Krankschreibungen wegen Atemwegserkrankungen auf Höchststand

Mainz (dpa/lrs). Die Zahl der Krankschreibungen wegen Atemwegsinfekten wie Corona, Grippe und Schnupfen hat in Rheinland-Pfalz zu Beginn des Jahres einen Höchstwert erreicht – zumindest bei den Versicherten der Barmer-Krankenkasse. Innerhalb der ersten zwölf Wochen 2023 waren demnach im Durchschnitt 418 von 10.000 Versicherten mit Krankengeldanspruch arbeitsunfähig, wie die Krankenkasse in Mainz mitteilte.

Das war der höchste Wert seit 2018. Bundesweit waren die Rheinland-Pfälzer nach dem Saarland (430) auch am stärksten betroffen. «In Zeiten von Fachkräftemangel können Firmen im Land nur hoffen, dass die Zahl der Atemwegserkrankungen im Jahresverlauf stark sinkt», sagte die Landesgeschäftsführerin der Krankenkasse, Dunja Kleis.

Im Vergleich zu den ersten zwölf Wochen im Corona-Jahr 2021 seien es rund viermal so viele Krankschreibungen gewesen (98). Sogar 2018, als die Grippe ungewöhnlich stark grassierte, seien es durchschnittlich nur 324 Krankschreibungen pro 10.000 Berechtigten im Vergleichszeitraum gewesen.

Die Barmer hat in Rheinland-Pfalz nach eigenen Angaben rund 440.000 Versicherte. Davon haben etwa 190.000 Menschen einen Anspruch auf Krankengeld.

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Forderungen nach mehr Personal in der Pflege

Mainz (dpa/lrs). Die Landespflegekammer, die Gewerkschaft Verdi und die Krankenhausgesellschaft warnen vor einem anhaltenden deutlichen Mangel an Pflegefachkräften in Rheinland-Pfalz. Im Land habe es im vergangenen Jahr 2354 unbesetzte Stellen in der Alten- und Krankenpflege gegeben, teilte Verdi-Gesundheitsexpertin Silke Steetskamp der Deutschen Presse-Agentur in Mainz mit. Der Mangel an Personal erstrecke sich über alle Bereiche der Pflege und Funktionsdienste und werde sich nach Prognosen von Forschungsinstituten noch verschärfen.

Der Personalmangel in der Branche bringe die Krankenhäuser durch die damit verbundenen Stationsschließungen und Erlösausfälle zusätzlich in massive Existenznot, mahnte die Gewerkschafterin. Stress, Überlastung und Überstunden des Pflegepersonals durch das ständige Arbeiten im Krisenmodus führten zu überdurchschnittlich hohen Ausfallzeiten in der Pflege.

Die Ausfallquoten würden durch den erheblichen Personalmangel noch verstärkt, berichtete auch ein Sprecher der Landespflegekammer. Auch in der Kinderkrankenpflege gebe es Mangelsituationen, die sich vor allem auf die Versorgung schwerstkranker Kinder wie in der onkologischen Versorgung auswirkten.

Die Mainzer Universitätsmedizin hatte jüngst mitgeteilt, dass Patientinnen und Patienten wegen zu wenigen Pflegekräften derzeit länger auf Termine bei planbaren Operationen warten müssten. Der seit Jahren bestehende Fachkräftemangel insbesondere in der Pflege habe sich unter anderem durch die Coronapandemie weiter verschärft, berichtete der Vorstandsvorsitzende Norbert Pfeiffer. Notfälle und andere nicht verschiebbare Eingriffe würden aber weiterhin zeitnah versorgt.

Konkrete Zahlen über die Höhe der fehlenden Pflegekräfte und Verschiebungen von Operationen wollte die Universitätsmedizin auf dpa-Anfrage wegen der starken Schwankungen nicht nennen.

Beim Fachkräftemangel in den Krankenhäusern handelt es sich jedoch nicht nur um ein Problem von Rheinland-Pfalz. Es seien Reformen auf Bundesebene erforderlich. Die Standortkampagne des Landes für mehr Fachkräfte werde sehr begrüßt.

Nach Angaben von Verdi fehlen an der Universitätsmedizin derzeit geschätzt 20 Prozent examiniertes Pflegepersonal. Die höchste Quote an externen Unterstützungskräften habe es bislang im OP- und Anästhesiebereich, in der Inneren Medizin, in der Hämatoonkologie, in der Notaufnahme sowie auf den Intensivstationen gegeben.

«Die Kliniken sind nach mehr als zwei Jahren Corona und den Folgen des Ukraine-Krieges immer noch vom Normalbetrieb entfernt», sagte der Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz, Andreas Wermter, auf dpa-Anfrage. «Die Universitätsmedizin Mainz ist hierfür ein aktuelles Beispiel.» Die Krankenhäuser benötigten mehr Personal in allen Bereichen. Dem steigenden Personalbedarf ständen sich verschärfende Personalengpässe gegenüber. Davon erfasst seien nicht nur Ärzte und Pflegekräfte, sondern auch die Vielzahl weiterer Spezialisten in allen Bereichen des Krankenhauses.

Viele Ärztinnen und Ärzte sowie das Pflegepersonal beklagten einen viel zu hohen Bürokratieaufwand in Verbindung mit ihrer Arbeit, erklärte der Geschäftsführer. Es sollte daher zu einem echtem Bürokratieabbau kommen. Um Fachpersonal zu halten, müsse es familienfreundlichere und flexible Arbeitszeitmodelle geben. Dazu sollten auch weiterhin Fachkräfte aus dem Ausland angeworben werden. Auch die Landespflegekammer mahnte bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege für mehr Attraktivität des Berufs sowie mehr Investitionsmittel für die Krankenhäuser an.

Arbeits- und Sozialminister Alexander Schweitzer (SPD) versicherte, dass sich das Land für gute Rahmenbedingungen, eine moderne Pflegeausbildung und eine zukunftsorientierte Weiterentwicklung des Pflegeberufs einsetze. «Wir wollen, dass noch mehr junge Menschen den Weg in die Pflege finden und Pflegekräfte lange und gesund in ihrem Beruf verweilen.»

Die Zahl der Ausbildungsbeginne in der Generalistik seien von 2277 im Jahr 2020 um sechs Prozent auf 2416 im Jahr 2021 gestiegen, berichtete Schweitzer auf dpa-Anfrage. Im Jahr 2022 sei die Zahl um 6,7 Prozent im Jahresvergleich auf 2254 zurückgegangen, bezogen auf das Jahr 2020 sei die Zahl damit aber nahezu konstant geblieben.

Der Minister verwies darauf, dass seit Juli vergangenen Jahres die Schulgeldfreiheit an den 15 privaten Gesundheitsschulen im Land gelte. Auszubildende in Berufen wie der Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, medizinisch-technischen Assistenz, pharmazeutisch-technische Assistenz, medizinische Bademeisterinnen und Bademeister sowie Masseurinnen und Masseure würden auf Antrag der privaten Schulträger von der Zahlung von Schulgeld befreit.

Rheinland-Pfalz übernehme die Kosten der derzeit rund 800 Ausbildungsplätze und zahle den Schulen pro besetzten Ausbildungsplatz eine monatliche Pauschale von 400 Euro, erklärte Schweitzer. Dafür stünden im Haushalt für dieses Jahr 4,5 Millionen Euro und für das Jahr 2024 insgesamt 4,9 Millionen Euro zur Verfügung.

Der Arbeits- und Sozialminister betonte auch die große Bedeutung der Zuwanderung von ausländischen Pflegekräften im Land. Dazu sei vom Land eine Beratungsstelle eingerichtet worden, die die Antragstellenden begleitet. Zudem soll es eine digitale Bildungsoffensive in der Pflege in Rheinland-Pfalz geben. «Wir wollen eine neue Digitalkultur in der Pflege anstoßen», hatte der Minister jüngst angekündigt.

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Nicht nur Schläge sind Gewalt

Von Gisela Gross, dpa

Berlin (dpa) – Schläge. Tritte. Spritzendes Blut. Mit solchen Bildern ist der Begriff Gewalt oft in erster Linie verbunden. Vor dem Tag der gewaltfreien Erziehung am Sonntag wollen Fachleute dafür sensibilisieren, dass weit mehr dahintersteckt. Der Kinderschutzbund teilt mit, das Thema psychische Gewalt mit Plakaten in Großstädten im Zuge der Kampagne «Gewalt ist mehr, als du denkst» in den Fokus zu rücken.

Als solche zu werten sind demnach etwa Demütigungen und Drohungen wie «Aus dir wird nie was.» Oder: «Wenn du jetzt nicht schläfst, dann knallt es!» Es geht aber nicht nur um Worte: Unter anderem werden auch längeres Anschweigen oder Ignorieren des Kindes, Isolieren zu Hause («Du hast zwei Wochen Hausarrest!») und extremer Leistungsdruck als psychische Gewalt eingestuft.

«Kinder nehmen nicht nur Schaden, wenn sie geschlagen werden», sagt Claudia Buß, Professorin am Institut für Medizinische Psychologie der Charité in Berlin. «Vernachlässigung und emotionaler Missbrauch können sich ebenfalls negativ auswirken.» Viele seien betroffen: Circa jedes dritte Kind werde Opfer von Misshandlung und/oder Vernachlässigung.

Nicht nur die Betroffenen tragen diese Erfahrungen oft ein Leben lang mit sich herum. Sie geben Risiken offenbar auch weiter. Forscher blickten auf die Gesundheit der Folgegeneration und fanden Zusammenhänge mit mütterlichen Missbrauchserfahrungen. Davon berichtete ein Team um Buß im Fachblatt «The Lancet – Public Health». Sie werteten Daten von über 4300 Mutter-Kind-Paaren aus.

Höhere Erkrankungsrisiken bei Kindern misshandelter Mütter

Die Nachkommen von Frauen, die als Kind missbraucht und/oder vernachlässigt worden waren, hatten laut der Studie ein höheres Risiko für verschiedene Erkrankungen: Vorstufen von Depression und Angststörungen, das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom ADHS, Autismus und Asthma. Bei Töchtern dieser Mütter wurde zudem häufiger Übergewicht festgestellt als bei deren Söhnen. Die Autoren können zwar nur Zusammenhänge feststellen, den Missbrauch also nicht als direkte Ursache der Erkrankungen nachweisen. Buß sieht die These der Weitergabe von Risiken über Generationen hinweg aber auch durch anderweitige Untersuchungen gestützt, etwa an Tieren.

«Die Forschung zeigt: Je schwerwiegender und je mehr verschiedene Missbrauchs- und Vernachlässigungserfahrungen ein Kind macht, umso schlimmer sind die gesundheitlichen Konsequenzen. Sowohl für das Opfer selbst als auch für die nächste Generation», sagt die Wissenschaftlerin. Sie fordert ein besseres Unterstützungssystem, um Überforderung bei Eltern zu erkennen und im Idealfall gleich zwei Generationen zu helfen. «Man weiß leider, dass Eltern, die ihre Kinder misshandeln oder vernachlässigen, das häufig selbst erlebt haben und damit überfordert sind. Statt ihnen die Schuld zuzuweisen, muss man schauen, wie man diese Menschen maximal unterstützen kann.»

Mehr Unterstützung schon vor der Schwangerschaft gefordert

Auch wenn die genauen Mechanismen der Übertragung des Risikos auf die folgende Generation noch nicht komplett entschlüsselt sind: Buß schweben Hilfen möglichst schon vor der Schwangerschaft vor. «Die Frage psychischer Belastungen müsste stärker in die generelle medizinische Versorgung einbezogen werden, etwa in der Gynäkologie und Kindermedizin.» So wie man Schwangeren zu gesunder Ernährung und zum Stillen rate, müssten werdende Eltern über die Bedeutung ihrer eigenen psychischen Gesundheit für eine gesunde Entwicklung des Kindes aufgeklärt werden. Gerade bei Frauen, die zum ersten Mal schwanger werden, könnten eigene Kindheitstraumata wieder hochkommen.

Bisher fehle der Raum, dies mit Fachkräften zu besprechen. «Wenn Vorbeugung nicht gelingt, muss man Missbrauchsopfer in der Kindheit so früh wie möglich erkennen und ihnen helfen. Je länger ein Kind in so einer Situation ist und je länger es unter chronischem Stress steht, desto schwerwiegender sind die Folgen», sagt Buß. Sie spricht von drohenden biologischen Narben: sich verändernden Hirnstrukturen und Veränderungen der langfristigen Regulation verschiedener Gene, die Grundlage sein könnten für spätere gesundheitliche Folgen.

Bisher noch wenig Bewusstsein – was Eltern tun können

Eine Studie des Uniklinikums Ulm zu Einstellungen zu Körperstrafen und elterlichem Erziehungsverhalten von 2020 zeigte, dass es in Deutschland noch an Bewusstsein für das Thema mangelt. «Dass ein moderner Gewaltbegriff auch emotionalen Druck, emotionale Herabwürdigung und Gesten, die vor allem demütigen (eine Ohrfeige oder ein Klaps auf den Po) miteinschließen, ist häufig nicht verstanden worden.» Dabei führe psychische Gewalt zu nicht weniger schlimmen Langzeitfolgen als körperliche und sexuelle Gewalt.

Für das Entstehen von Krankheiten jedoch müssen viele Faktoren zusammenkommen, macht Buß klar. «Es ist nicht davon auszugehen, dass ein Kind zerbricht oder krank wird, wenn es ab und zu erlebt, dass es den Eltern nicht so gut geht.» Eltern seien nicht unfehlbar. Wichtig sei ein Bewusstsein: «Wenn man als Eltern bemerkt, dass man sich im Ton vergriffen hat, kann man sich beim Kind entschuldigen und die Situation erklären.» Wer bei sich selbst eine dauerhafte Belastung bemerke, solle sich Hilfe holen.

Die Beobachtungsstudie jedenfalls zeigt: Längst nicht jedes Kind einer Mutter mit Misshandlungserfahrungen trägt gesundheitliche Folgen davon. Das deutet auf teils vorliegende schützende Umstände hin. Enge Bezugspersonen etwa, bei denen sich ein Kind sicher fühlt, können aus Expertensicht Negativfolgen abpuffern.

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Langfristiger Zuschlag für Helikopter für ADAC Luftrettung

Mainz (dpa/lrs) – Die gemeinnützige ADAC Luftrettung hat einen langfristigen Zuschlag für den Rettungshubschrauber «Christoph 66» in der Westpfalz bekommen. Der Vertrag, der die Konzession für die nächsten 25 Jahre bis 2048 vergibt, wurde am Donnerstag vom rheinland-pfälzischen Innenminister Michael Ebling (SPD) und dem Geschäftsführer der ADAC Luftrettung gGmbH, Frédéric Bruder, unterzeichnet, wie beide Seiten mitteilten. Das Innenministerium sprach von einem Auftragsvolumen von geschätzt rund 80 Millionen Euro netto. Damit handele es sich um eine der bundesweit größten Vergaben im Luftrettungsdienst.

Der Vertrag sieht demnach nicht nur den Betrieb des Hubschraubers vor, sondern auch den Bau und Betrieb einer Luftrettungsstation. Diese soll im Bereich Dörnbach/Imsweiler im Donnersbergkreis entstehen und nach bisheriger Planung Anfang 2026 an den Start gehen. Bis dahin wird «Christoph 66» wie bisher vom Flugplatz Imsweiler abheben. Das Einsatzgebiet umfasst neben dem Donnersbergkreis auch Stadt und Kreis Kaiserslautern sowie die Kreise Birkenfeld und Kusel. Weiterlesen

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