Sie wäre jetzt 97 Jahre alt: Palast gedenkt Elizabeth II.

London (dpa) – Die britischen Royals haben am Freitag der im vergangenen Jahr gestorbenen Queen Elizabeth II. gedacht. Die langjährige Monarchin wäre am 21. April 97 Jahre alt geworden. Auf dem Twitter-Account des Kensington-Palasts wurde zu diesem Anlass ein Foto veröffentlicht, auf dem Elizabeth II. mit Enkeln und Urenkeln zu sehen ist. Das Bild sei im vergangenen Sommer auf Schloss Balmoral entstanden, hieß es dazu. Weiterlesen

Neuer Ärger für Sunak: Vize-Premier zurückgetreten

London (dpa) – Die konservative britische Regierungspartei kommt nicht zur Ruhe. Nur knapp zwei Wochen vor den Lokalwahlen in großen Teilen Englands ist der Stellvertreter von Premierminister Rishi Sunak, Dominic Raab, wegen Mobbingvorwürfen zurückgetreten.

Der Brexit-Hardliner Raab hatte zuletzt neben der Rolle des Vizepremiers das Amt des Justizministers inne. Mit seinem Rücktritt am Freitag reagierte er auf die Ergebnisse eines Untersuchungsberichts zu seinem Verhalten auf verschiedenen Ministerposten in den vergangenen Jahren. Sein Amt an der Spitze des Justizministeriums soll nun der frühere Verteidigungsstaatssekretär Alex Chalk übernehmen. Vize-Regierungschef wird Staatsminister Oliver Dowden.

In dem Bericht wurden die Vorwürfe gegen Raab teilweise bestätigt. Unter anderem soll er Mitarbeiter harsch zurechtgewiesen oder sogar Konsequenzen angekündigt haben, wenn er mit deren Arbeit oder Antworten auf seine Fragen nicht zufrieden waren. Insgesamt wird ihm ein großes Misstrauen seinen Mitarbeitern gegenüber bescheinigt, die er verdächtigte, seine Reformpläne sabotieren zu wollen. Weiterlesen

Dreyer und Yousaf wollen Austausch auf neue Basis stellen

Mainz/Edinburgh (dpa/lrs) – Die rheinland-pfälzische Regierungschefin Malu Dreyer (SPD) und der neue schottische Regierungschef Humza Yousaf haben ein gemeinsames Engagement für einen Austausch in Bildung und Forschung vereinbart. Bei einem Treffen am Mittwochabend in Edinburgh sei konkret darüber gesprochen worden, dass dieser Austausch nach dem Brexit auf eine neue Basis gestellt werden müsse, weil Großbritannien Ende Mai aus den Erasmus-Austauschprogrammen ausscheide, sagte Dreyer der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag. Yousaf habe unterstrichen, wie wichtig ihm eine Zusammenarbeit sei. Weiterlesen

Staubsaugerfirma klagt vor EuGH auf Millionen-Schadenersatz

Luxemburg (dpa) – Ein jahrelanger Rechtsstreit des britischen Staubsaugerherstellers Dyson um mehr als 176 Millionen Euro Schadenersatz geht vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) in die entscheidende Phase. Am Donnerstag begann die mündliche Verhandlung vor dem höchsten europäischen Gericht, wie eine Sprecherin mitteilte. Weiterlesen

Jethro Tull auf den Spuren nordischer Götter

Von Gunther Matejka, dpa

München (dpa) – Nach dem Erfolg ihres im vergangenen Jahr erschienenen Comeback-Albums «The Zealot Gene» legen Jethro Tull jetzt nach: «RökFlöte» heißt das neue Werk, bei dem sich inhaltlich alles um die nordische Mythologie dreht. Musikalisch bleibt sich die Band um Sänger, Flötenspieler und Songschreiber Ian Anderson aber treu – und serviert 13 typisch vertrackte Songs aus dem Grenzfeld Prog- und Folk-Rock, Jazz und Worldmusic.

Die ersten zwei Dekaden des neuen Jahrtausends waren nicht unbedingt die Zeit von Jethro Tull. Sie gastierten zwar auf Festivals und gingen auch auf Tour. Doch im Studio machten sie sich rar und fütterten ihre Fangemeinde nur sporadisch mit neuer Kost. Dazu kamen Ausstiege verdienter Bandmitglieder (wie Gitarrist Martin Barre) und diverse Umbesetzungen. So mancher treue Fan befürchtete schon das Aus der Band.

Mit Comeback-Album in die Charts

Umso dankbarer wurde das Comeback-Album aufgenommen. In Deutschland kletterte «The Zealot Gene» sogar bis auf Platz vier der Charts – und war damit das erfolgreichste Band-Album seit «Heavy Horses» aus dem Jahr 1978. Ian Anderson, der gewiefte Geschäftsmann, weiß natürlich, dass man Eisen schmieden muss, solange sie noch heiß sind. Ergebnis ist «RökFlöte».

Ein passender Albumtitel. Denn «Rök» bedeutet auf Altisländisch «Schicksal» und die Flöte, nun, sie war und ist das Markenzeichen dieser 1967 gegründeten Band. Schließlich war es Ian Anderson, der die Querflöte überhaupt in die populäre Musik einführte um damit ein Klangbild zu generieren, das Rock, Jazz, Folk und dazu kammermusikalische Preziosen kunstvoll vereinte.

Das gilt auch für die meisten der 13 Tracks von «RökFlöte». Im Opener, dem fast vierminütigen «Voluspo», gibt es aber zunächst einen kleinen Einführungstext über die nordischen Legenden, gesprochen von der Isländerin Unnur Birna. Dazu: sphärische Keyboard-Klänge, Atmen, Flötenmelodien. Ein mystischer Worldmusic-Mix, der sich erst in gefällige Folk-Rock- und später in rabiate Hard-Rock-Muster verschiebt.

Virtuoser Parforceritt

Seit jeher speisen Jethro Tull ihren Sound mit unterschiedlichen Zutaten: In einem Moment lässt sich ein verträumter Waldschrat-Folk vernehmen, im nächsten Takt setzt es harte Gitarren-Riffs. Abgeschmeckt wird die Mixtur häufig von vertrackten Unisono-Läufen, bei denen Anderson und seine stets versierten Begleiter ihre Virtuosität unter Beweis stellen können. Dieser Parforceritt gelingt erneut prima – beispielsweise bei «Ginnungagap», «The Feathered Consort» und dem wuchtigen «Hammer On Hammer».

Auf welchem musikalischen Niveau sich die Band auf ihrem 23. Album immer noch bewegt, beweist sie in dem mit ungeraden Takten gewürzten, sehr nach den alten «Tull» klingenden «The Perfect One». Auch «The Navigators» und das akustisch gehaltene, mit barocken Melodien aufgeladene «Guardian’s Watch» erinnern an Frühwerke des Rock-Dinos. Ein Hit, wie ihr 1971er Evergreen «Locomotive Breath», lässt sich aber auch auf «RökFlöte» nicht ausmachen.

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Gegenwind fürs Königshaus – Proteste gegen Charles geplant

London (dpa) – Selten wird die Monarchie so pompös und unübersehbar gefeiert wie bei der Krönung von König Charles III.: Zum royalen Großereignis wollen daher auch die Gegner der Monarchie ihrer Ablehnung Sichtbarkeit verschaffen.

«Es wird die größte Protestaktion sein, die wir je gemacht haben – aber nicht die letzte», kündigte Graham Smith, der Chef der Anti-Monarchie-Organisation Republic, in der britischen Zeitung «The Times» an. Bislang haben demnach mehr als 1350 Menschen für den Protest am 6. Mai zugesagt.

Während der Krönungsparade von Charles (74) und seiner Frau Camilla (75) will die Gruppe am Trafalgar Square sowie entlang der Prozessionsroute mit gelben Plakaten sichtbar sein und mit «Not my King»-Rufen (deutsch: «Nicht mein König») auf sich aufmerksam machen. Weiterlesen

Papst schenkt König Charles Reliquien vom Heiligen Kreuz

London/Llandudno (dpa) – Für seine Krönung erhält König Charles III. ein besonderes Präsent von Papst Franziskus. Der Pontifex schenkt dem britischen Monarchen, dem Oberhaupt der Anglikanischen Kirche, zwei Splitter des Heiligen Kreuzes, an dem der Bibel zufolge einst Jesus gekreuzigt wurde.

Die Reliquien wurden in das Kreuz von Wales eingearbeitet, das bei der Zeremonie am 6. Mai die Krönungsprozession anführen soll. Der Erzbischof des britischen Landesteils, Andrew John, segnete das Kreuz bei einem Gottesdienst in der nordwalisischen Stadt Llandudno, bevor es nach London gebracht wird.

Die Fragmente sind einen Zentimeter beziehungsweise fünf Millimeter klein und haben je die Form eines Kreuzes. Sie sind in ein größeres Silberkreuz hinter einem Rosenkristall-Edelstein eingelassen, sodass sie nur aus der Nähe gesehen werden können. Weiterlesen

Everything But The Girl melden sich mit «Fuse» zurück

Von Larissa Schwedes, dpa

London (dpa) – Tracey Thorn und Ben Watt haben nicht viel zu verlieren, wie schon der Titel der ersten ausgekoppelten Single ihres neuen Albums verrät. Doch der Song «Nothing Left To Lose», den das britische Indie-Pop-Duo  Everything But The Girl schon im Januar veröffentlichte, eroberte schnell die Herzen von Kritikern sowie alten und neuen Fans.

Es könnte also viel zu gewinnen geben – mit ihrer ersten Platte seit 24 Jahren. Oder wie Thorn im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur sagt: «Ich nehme an, wir werden damit davonkommen.»

Wenn das Album «Fuse» am 21. April erscheint, ist fast ein Vierteljahrhundert vergangen, seitdem das Paar zuletzt gemeinsam eine Platte veröffentlicht hat. Eine lange Zeit. Und die beiden Köpfe hinter Everything But The Girl hatten wohl selbst nicht mehr damit gerechnet, noch einmal gemeinsam Musik zu machen.

Beruflich getrennte Wege

Als die beiden rund um die Jahrtausendwende auf dem damaligen Höhepunkt ihrer Karriere beschlossen, das Projekt Everything But The Girl aufzugeben, war es keine dramatische Trennung, wie sie manch andere Band durchlebt hat. Vielmehr kam Tracey Thorn und Ben Watt das Leben dazwischen: Die beiden gründeten eine Familie, zogen ihre Kinder groß. Sie blieben ein Paar, gingen beruflich jedoch getrennte Wege.

«Wir haben versucht, unsere Leben ein bisschen zu trennen. Wir hatten das Leben zuhause und waren ein Paar, waren Eltern, aber hatten separate Arbeitsprojekte. Wir haben entschieden, dass es wohl nicht besonders gesund wäre, alles zusammen zu machen», erzählen sie im Interview.

Heute sieht das wieder anders aus: Die Kinder sind aus dem Haus, beide haben Bücher geschrieben und Solo-Projekte verfolgt: Watt war aktiv als DJ in der Club-Szene, Thorn schrieb eine regelmäßige Kolumne für das Magazin «New Statesman».

Corona hat vieles verändert

Letztlich war es die Pandemie, die den entscheidenden Funken für das überraschende Revival entzündete. «Durch Covid kam alles zum Stillstand», sagt Watt. Er selbst musste eine Tour abbrechen und verbarrikadierte sich wegen einer Autoimmunkrankheit so weit wie möglich zuhause. «Es war ziemlich hart», sind sich beide einig. «Aber als wir am anderen Ende ankamen, haben wir uns angeschaut und gefragt: Was nun? Wie machen wir dort weiter, wo wir aufgehört haben? Oder haben wir uns verändert? Wollen wir etwas anderes machen?»

Es war schließlich Thorn, die vorschlug, einen neuen Anlauf als Duo zu nehmen. «Ich habe gemerkt: Sie hat Recht. Wenn wir es jetzt nicht tun, werden wir es vermutlich nie mehr tun», erinnert sich Watt (60), der anfänglich zweifelte und das Projekt zunächst nur unter dem Namen TREN («Tracey and Ben») beginnen wollte, um Druck zu vermeiden.

Und so entstand «Fuse» – ein Album mit zehn Songs, von dem das Paar betont, dass es trotz seiner Geschichte kein Lockdown-Album sei, da die Aufnahmen erst ab dem Frühjahr 2022 stattgefunden hätten.

Wer Everything But The Girl noch aus den 80er und 90er Jahren kennt, als sich beide als feste Größe der britischen Indie-Szene etablierten und mit «Missing» durch den Remix des New Yorker Produzenten und DJs Todd Terry einen Welthit landeten, wird sie wiedererkennen – besonders an der ausdrucksstarken Stimme von Thorn. Diese schwebt bei Songs wie «Caution To The Wind», aber auch «Nothing Left To Lose» über einem atmosphärischen, elektronischen Klangteppich. Temporeichere Stücke wechseln sich ab mit melancholischen Songs wie «Run A Red Light» mit Piano-Klängen.

Immer wieder geht es um Neuanfänge, um den Wunsch, den Moment auszunutzen, sich mit Menschen zu verbinden und ihnen näher zu kommen. Im Rückblick kann Thorn erkennen, dass darin auch viele Lockdown-Gefühle stecken. «Wir haben davon geträumt auszugehen. Wir haben davon geträumt, Menschen zu treffen und ihnen näher zu kommen.»

Wie ein neuer Anfang

Die Zusammenarbeit mit ihrem Partner habe sich zwar vertraut, aber auch wie ein neuer Anfang angefühlt, erzählt die heute 60 Jahre alte Musikerin. «Es fühlt sich nicht wie ein Rückschritt an, sondern wie etwas Neues. Wir sind jetzt andere Leute – viel älter, mit viel mehr Lebenserfahrung.» Die lange Pause sei wohl auch ihr Geheimnis, als Paar erfolgreich zusammenzuarbeiten, meint Thorn.

Ob von der Band nach dem Comeback-Album noch mehr zu hören sein wird, ist noch offen. «Wir wollen den Moment genießen und wertschätzen. Das ist unser Baby im Moment, das all unsere Aufmerksamkeit bekommt.» Sie lebten zurzeit von Woche zu Woche – und wollen auch nichts ausschließen. «Wenn wir über 80 sind, machen wir eine Dance-Platte, die es in sich hat», witzelt Thorn und lacht schallend.

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Hunderte Militärangehörige proben nachts Krönungsparade

London (dpa) – Bei einer nächtlichen Parade haben Hunderte Mitglieder des britischen Militärs für die Krönung von König Charles III. geübt. Auf Pferden ritten sie in London die gut zwei Kilometer lange Strecke vom Buckingham-Palast zur Westminster Abbey ab, die das Krönungspaar am 6. Mai nutzen wird.

Mit mehr als 6000 Soldatinnen und Soldaten ist die Feier die größte militärische Zeremonie seit der Krönung von Charles’ Mutter Queen Elizabeth II. 1953. Dabei sind auch knapp 400 Militärangehörige aus Ländern des Staatenbundes Commonwealth, dem Charles als britischer Monarch vorsteht. Weiterlesen

Ukrainisches Militär: Schwere Kämpfe um Bachmut

Kiew/London (dpa) – In der ostukrainischen Stadt Bachmut dauern die schweren Kämpfe laut Angaben aus Kiew weiter an. Russische Truppen griffen aus der Luft und mit schwerer Artillerie an, sagte der Befehlshaber der Landstreitkräfte, Olexander Syrskyj, gemäß einer Mitteilung vom Dienstag. Zugleich betonte er: «Die Situation ist zum jetzigen Zeitpunkt unter Kontrolle.» Die ukrainischen Soldaten würden dem Gegner heftige Verluste zufügen und die russischen Angriffe «spürbar bremsen».

Letzten Angaben aus Moskau zufolge sind rund 80 Prozent des Stadtgebiets nach monatelangen Kämpfen von Russland besetzt. In der weitgehend zerstörten Stadt im Gebiet Donezk mit ehemals mehr als 70.000 Einwohnern sollen noch Hunderte Zivilisten ausharren.

Syrskyj zufolge wurden auch an anderen Frontabschnitten russische Vorstöße abgewehrt. Namentlich erwähnte der Generaloberst die Abschnitte Kupjansk im Gebiet Charkiw und Lyman an der Grenze zwischen den Gebieten Luhansk und Donezk. Es wird erwartet, dass die ukrainische Armee schon in den kommenden Tagen ihrerseits an mehreren Abschnitten eine größere Gegenoffensive starten könnte. Weiterlesen

Englands tierische Traditionen in der Kritik

Von Benedikt von Imhoff, dpa

London (dpa) – Das Trommeln der Hufe, das Fluchen von Wettverlierern, die berühmte Hüteparade von Ascot – geht es nach Tierschützern in Großbritannien, gehört all dies bald der Vergangenheit an. Immer lauter fordern Aktivistinnen und Aktivisten ein Ende der britischen Tradition – und verweisen auf drei tote Tiere bei den jüngsten Hindernisrennen in Aintree. Damit werden nun auch Pferde zunehmend zu Symbolen eines Kulturkampfes in der britischen Gesellschaft. Es sind tierische Traditionen, an denen sich ein Graben auftut zwischen Kritikern und Bewahrern, zwischen Tierschutz und Moderne auf der einen und lieb gewonnenem Brauchtum auf der anderen Seite.

Zehntausende pilgerten zuletzt zu dem dreitägigen Event in Aintree nahe Liverpool, einem der spektakulärsten Ereignisse im ohnehin pferdesportbegeisterten Land. Gegner kritisieren das Festival seit langem, das für seine riskanten Hindernisse bekannt ist. Immer wieder sterben dabei Pferde: Nach Angaben der Tierschutzorganisation League Against Cruel Sports waren es 62 seit dem Jahr 2000. Am Samstag wurden mehr als 100 Aktivistinnen und Aktivisten bei Protesten gegen das Rennen festgenommen, in der Folge von Stürzen starben drei Tiere.

Nun schieben sich Gegner und Befürworter die Schuld zu. Genau auf solche Risiken hätten die Demonstranten hingewiesen, so die Tierschützer. Pferdesportfreunde hingegen sind der Ansicht, dass erst die Proteste, als Dutzende auf die Rennstrecke gelangen wollten, die Pferde aufgeregt hätten. Acht Tiere stürzten an den ersten beiden Hindernissen, so viele wie lange nicht. Die Aktivisten seien «ignorant» und nicht am Tierwohl interessiert, sondern nur an ihrer eigenen Bekanntheit, sagte Sandy Thomson, Trainer des gestorbenen Rennpferds Hill Sixteen, dem Sender BBC Radio 4.

Früher Fuchsjagd, heute Pferderennen

Bisher ging es beim Tierschutz in Großbritannien eher um schrullig anmutende Bräuche wie die Fuchsjagd. Zwar ist die Jagd auf lebende Tiere seit Jahren verboten, die rot berockten Reiter und ihre Hunde hetzen stattdessen einer Duftspur hinterher. Doch Tierschützer kritisieren, die Jagdhunde würden vom Duft lebender Tiere abgelenkt und töteten diese. League Against Cruel Sports zählte allein Ende 2022 Hunderte Verstöße und fordert ein komplettes Jagdverbot. In Schottland wurden die Vorschriften bereits so verschärft, dass sich erste traditionelle Jagdclubs aufgelöst haben. Die Jäger weisen die Vorwürfe zurück. Sie betonen, die Tradition sichere Arbeitsplätze und Einkünfte gerade in ländlichen Regionen.

Nach Aintree erreicht die Diskussion nun ein Heiligtum. Pferderennen gelten als beliebtester Zuschauersport im Königreich nach Fußball. Viele Mitglieder der Royal Family tauchen häufig bei großen Rennen wie Ascot oder Cheltenham auf. Queen Elizabeth II., Mutter von König Charles III., besaß zahlreiche Tiere und war als Pferdenärrin und Züchterin bekannt. Die Wettleidenschaft vieler Briten trägt ebenso zur Beliebtheit bei wie die medial viel beachteten «Race Days» mit spektakulären Hutkreationen und Kleidern.

Entsprechend waren konservative Zeitungen wie der «Telegraph» schnell dabei, die Proteste in Aintree rund um das Hauptrennen Grand National zu kritisieren. «Grand National trotzt Tierrechtssaboteuren», betonte das Blatt. Die Proteste seien die größte Gefahr für das Festival seit der Bombendrohung der Terrorgruppe IRA 1997 gewesen. «Der kollektive Wille setzte sich durch, dass die Show einfach weitergehen musste», urteilte der «Telegraph» schließlich zufrieden. In der Zeitung «Times» warnte der prominente Kommentator Brough Scott, einst selbst Jockey, ein Stopp der Rennen gefährde die gesamte Pferdezucht und damit «Großbritanniens größtes Geschenk an das Tierreich».

Tiefer Graben zwischen Traditionalisten und Gegnern

Einmal mehr vergrößert sich nun in Großbritannien der Graben zwischen meist konservativen Traditionalisten und links-liberalen Gegnern. Dabei geht es vielen Kritikern nicht um ein Komplettverbot. Die Royal Society for the Prevention of Cruelty to Animals, die als älteste und größte Tierschutzorganisation der Welt gilt, mahnte weniger Pferde im Teilnehmerfeld des Grand National und ein Verbot von Peitschen an. Forderungen, denen die Aufsichtsbehörde British Horseracing Authority und auch Trainer durchaus aufgeschlossen gegenüberstehen.

Risiken aber bleiben, wie der altehrwürdige Pferderennverband Jockey Club einräumt. Zugleich betonte der Vorsitzende Nevin Truesdale, Pferde würden «geboren und gezüchtet, um zu rennen» – auch in Zukunft wird es also riskante Rennen wie Aintree geben. Das ist Kritikern ein Dorn im Auge. Orla Coghlan von der Organisation Animal Rebellion kündigte weitere Proteste unter dem Motto «Animal Rising» (Tieraufstand) an: «Heute markiert nicht das Ende, sondern den Beginn des Sommers von Animal Rising.»

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