesbaden (dpa) – Das Gastgewerbe in Deutschland nähert sich nach starken Verlusten in den ersten beiden Corona-Jahren allmählich dem Vorkrisenniveau an.

Der Umsatz stieg im vergangenen Jahr preisbereinigt (real) kräftig um 45,4 Prozent gegenüber dem von Lockdowns geprägten Vorjahr 2021, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Der Wert aus dem Vorkrisenjahr 2019 wurde dennoch um 12,5 Prozent verfehlt. Nominal einschließlich der stark gestiegenen Verbraucherpreise wurde das Vorkrisenniveau nahezu erreicht (minus 0,2 Prozent). Weiterlesen

Nach Corona: Was lockt uns zurück ins Büro?

Von Sophie Brössler, dpa

Berlin (dpa) – Von vielen Bürobeschäftigten wird nach den Corona-Jahren erwartet, wieder in den Betrieb zu kommen. «Arbeitgeber wollen im Schnitt stärker zurück in die Präsenz als die Beschäftigten», sagt Bernd Fitzenberger, Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg, der dpa.

«Führungskräfte müssen intensiv überlegen, wie sie die Arbeit im Büro attraktiv gestalten können.» Denn: Bei den Beschäftigten bestehe weiterhin ein sehr großer Wunsch nach dem Arbeiten in den eigenen vier Wänden. «Viele Bewerberinnen und Bewerber machen Homeoffice sogar zu einem wichtigen Kriterium bei der Jobsuche», so Fitzenberger.

Im Homeoffice werden pro Tag 65 Minuten gespart

Ein Grund gegen das Büro: Im Schnitt sparen Beschäftigte in Deutschland über eine Stunde, wenn sie ihren Laptop zu Hause aufklappen und nicht in die Arbeit fahren. Zu diesem Ergebnis kommt eine internationale Studie, die im Januar beim US-Wissenschaftsnetzwerk NBER veröffentlicht wurde.  In Deutschland gaben für die Befragung mehr als 2000 Beschäftigte in den Corona-Jahren 2021 und 2022 an, wie viele Minuten ihr Fahrtweg ins Büro dauern würde. Dann schlüsselten sie auf, wie sie die gewonnene Zeit stattdessen verbrachten.

Die Studie wurde unter anderem unterstützt von der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung sowie dem Ifo-Institut in München. Gespart werden den Ergebnissen zufolge im Homeoffice pro Tag 65 Minuten. 20 Minuten der gewonnenen Zeit gehen demnach für zusätzliche Arbeit drauf, 10 Minuten für den Haushalt und 5 Minuten für Kinderbetreuung oder die Pflege von Angehörigen. Die meiste Zeit, rund 30 Minuten, nutzen die Deutschen für ihre Freizeit, etwa zum Lesen, Fernsehen oder für Sport im Freien.

Was braucht es also, damit Beschäftigte auf dieses Freizeitplus wieder verzichteten – und man wieder Lust aufs Büro bekommt? Gute Koordination, erklärt IAB-Direktor Fitzenberger. Chefs und Chefinnen müssten organisieren, wer eigentlich wann in den Betrieb kommt. «Wenn man im Büro doch nur wieder alleine ist und virtuelle Meetings mit Kollegen im Homeoffice hat, könnte das ernüchternd sein», sagt Fitzenberger. Einen festen Präsenztag in der Woche könnten Führungskräfte etwa mit sozialen Angeboten verbinden. «Das kann das gemeinsame Mittagessen sein oder ein aufgelockertes Team-Meeting.» Nur so erreiche man eine «Präsenzrendite».

«Betrieb oder Büro zentraler Ort für persönlichen Austausch»

Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) betont, dass das Arbeitsleben vieler Bürobeschäftigter zukünftig aus einer Kombination von Homeoffice und Büroarbeit bestehen wird. «86 Prozent aller Unternehmen, bei denen mobiles Arbeiten grundsätzlich möglich ist, wollen dies fortführen oder sogar noch ausbauen», teilte die BDA mit. Das trage zu persönlicher Jobzufriedenheit, aber auch zu Arbeitgeberattraktivität und Fachkräftegewinnung bei. «Dennoch bleibt der Betrieb oder das Büro ein zentraler Ort für persönlichen Austausch und kollaboratives Arbeiten.»

Auch die Gewerkschaft Verdi plädiert dafür, das Büro wieder zu einem «sozialen Ort» zu machen. Dafür brauche es etwa neue Raumkonzepte, erklärt Verdi-Referent Christian Wille vom Fachbereich Innovation und Gute Arbeit. «Viele Beschäftigte sind aus den Büros geflohen, weil die Arbeitsbedingungen dort – etwa die Lautstärke, die Ausstattung, zu viele Aufgaben gleichzeitig – als negativ wahrgenommen wurden.» Zu Hause habe man dann oft ungestörter arbeiten können. «Ohne die Arbeitsbedingungen in den Büros anzugehen, wird sich das Problem eher noch verschärfen, wenn die Leute wieder zurückkommen sollen», mahnt Wille. Neben Gruppenbüros und Meetingräumen müssten auch Einzelbüros, ruhige Rückzugsorte oder Telefonboxen angeboten werden.

SAP bietet neben Büro-Events Kinderbetreuung an

Neben modernen Büroumgebungen bemühen sich viele Unternehmen um weitere Benefits – etwa in der IT-Branche, in der besonders viele Menschen ins Homeoffice gewechselt sind. Der Softwarekonzern SAP bietet neben Büro-Events laut einer Unternehmenssprecherin etwa Kinderbetreuung und Sportmöglichkeiten an. Der IT-Dienstleister Bechtle stellt unter anderem einen Wäscheservice zur Verfügung. Und in der Kantine können Mitarbeiter ein fertiges Abendessen für zu Hause mitnehmen, so eine Sprecherin. Das soll «eine Zeitersparnis ermöglichen und somit Berufliches und Privates in Einklang bringen».

«Ich höre immer mal wieder die Forderung “Da muss der Arbeitgeber mir aber was bieten, dass ich wieder bereit bin, ins Büro zu kommen”», erzählt Susanne Böhlich, Professorin für Internationales Management an der IU Internationalen Hochschule in Bad Honnef. Sie glaube jedoch nicht, dass bestimmte Benefits ausreichen, um die Mitarbeitenden wieder ins Büro zu bekommen. «In unserer Euphorie für Homeoffice unterschätzen wir komplett, dass die Präsenz einen unglaublichen Wert hat.»

Stattdessen plädiert Böhlich für Transparenz und Ehrlichkeit der Führungskräfte. «Den Mitarbeitern sollte verständlich sein, warum sie ins Büro kommen sollen, und den Prozess als fair empfinden», sagt die Professorin. Dafür müssten Führungskräfte aber klare und konsistente Regeln schaffen. «Und die Betroffenen sollten bei der Entscheidungsfindung mitreden dürfen», fordert Böhlich. «Nur dann bekommt man auch die Akzeptanz für die Rückkehr ins Büro.»

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Weiberfastnacht erstmals wieder ohne Corona-Auflagen

Köln/Düsseldorf (dpa) – Erstmals seit drei Jahren beginnt heute mit Weiberfastnacht wieder ein Straßenkarneval ohne Corona-Einschränkungen. 2020 war der Karneval noch knapp vor den ersten weitreichenden Lockdown-Maßnahmen über die Bühne gegangen, hatte teilweise allerdings auch schon selbst zur Verbreitung des Virus beigetragen. Im Folgejahr 2021 fiel «die fünfte Jahreszeit» komplett aus. 2022 fand Weiberfastnacht unter 2G-plus-Bedingungen statt. Diese Einschränkungen fallen nun weg.

Köln: Verwarngeld für Wildpinkler

Vor allem in Köln werden viele Zehntausende Feiernde von auswärts erwartet. Die Polizei ist dort mit 2000 Beamten im Einsatz. Bereits zu Beginn der Karnevalssaison am 11.11. war es in Köln zu einem Massenandrang gekommen. Besonders das Studentenviertel rund um die Zülpicher Straße gilt mit seinen vielen Bars und Kneipen als Mega-Hotspot für junge Leute. Weiterlesen

Weitere Corona-Vorgaben enden vorzeitig

Saarbrücken/Berlin (dpa/lrs) – Weitere bundesweite Corona-Schutzvorgaben sollen nach Plänen von Bund und Ländern vorzeitig zum 1. März auslaufen – auch im Saarland. Die Gesundheitsministerinnen und -minister vereinbarten am Dienstag ein früheres Ende der eigentlich bis 7. April festgelegten Masken- und Testpflichten für Beschäftigte und Bewohner in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen. Das teilte das Bundesgesundheitsministerium mit. Für Besuche in Arztpraxen, Kliniken und Pflegeheimen soll noch weiterhin Maskenpflicht gelten. Weiterlesen

Weitere Corona-Schutzvorgaben sollen zum 1. März enden

Berlin (dpa) – Weitere bundesweite Corona-Schutzvorgaben sollen nach Plänen von Bund und Ländern vorzeitig zum 1. März auslaufen. Die Gesundheitsministerinnen und -minister vereinbarten am Dienstag ein früheres Ende der eigentlich bis 7. April festgelegten Masken- und Testpflichten für Beschäftigte und Bewohner in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen. Das teilte das Bundesgesundheitsministerium mit. Für Besuche in Arztpraxen, Kliniken und Pflegeheimen soll demnach aber auch noch weiterhin Maskenpflicht gelten. Weiterlesen

Tui-Aktionäre sollen Kapitalspritze beschließen

Hannover (dpa) – Die Anteilseigner von Tui sollen am Dienstag auf einer Online-Hauptversammlung eine weitere Kapitalerhöhung für den größten deutschen Reisekonzern genehmigen. Entsprechende Pläne zur Ausgabe neuer Aktien hatte das Management im vergangenen Jahr angekündigt. Mit den Einnahmen soll unter anderem die Rückzahlung von Staatshilfen während der Corona-Krise finanziert werden.

Geschäftlich lief es bei den Hannoveranern nach dem existenzbedrohenden Pandemie-Tief jüngst wieder besser, die Buchungen der Kunden nahmen zu. Zu dem Aktionärstreffen werden nun auch konkrete Daten für die Monate Oktober bis Dezember 2022 und den Beginn des Winters erwartet.

Pandemie war ein herber Rückschlag

Die kalte Jahreszeit verläuft für die Tourismusbranche auf der Nordhalbkugel in der Regel deutlich schwächer, den Hauptteil ihres Umsatzes machen die Anbieter im Sommer. Für Tui hat die Entwicklung der Nachfrage derzeit aber auch im Winter eine große Bedeutung, denn in den Hochphasen der Viruskrise hatte das Geschäft insgesamt fast komplett stillgestanden.

Der deutsche Staat und die privaten Eigner sprangen mit Milliardenkrediten beziehungsweise zusätzlichem Kapital ein, um das Unternehmen vor dem Untergang zu bewahren. Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) des Bundes hatte auch die Lufthansa und mehrere weitere Konzerne gestützt.

Die nächsten Schritte zum Abtragen der öffentlichen Hilfspakete bei Tui sind vorgezeichnet. Bis zum Ende des laufenden Jahres sollen mindestens 730 Millionen Euro plus Zinsen zurückfließen – die jetzt angepeilte Kapitalerhöhung soll die hierfür nötigen Mittel einbringen. Bereits in den Vorjahren war das Finanzpolster aufgestockt worden, etwa vom früheren Großaktionär und russischen Oligarchen Alexej Mordaschow und von der Eigentümerfamilie der spanischen Hotelkette Riu. Gleichzeitig fuhr Tui einen harten Sparkurs, der auch zahlreiche Stellenstreichungen zur Folge hatte.

Unternehmen könnte die Kurve kriegen

Der Konzern will überdies seinen Kreditrahmen bei der Staatsbank KfW, der sich Ende 2022 noch auf mehr als zwei Milliarden Euro belief, reduzieren. Zunächst sollte allerdings noch die Entwicklung im Winter abgewartet werden, sagte Finanzchef Mathias Kiep kürzlich: «Wie viel brauchen wir, wie viel Puffer müssen wir im Unternehmen haben?»

Bislang sah es so aus, als könnte Tui in diesem Jahr die Kurve kriegen. Mehr Kunden entschieden sich in den vergangenen Monaten demnach wieder für eine Buchung – trotz der hohen Inflation, die auf die Einkommen vieler Haushalte durchschlägt. Auch die Nachfrage nach längeren und höherwertigen Aufenthalten habe angezogen, hieß es zur Vorstellung der Zahlen für das Geschäftsjahr 2021/2022 im Dezember.

Unterm Strich war zwar immer noch ein Verlust von 277 Millionen Euro angefallen – dieser konnte jedoch auf etwa ein Zehntel des Vorjahreswerts gedrückt werden. Ohne Zinsen, Steuern und weitere Faktoren blieben 409 Millionen Euro als Gewinn, 2020/2021 hatte Tui auf dieser Basis mehr als zwei Milliarden Euro verloren. Der Konzern will sein Angebot auch mit kombinierbaren Einzelbuchungen ausweiten.

Auch Klimawandel ein Thema

Ein Thema beim Aktionärstreffen dürfte zudem die Rolle der Touristik im Klimawandel sein. Tui kündigte an, seine Emissionen schädlicher Treibhausgase bis 2030 um verbindliche Werte zu reduzieren: bei den konzerneigenen Fluggesellschaften um 24 Prozent verglichen mit dem Niveau von 2019, bei den Hotels um mindestens 46,2 Prozent, bei den Kreuzfahrten um 27,5 Prozent.

Geplant sind etwa Investitionen in moderne Flugzeuge, generell Einsparungen von Energie, die Förderung des lokalen Einkaufs für Hotels sowie die Nutzung nachhaltiger Treibstoffe für Kreuzfahrtschiffe. Die Branche steht wegen ihres bislang oft hohen Ausstoßes klimaschädlichen Kohlendioxids (CO2) und gesundheitsschädlicher Stickoxide in der Kritik.

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