Mehr Hilfen für psychisch kranke Jugendliche gefordert

Von Christina Sticht, dpa

Hannover (dpa) – Zunächst bekommen oft selbst Familie und Freunde wenig von den Veränderungen mit. Jugendliche ziehen sich zurück, sprechen wenig, kommen morgens kaum aus dem Bett. Im Laufe der Pandemie nahmen psychische Störungen bei Jugendlichen deutlich zu. Statt sich der Mutter oder einer Freundin anzuvertrauen, beginnen einige damit, sich selbst zu verletzen – oft mit Rasierklingen an Armen und Beinen. Das sogenannte Ritzen ist vor allem bei Mädchen und Jungen mit psychischen Problemen beziehungsweise Krankheiten verbreitet.

Auch bei seinem Kind fing die «Ritzerei» im Corona-Lockdown 2020 an, wie ein Vater aus Niedersachsen im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur erzählt. Die Hausärztin beruhigte ihn zunächst, dass das viele Jugendliche mal ausprobierten. Doch in der Erstberatung einer Kinder- und Jugendtherapeutin wurde eine beginnende Depression festgestellt. Monatelang suchte die Familie daraufhin vergeblich nach einer Psychotherapeutin für eine ambulante Therapie, dazwischen kamen Klinikaufenthalte. Schließlich riss das Kind mit einem anderen Teenager von zuhause aus und wurde erst Tage später gefunden.

Zermürbende Suche nach Unterstützung

Wenn ein Kind psychisch erkrankt, gerät auch die Welt der Eltern und Geschwister aus den Fugen. Hinzu komme die zermürbende Suche nach Unterstützung, sagt der Vater. Er schrieb E-Mails und telefonierte Therapeuten und Kliniken ab. Er ging zum Jugendamt und bat in einem Brief Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) um Hilfe. «Man hat keinen Fahrplan und ist völlig alleingelassen», sagt er. Immer wieder gebe es bürokratische Hindernisse. Anderthalb Jahre habe die Familie dann eine Therapeutin privat bezahlt. Seine Odyssee schilderte er zuerst der «Celleschen Zeitung».

Mehrere Studien belegen, dass Kinder und Jugendliche in der Corona-Zeit besonders gelitten haben: Von heute auf morgen fielen Sport und Musik weg, Freunde durften nicht mehr getroffen werden. Wie aus Daten der Krankenkasse DAK hervorgeht, nahmen Depressionen und Essstörungen vor allem bei Mädchen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren stark zu. Bei vielen blieben die Probleme bestehen.

Ängste im Alltag als Folge der Pandemie

Die Nachfrage nach Psychotherapeutinnen und -therapeuten, die Kinder und Jugendliche behandeln, lag noch im Sommer 2022 um 48 Prozent höher als in der Vor-Corona-Zeit. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Psychotherapeutenvereinigung. Die Kinder- und Jugendlichentherapeutin Cornelia Metge aus Zschopau in Sachsen sieht in ihrer Praxis, dass viele Kinder als Folge der Pandemie massive Ängste im Alltag haben. «Wir haben als Gesellschaft die Verantwortung und die Verpflichtung, diese Kinder zu unterstützen», betont Metge, die sich im Vorstand der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) engagiert.

Metge beobachtet, dass auch wegen des Lehrkräftemangels in den Schulen neben der puren Wissensvermittlung wesentliche Dinge zu kurz kommen. «Schule sollte auch ein Ort der Begegnung sein; ein Ort, wo man auch erzählen kann, dass man Probleme und Schwierigkeiten hat zuhause. Dafür ist viel zu wenig Zeit», beklagt sie.

Zudem müsse die Prävention einen höheren Stellenwert bekommen. «Psychische Gesundheit sollte ein fester Bestandteil des Unterrichts werden», wünscht sich Metge. Schon mit jungen Kindern könne besprochen werden: Was macht mich fröhlich, was macht mich traurig? Bereits in der Kita und Grundschule könne es Kurse zur Stressreduktion oder zum Umgang mit Konflikten geben.

Maßnahmenpaket der Bundesregierung

Die Bundesregierung hat ein Maßnahmenpaket beschlossen, das die Folgen der Pandemie für Kinder und Jugendliche abfedern soll. Ein Schwerpunkt ist die psychische Gesundheit. Unter anderem sollen in einem Modellprojekt sogenannte Mental Health Coaches besonders belastete Schulen unterstützen.

Dieses befristete Modellprojekt werde den Anforderungen keineswegs gerecht, kritisiert der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP). Vielmehr müsse endlich der internationale Standard bei der Versorgung mit Schulpsychologen angestrebt werden.

«Ideal wäre es, wenn ein Schulpsychologe auf höchstens 1500 Schülerinnen und Schüler kommt, so wie in anderen europäischen Ländern», sagt Andrea Spies, Vorsitzende der Sektion Schulpsychologie im BDP. «Bei uns ist das Verhältnis 1 zu 5400, in manchen Bundesländern wie Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Brandenburg sogar noch weit schlechter.» Schulpsychologische Beratung werde derzeit so nachgefragt wie nie. «Die Psyche reagiert auf Krisen immer zeitversetzt und meist überdauernd», betont Spies.

Langes Warten auf einen Therapieplatz

Psychisch erkrankte Jugendliche müssen meist Monate auf einen Platz für eine ambulante Therapie warten. In der Corona-Zeit waren es laut einer Befragung der Universität Leipzig im Schnitt 25 Wochen. Die Bundespsychotherapeutenkammer fordert eine Änderung der Bedarfsplanung. Außerhalb von Ballungsräumen und im Ruhrgebiet seien insgesamt 1600 zusätzliche Psychotherapeutensitze notwendig. 20 Prozent von allen Sitzen müssen laut gesetzlicher Vorgabe für Kinder und Jugendliche reserviert sein.

Was sind die Risikofaktoren für eine psychische Erkrankung von Kindern und Jugendlichen? Häufig trifft es Kinder aus ärmeren Familien, mit allein erziehenden Müttern, psychisch belasteten Eltern oder solche, die in beengten Wohnverhältnissen leben. «Bei uns traf es eine intakte Familie ohne Geldprobleme», sagt der Vater aus Niedersachsen. Bei seinem Kind habe wohl auch Mobbing in der Schule vor Corona eine Rolle gespielt, im Lockdown seien die Handy- und Internet-Zeiten aus dem Ruder gelaufen, gleichzeitig fielen geliebte Hobbys und der Vereinssport weg.

Häufig sind psychische Erkrankungen der Grund dafür, dass Mädchen und Jungen keinen Schulabschluss schaffen, auch wegen der langen Fehlzeiten in den akuten Phasen. Wenn eine Krankheit chronisch wird, hat dies negative Auswirkungen auf das ganze Leben. «Die psychische Gesundheit wird in unserer Gesellschaft immer noch nicht ernst genommen und psychische Erkrankung tabuisiert», kritisiert Schulpsychologin Spies. «Kinder und Jugendliche haben in der Pandemie am meisten gelitten. Deshalb wäre die Politik gut beraten, jetzt einen Masterplan aufzusetzen.»

Tanja Brunnert, Vize-Sprecherin des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, sagt: «Insgesamt haben wir es auch heute in unserem normalen Praxisalltag häufiger mit psychischen Problemen der Kinder und Jugendlichen zu tun als vor der Pandemie.» Sinnvoll wären aus Sicht der Kinderärztin aus Göttingen mehr niedrigschwellige Angebote der Kommunen, also Familienberatungsstellen, wie sie in vielen Städten bereits existieren. Aber auch eine Stärkung der Angebote von Sportvereinen, Jugendfeuerwehren oder Pfadfindergruppen sei wichtig. «Diese bieten Kindern und Jugendlichen Struktur in ihrer Freizeit und fördern das Verhalten in einer Gruppe Gleichaltriger.»

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Zahl der Apotheken fällt unter Marke von 18.000

Berlin (dpa) – Die Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt weiter und ist jetzt unter die Marke von 18.000 gefallen. Ende März gab es noch 17.939 Apotheken, wie aus Daten der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (Abda) hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen.

Dies waren 129 Apotheken weniger als Ende vergangenen Jahres – 17 Neueröffnungen standen 146 Schließungen gegenüber. Damit ist den Angaben zufolge der niedrigste Stand der Apothekenzahl seit mehr als 40 Jahren erreicht. Erfasst werden jeweils Hauptapotheken und auch Filialen, von denen Apotheker bis zu drei betreiben können. Weiterlesen

Italien: Konsequenzen nach Gewalt gegen Psychiaterin

Pisa (dpa) – Nach dem Angriff auf eine Psychiaterin in Italien debattiert das Land über Gewalt gegen Gesundheitspersonal. Der Fall um die Frau, die lebensgefährlich verletzt und letztlich für hirntot erklärt wurde, sorgt in dem Mittelmeerland für großes Aufsehen.

Italiens Gesundheitsminister Orazio Schillaci schaltete sich heute nun auch ein und beklagte die zunehmende Zahl von Angriffen auf Beschäftigte im Gesundheitswesen. Der Fall der Psychiaterin mache ihn fassungslos – alle Arten von Gewalt seien zu verhindern, sagte er laut einer Mitteilung. Weiterlesen

Rod Stewart will wieder Vorsorge-Scans bezahlen Angebot

London (dpa) – Popstar Rod Stewart (78) will erneut Vorsorge-Scans für Patienten mit Krebsverdacht bezahlen und hat die Verantwortlichen für das britische Gesundheitswesen scharf kritisiert. Auf seine Angebote bekomme er keine Antworten, sagte der Brite («The First Cut is the Deepest») der Nachrichtenagentur PA.

«Es ist, als würde man den Kopf gegen eine Mauer schlagen.» Dabei würden MRT-Untersuchungen dringend benötigt. «Ich bin bereit, dafür zu bezahlen. 30 oder 40 in ein paar Stunden, aber es gibt niemanden, der das in meinem Auftrag übernimmt», sagte Sir Rod. Weiterlesen

Schlechte Luft schadet Kindern und Jugendlichen in Europa

Von Steffen Trumpf, dpa

Kopenhagen (dpa) – Die hohe Luftverschmutzung mit Schadstoffen wie Feinstaub führt einer Schätzung zufolge in Europa jedes Jahr zum vorzeitigen Tod von mehr als 1200 Kindern und Jugendlichen. Außerdem steigert sie für Heranwachsende das Risiko für Krankheiten im weiteren Lebensverlauf erheblich, wie aus am Montag vorgestellten Berichten der Europäischen Umweltagentur (EEA) hervorgeht. Luftverschmutzung führt Experten zufolge unter anderem zu mehr gefährlichen Asthmaanfällen.

Es müsse mehr für den Schutz der kindlichen Gesundheit vor den negativen Folgen der Luftverschmutzung getan werden, erklärte die in Kopenhagen ansässige EU-Behörde. Trotz Verbesserungen in den vergangenen Jahren liege die Belastung mit verschiedenen Schadstoffen in vielen Ländern weiter hartnäckig über den von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Grenzwerten, besonders in Mittelosteuropa und Italien. Hauptgrund der dortigen Feinstaubbelastung sei die Verbrennung fester Brennstoffe wie Kohle beim Heizen und in der Industrie.

Weiter Weg zu wirklich sauberer Luft

Neben den Werten beim Feinstaub seien etwa auch die bei Ozon und Stickstoffdioxid nach wie vor zu hoch, so die Umweltagentur. Kinder und Jugendliche seien besonders anfällig, weil sich ihre Organe und ihr Immunsystem noch in der Entwicklung befänden. Alle Europäerinnen und Europäer müssten vor schlechter Luft geschützt werden – vor allem aber die Kinder, forderte EEA-Exekutivdirektor Hans Bruyninckx. Maßnahmen auf EU-, nationaler und lokaler Ebene müssten dringend weiter verstärkt werden, «um unsere Kinder zu schützen, die sich nicht selbst schützen können». Bis zu wirklich sauberer Luft sei es noch ein weiter Weg.

Derzeit verursacht die Luftverschmutzung nach EEA-Schätzungen jährlich über 1200 vorzeitige Todesfälle unter Minderjährigen in den 32 Mitgliedstaaten – dazu zählen neben den 27 EU-Ländern die Schweiz, Norwegen, Island, Liechtenstein und die Türkei. Obwohl die Zahl in dieser Altersgruppe verglichen mit der in der Gesamtbevölkerung relativ niedrig sei, stellten Todesfälle im frühen Lebensalter ein verlorenes Zukunftspotenzial dar.

«Wir können Kinder nicht wie kleine Erwachsene betrachten, wenn es um Umweltrisiken und Luftverschmutzung geht», sagte der EEA-Experte Gerardo Sanchez. Sie hätten unter anderem eine höhere Atemfrequenz, atmeten mehr durch den Mund, befänden sich näher am Boden und hätten ein geringeres Gewicht. Ihre Biologie sei anders, aber auch die Art und Weise, wie sie Luftverschmutzung ausgesetzt seien. Dies könne potenziell sehr schwerwiegende Gesundheitsfolgen haben, darunter eine herabgesetzte Lungenfunktion, Asthma und Allergien.

Grünflächen können Luftqualität verbessern

Um Kinder besser zu schützen, sei es am wichtigsten, die Luftverschmutzung an der Quelle – also im Verkehr, in der Industrie und beim Heizen – zu reduzieren, sagte Sanchez. Eine gute Maßnahme sei auch, sich auf eine Verbesserung der Luftqualität rund um Schulen und Kindergärten zu konzentrieren, etwa durch mehr Grünflächen.

Dazu, wie viele vorzeitige Todesfälle insgesamt auf die Luftverschmutzung zurückgehen, veröffentlicht die EEA in der Regel jeweils im Herbst eine neue Schätzung. Zuletzt waren es mit Blick auf Zahlen des Jahres 2020 in der EU knapp 240.000 allein durch Feinstaub. Weltweit sterben nach WHO-Angaben jährlich rund sieben Millionen Menschen vorzeitig infolge von Luftverschmutzung.

Probleme mit zu hohen Schadstoffwerten gibt es dabei oft vor allem in den Städten. In den EU-Staaten mussten im analysierten Jahr 2021 mehr als 90 Prozent der Stadtbevölkerung mit Werten an Feinstaub (PM2.5), Ozon (O3) und Stickstoffdioxid (NO2) leben, die über den WHO-Empfehlungen lagen. Gerade Feinstaub der Größenkategorie PM2.5 (Durchmesser kleiner als 2,5 Mikrometer) gilt als schädlich und Verursacher von Schlaganfällen, Krebs und Atemwegserkrankungen. Die WHO-Richtwerte sind deutlich strenger gefasst als die Grenzwerte der EU.

Faro, Umeå und Uppsala als Vorbilder

Mancherorts weit im Süden und im Norden des Kontinents gibt es auch Lichtblicke: Die Städte mit der saubersten Luft in Europa sind gemessen an der Feinstaubbelastung Faro in Portugal sowie Umeå und Uppsala in Schweden, wie aus den jüngsten Vergleichswerten von 375 europäischen Städten hervorgeht. Es folgen Funchal (Portugal), Tallinn (Estland), Tampere (Finnland) und Reykjavik (Island). Die besten Werte unter den deutschen Städten erzielen Kiel (Rang 19), Göttingen (22) und Lübeck (26), die schlechtesten Nürnberg (234), Berlin (238) und Gelsenkirchen (245). München liegt an 54., Hamburg an 161. Stelle.

Generell stufen die Umweltexperten Deutschland je nach Schadstoff unterschiedlich ein: Beim Feinstaub liegt die Bundesrepublik im vorderen Mittelfeld der analysierten Staaten, beim vor allem aus dem Straßenverkehr stammenden Stickstoffdioxid schneidet sie dagegen aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens mit am schlechtesten ab.

Kinder in der Pandemie: Forderungen nach mehr Unterstützung

Berlin (dpa) – Bundesfamilienministerin Lisa Paus hat gefordert, die Sorgen und Nöte von Kindern und Jugendlich mit Blick auf die Folgen der Corona-Pandemie ernst zu nehmen. «Die jungen Menschen im Land haben Solidarität mit den Alten gezeigt», sagte die Grünen-Politikerin im Bundestag. «Unsere Aufgabe ist es, ihre Unterstützung stärker in den Mittelpunkt unseres Handelns zu stellen.» Es dürfe nicht vom sozialen Status abhängen, wie gut junge Menschen durch die Krise kämen. Weiterlesen

Für Mitsprache der Versicherten – Sozialwahl 2023 beginnt

Von Dorothea Hülsmeier und Stella Venohr, dpa

Düsseldorf (dpa) – In Millionen Haushalten flattern in diesen Tagen rote Umschläge in die Briefkästen – darin befinden sich die Wahlunterlagen zur Sozialwahl 2023. Seit 70 Jahren ist sie ein Kernstück der deutschen Demokratie, und rund 52 Millionen Menschen dürfen bis zum 31. Mai 2023 ihre Stimme zu wichtigen Themen wie Gesundheit und Rente abgeben. Doch was hat es eigentlich genau mit der Wahl auf sich?

Was ist die Sozialwahl?

Die Sozialwahl ist die drittgrößte Wahl in Deutschland – nach der Bundestagswahl und der Europawahl. Versicherte sowie Rentnerinnen und Rentner wählen dabei die höchsten Entscheidungsgremien der Kranken-, Pflege-, Renten- und Unfallversicherung. Bei den Krankenkassen ist dieses Gremium der Verwaltungsrat, bei den anderen Sozialversicherungen die Vertreterversammlung.

Was tun die Sozialparlamente?

Die Versichertenparlamente stellen den Haushalt auf, wählen Vorstand und Geschäftsführung. Sie entscheiden auch über Leistungen der Krankenkassen oder die Qualität von Reha-Angeboten, Bonusprogramme, Wahltarife oder die Aufnahme neuer Früherkennungsuntersuchungen.

Wer darf bei der Sozialwahl abstimmen?

Rund 52 Millionen Menschen sind in Deutschland wahlberechtigt. Abstimmen können Mitglieder der fünf Ersatzkassen (Techniker Krankenkasse, DAK-Gesundheit, Barmer, KKH und Handelskrankenkasse HKK) sowie der Deutschen Rentenversicherung Bund. Wer sowohl bei der Rentenversicherung als auch bei einer der Krankenkassen Beiträge einzahlt, darf sogar zweimal abstimmen.

Auch junge Menschen ab 16 Jahren dürfen wählen, wenn sie eigenständig versichert sind – zum Beispiel als Azubi. Anders als bei anderen Wahlen spielt die Staatsangehörigkeit keine Rolle. Also dürfen auch Menschen ohne deutschen Pass ihre Stimme abgeben, sofern sie in Deutschland leben.

Wie funktioniert die Online-Wahl?

Bei den Ersatzkassen können Versicherte in einem Modellversuch erstmals auch online wählen. Auf den Wahlunterlagen finden sie einen QR-Code. Ihre Identität können Wähler per Versichertennummer auf der Gesundheitskarte nachweisen oder mit dem Personalausweis, sofern die Online-Funktion aktiviert ist. Ansonsten kann man auch einen Stimmzettel ankreuzen und in dem roten und bereits frankierten Umschlag zurückschicken.

Der Bundesbeauftragte für die Sozialwahlen, Peter Weiß, erhofft sich von der Online-Wahlmöglichkeit eine etwas höhere Wahlbeteiligung als bei der Sozialwahl 2017, als die Wahlbeteiligung bei etwa einem Drittel lag. Vor allem jüngere Menschen sollen verstärkt erreicht werden.

Wer kann gewählt werden?

Zur Wahl stehen keine politischen Parteien, sondern Listen. Auf dem Wahlzettel stehen keine Personen sondern Organisationen, die Kandidaten in die Selbstverwaltung entsenden wollen. Das sind in der Regel Gewerkschaften, aber auch kirchliche Arbeitnehmerorganisationen oder zugelassene Gemeinschaften, in denen sich Versicherte organisiert haben. Bei den Krankenkassen gibt es in der Regel vier bis sechs Listen. Die Wähler haben eine Stimme, mit der sie eine Liste ankreuzen können. Im Juni sollen die Ergebnisse der Wahl vorliegen.

Novum ist diesmal eine Frauenquote von 40 Prozent auf den Wahllisten der Krankenkassen. Bei den anderen Zweigen der Sozialversicherung gilt die 40-Prozent-Quote nur als Empfehlung. «Frauen werden anders krank, haben andere Bedürfnisse», sagte Doris Barnett, stellvertretende Bundeswahlbeauftragte für die Sozialversicherungswahlen. «Deshalb ist es gut, dass wir die Geschlechterquote eingeführt haben.»

Warum ist die Sozialwahl wichtig?

Die gewählten Männer und Frauen treffen bei den Renten- und Krankenversicherungen wichtige Grundsatzentscheidungen. Konkret wird es für Versicherte etwa dann, wenn es darum geht, Widerspruch einzulegen oder Erwerbsminderungsrenten zu beantragen. Die Vorstandsvorsitzende des Verbandes der Ersatzkassen, Ulrike Elsner, weist darauf hin, dass die Selbstverwaltung allein in der Krankenversicherung jährlich ein Budget von rund 300 Milliarden Euro verwalte. «Der Kurs der Kasse wird über die Selbstverwaltung bestimmt.»

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Selma Blair: Gehstock ist auch eine emotionale Stütze

London (dpa) – Die an Multipler Sklerose erkrankte Schauspielerin Selma Blair («Natürlich blond») berichtet von der besonderen Wirkung, die ihr Gehstock auf sie hat. «Sobald ich ihn in der Hand halte, beruhigen sich meine Stimme und mein Körper», erzählt die 50-Jährige US-Amerikanerin in einem Interview des Modemagazins <<Vogue>>. Deshalb habe sie auch eine emotionale und körperliche Bindung an den Stock, sie nennt ihr eine «Erweiterung von mir». Weiterlesen

Krankenhausgesellschaft: Gefahr von Insolvenzen bei Kliniken

Mainz (dpa/lrs) – Nach Einschätzung der Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz steigt die Gefahr von Insolvenzen bei Kliniken. «Es gibt Personalengpässe und es gibt auch immer noch hohe Ausfallzeiten, insbesondere im Bereich der Pflegekräfte», sagte der Geschäftsführer der Gesellschaft, Andreas Wermter, im Interview mit den Fernsehnachrichten SWR Aktuell. Weiterlesen

Gutachten: Bund ohne Gesetzgebungskompetenz für Kliniken

Berlin (dpa) – Die Vorschläge einer Regierungskommission des Bundes zur Krankenhausreform verstoßen nach Ansicht eines Gutachtens gegen die in der Verfassung verankerte Gesetzgebungskompetenz der Länder.

«Das Grundgesetz sieht weder für das Krankenhauswesen im Allgemeinen noch für die Krankenhausplanung im Besonderen eine Gesetzgebungskompetenz des Bundes vor», heißt es in dem 144-seitigen Rechtsgutachten, das in Berlin vorgestellt wurde. In Auftrag gegeben wurde es von den drei unionsgeführten Gesundheitsministerien in Bayern, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach nannte es richtig, auch die rechtlichen Aspekte zu analysieren. Das Gutachten befasse sich aber mit überholten Reformplänen und werde von anderen Gutachtern auch so nicht bestätigt. «Die Diskussion ist inzwischen wesentlich weiter», sagte der SPD-Politiker. Die dringend notwendige Reform werde gemeinsam mit den Ländern erarbeitet. «Der übliche Gutachterstreit darf und wird das Krankenhaussterben nicht verlängern.» Weiterlesen

Kampf gegen Tigermücke geht los: Hilferuf an Minister

Kehl/Stuttgart (dpa) – Am Oberrhein gehen Stechmückenjäger bald wieder gegen die Asiatische Tigermücke vor, denn das Insekt gilt als Überträger schwerer Krankheitserreger. Da sich die Tigermücken im vergangenen Hitzesommer ausbreiteten, betrifft die neue Runde der Bekämpfung bis zu 18 Kommunen der Region und damit deutlich mehr als zuvor. Das berichtete die Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (Kabs) am Donnerstag auf Anfrage in Speyer.

Die Stechmückenjäger werden vom Monatsende an in den Ländern Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen aktiv. Kehl im Ortenaukreis ist nach eigener Einschätzung ein «Tigermücken-Hotspot», denn es gebe im Stadtgebiet besonders viele dieser Stechmücken. Weiterlesen

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