Credit-Suisse: Ende des Bankenbebens oder neue Probleme?

Von Friederike Marx, Matthias Röder, dpa und Steffen Weyer, dpa-AFX

Frankfurt/Zürich (dpa) – Die Hoffnung war groß: Die Notübernahme der Credit Suisse durch die Schweizer Großbank UBS sollte Ruhe in die Finanzmärkte bringen. «Der Bundesrat ist überzeugt, dass die Übernahme die beste Lösung ist, um das Vertrauen wiederherzustellen», sagte der Schweizer Bundespräsident Alain Berset bei der Bekanntgabe der bedeutendsten Bankenfusion in Europa seit der Finanzkrise vor 15 Jahren. Doch die Sorge vor einer Bankenkrise auch infolge der Turbulenzen in den USA schwelt an den Finanzmärkten weiter.

Kehrt jetzt Ruhe ein?

«Ein Zombie ist weg, doch ein Monster entsteht», kommentierte die «Neue Zürcher Zeitung» die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS. Nach der Finanzkrise 2008/2009 sollte eigentlich keine Bank mehr so groß sein, dass der Staat sie nicht pleitegehen lassen kann («too big to fail»). «Mit dieser Fusion zweier Banken, die schon zuvor systemrelevant waren, erhalten wir einen noch größeren Akteur, der erst recht nicht pleitegehen darf», kritisiert Gerhard Schick von der Bürgerbewegung Finanzwende. «Diese Lösung ist nicht nachhaltig und verschärft das Too-Big-To-Fail-Problem nur noch», sagt der frühere Grünen-Politiker. Zudem bleibt die Lage auf dem US-Bankensektor nach dem Kollaps der Silicon Valley Bank und der Probleme anderer Regionalbanken angespannt. Das sorgt für Unruhe an den Börsen.

Wie stehen die deutschen Banken da?

Der deutsche Bankensektor präsentiert sich derzeit vergleichsweise robust. Die beiden großen Institute Deutsche Bank und Commerzbank erzielten nach hartem Umbau zuletzt wieder Milliardengewinne. Sie profitieren dabei auch von der Zinswende. Banken verdienen dadurch zum Beispiel wieder mehr an Krediten. Zugleich sorgen steigende Zinsen allerdings für Kursverluste an den Märkten etwa für Staatsanleihen. Milliardenabschreibungen auf Wertpapierbestände, die Institute für vorübergehend halten, sind die Folge.

Das bekamen im vergangenen Jahr Sparkassen und Genossenschaftsbanken zu spüren. Zum Problem werden die Kursverluste vor allem dann, wenn Institute die Papiere vor Ende der Fälligkeit verkaufen. Die Sparkassen hielten die Papiere üblicherweise aber bis zur Endfälligkeit, versicherte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Helmut Schleweis unlängst. Zudem verfügen Genossenschaftsbanken und Sparkassen über ein eignes Sicherungsnetz, falls ein Institut in Schieflage gerät.

Was sind weitere Gründe für die anhaltenden Sorgen der Anleger?

Banken, Versicherer und andere Anleger haben insgesamt 16 Milliarden Franken (16,2 Mrd Euro) in nachrangige Anleihen der Credit Suisse (sogenannte AT1-Papiere) gesteckt. Auf Geheiß der Schweizer Finanzaufsicht Finma soll dieses Geld dem Eigenkapital der Credit Suisse zugeschlagen werden, die Inhaber dieser Papiere verlieren ihr eingesetztes Geld. Zunächst war unklar, welchen Großanlegern dadurch höhere Ausfälle drohen. Die Deutsche Bank ist nach eigener Auskunft «nahezu null» betroffen, die Commerzbank einem Sprecher zufolge überhaupt nicht. Die Bankenaufseher der Europäischen Union stellten klar, dass für den Fall einer Schieflage einer Bank in der EU eine feste Regel gelte, in welcher Reihenfolge Aktionäre und andere Gläubiger herangezogen würden. Verluste einer Bank gingen zuerst zulasten des Aktienkapitals. Erst wenn dieses nicht ausreiche, würden AT1-Anleihen herangezogen.

Wurden die richtige Lehren aus der Lehman-Pleite gezogen?

Allein die EU-Staaten mussten in der Finanzkrise nach der Pleite der US-Bank Lehman Brothers rund 1,6 Billionen Euro in marode Banken stecken. Seitdem müssen Banken deutlich mehr Eigenkapital vorweisen. Zudem werden seit 2016 in Europa im Fall der Schieflage eines Instituts zunächst Eigentümer und Gläubiger zur Kasse gebeten. Erst als letztes Mittel geht es an Einlagen von Sparern sowie Gelder aus einem von den Banken finanzierten Krisenfonds (Single Resolution Fund). Ökonom Jens Südekum erwartet keine Ansteckungseffekte innerhalb der Branche wie 2008. «Die Eigenkapital-Quoten sind besser und es gibt kaum faule Kredite mehr», sagte das Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundeswirtschaftsministerium der «Bild»-Zeitung (Montag).

Kritiker halten die aktuellen Bestimmungen nicht für ausreichend. «Das Scheitern der Credit Suisse ist ein Weckruf, endlich wichtige Finanzmarktreformen durchzusetzen», fordert Schick. Notwendig seien unter anderem größere Kapitalpuffer bei Banken und eine europäische Abwicklungs- und Einlagensicherungsbehörde mit mehr Befugnissen.

Wie reagieren die Notenbanken?

Die Notenbanken versuchen zu beruhigen – verbal und mit einer konzertierten Aktion. «Aufgrund seiner starken Eigenkapital- und Liquiditätspositionen ist der Bankensektor im Euroraum widerstandsfähig», bekräftigte beispielsweise EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Wochenende. Zudem erhöhten die sechs große Notenbanken die Schlagzahl zur Versorgung des Finanzsystems mit Dollar-Liquidität. Die Dollar-Geschäfte sollen sicherstellen, dass den Banken für wichtige, meist internationale Geschäfte nicht die Weltreservewährung Dollar ausgeht. Neben der EZB beteiligten die Notenbanken der USA, Kanadas, Großbritanniens, Japans und der Schweiz.

Wie sind in der Schweiz die Reaktionen auf den Deal?

Neben einer gewissen Erleichterung ist die öffentliche Reaktion geprägt von Kritik und Bedenken. Was mit der Credit Suisse passiert sei, sei eine Schande für die Schweiz, hieß es von der liberalen FDP. Die Sorge gilt vor allem dem Ruf des Finanzplatzes Schweiz. Die Regierung hat sich bei der Übernahme auf Notrecht berufen. Der auf Bankenrecht spezialisierte Rechtsprofessor Peter Kunz hält das für eine unzureichende Rechtsgrundlage und rechnet mit Klagen gegen die Eidgenossenschaft. «Dass die CS-Aktionäre zum Deal gar nicht mehr gefragt werden, ist eine völlig außergesetzliche Regelung», sagte er in Zeitungs-Interviews.

Was sind die Folgen für die CS-Kunden und Belegschaft?

Die Credit Suisse kann laut Finanzmarktaufsicht alle Geschäfte ohne Einschränkungen weiterführen. Damit sei der Schutz der Kunden gewährleistet. Konten, Depots und andere Dienstleistungen blieben wie gewohnt zugänglich. Das Geld der Kunden sei durch die Liquidität der Bank sowie durch die Einlagensicherung, die für Beträge bis zu
100 000 Franken gilt, geschützt. Auf die 50.000 Angestellten der CS kommen ungewisse Zeiten zu. Rund 10.000 Stellen könnten bedroht sein.

Wann ist der Deal auch rechtlich abgeschlossen?

Die Fusionstransaktion unterliegt den üblichen Abschlussbedingungen. Beide Parteien sind zuversichtlich, dass alle Bedingungen erfüllt werden können, heißt es. Die Fusion soll nach Möglichkeit bis Ende 2023 vollzogen werden. Möglicherweise wird der Name Credit Suisse auch in Zukunft beibehalten.

Chefankläger: Haftbefehl gegen Putin ist lebenslang gültig

London (dpa) – Der Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin bleibt nach Angaben von Chefankläger Karim Khan auch nach einem Ende des russischen Kriegs gegen die Ukraine gültig. «Es gibt keine Verjährungsfrist für Kriegsverbrechen», sagte Khan dem Sender BBC Radio 4.

Das sei einer der Grundsätze des Kriegsverbrechertribunals von Nürnberg nach dem Zweiten Weltkrieg. «Einzelpersonen – wo immer sie sich auf der Welt befinden – müssen erkennen, dass es das Gesetz gibt und dass mit Autorität Verantwortung einhergeht», sagte der Brite. Weiterlesen

UBS übernimmt Credit Suisse – Märkte weiter beunruhigt

Zürich (dpa) – Nach der mühsam ausgehandelten Übernahme der angeschlagenen Credit Suisse durch die Schweizer Großbank UBS herrscht an internationalen Finanzmärkte vorerst weiter Unruhe. Die wichtigsten asiatischen Börsen haben am Montag überwiegend nachgegeben. Auch der deutsche Leitindex Dax startete mit einem Minus in den Handel.

Sowohl der Milliardendeal in der Schweiz als auch die Maßnahmen mehrerer Notenbanken zur Liquiditätsversorgung des Finanzsystems konnten gegen die Ängste vor einer möglichen Bankenkrise nur wenig ausrichten. Allerdings hielten sich die Verluste in Grenzen, nachdem es in der vergangenen Woche deutlich bergab gegangen war. Die Stimmung für die Banken bleit angeschlagen. Der Euro reagierte am Montagmorgen zunächst kaum.

Die UBS übernimmt den kleineren Lokalrivalen für drei Milliarden Franken (gut 3 Mrd Euro). Zusätzlich steht sie für Verluste von bis zu fünf Milliarden Franken gerade. Hinzu kommen eine staatliche Verlustgarantie von 9 Milliarden Franken sowie Liquiditätszusagen im Umfang von bis zu 200 Milliarden Franken. Weiterlesen

Die glücklichsten Menschen leben in Finnland

Helsinki (dpa) – Das globale Glücksempfinden ist trotz gleich mehrerer Krisen auf der Welt bemerkenswert konstant geblieben. Zu diesem Schluss kommt eine unabhängige Expertengruppe im neuen Weltglücksbericht, der am Montag anlässlich des von den Vereinten Nationen ausgerufenen Internationalen Tags des Glücks veröffentlicht wurde.

Klarer Spitzenreiter unter den Ländern mit der glücklichsten Bevölkerung der Erde bleibt auch im sechsten Jahr in Folge einmal mehr Finnland – trotz der stark verschlechterten Sicherheitslage in Europa in Folge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und des noch nicht abgeschlossenen finnischen Nato-Beitritts. Weiterlesen

FDP-Experte verteidigt Stark-Watzingers Besuch in Taiwan

Berlin (dpa) – Der menschenrechtspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion Peter Heidt hat die Taiwan-Reise von Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) verteidigt. «Es ist selbstverständlich das Recht einer jeden Ministerin und eines jeden Ministers, mit anderen Ländern und Regionen in einen Austausch zu gehen», sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Er begrüße die Reise. Gerade bei Halbleitern sei Taiwan ein extrem wichtiger Partner. «Schon deshalb können und werden wir uns von China nicht die Spielregeln diktieren lassen.» Der wissenschaftliche Austausch solle im Gegenteil weiter ausgebaut werden.

Auch der letzte Besucher war FDP-Politiker

Stark-Watzinger reist an diesem Montag nach Taiwan. In der Hauptstadt Taipeh sind am Dienstag und Mittwoch Gespräche mit Vertretern von Regierung, Wissenschaft und Wirtschaft vorrangig aus den Bereichen Bildung, Forschung und Technologie geplant. Nach Ministeriumsangaben ist es der erste deutsche Ministerbesuch in der demokratischen Inselrepublik seit 26 Jahren. Als letzter Bundesminister reiste 1997 der damalige Wirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP) dorthin. Weiterlesen

Weltklimarat legt Abschlussbericht zur Klimakatastrophe vor

Interlaken (dpa) – Nach zähem Ringen hat sich der Weltklimarat am Sonntag auf seinen Synthesebericht über den Klimawandel geeinigt. Mehr als 600 Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft und Politik haben seit vergangenen Montag Zeile für Zeile des Dokuments erörtert. Die Beratungen hätten schon Freitag enden sollen, dauerten aber bis Sonntagabend. Der Bericht wird heute in Interlaken in der Schweiz vorgestellt.

Dieser Synthesebericht eine der Grundlagen für kommende Klimaverhandlungen, deshalb haben Regierungen klare Interessen, was sie darin betont sehen wollen und was nicht. Es handelt sich um das Abschlussdokument des 6. Sachstandszyklus des Weltklimarats (IPCC). In dem Zyklus sind seit 2018 sechs Einzelberichte erschienen. Es soll alle Erkenntnisse zusammenfassen und pointiert präsentieren. Die nächsten IPCC-Berichte sind in fünf bis sieben Jahren zu erwarten. Weiterlesen

Täglich 1000 tote Kinder durch verschmutztes Trinkwasser

New York (dpa) – Verschmutztes Trinkwasser und fehlende sanitäre Infrastruktur gefährden nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks Unicef das Leben vieler Heranwachsender weltweit. «Täglich sterben weltweit mehr als 1000 Kinder unter fünf Jahren an Krankheiten, die durch verschmutztes Wasser, fehlende Sanitäreinrichtungen und mangelnde Hygiene verursacht werden», teilte Unicef in New York mit. Weiterlesen

Land dringt auf Französisch im Netz: Tag der Frankophonie

Saarland (dpa/lrs) – Das Saarland beteiligt sich an diesem Montag (20.3.) am Internationalen Tag der Frankophonie und dringt auf mehr Französisch im Internet. Am Montag gehe ein eigenes Portal des Landes zum Lernen der Sprache im Netz an den Start, teilte die Staatskanzlei in Saarbrücken am Sonntag mit. Zu weiteren Sprachlernangeboten solle der Zugang erleichtert werden, etwa über das Projekt «Französisch und mehr: Sprachenlernen im Saarland» an der Universität des Bundeslandes, das an Frankreich grenzt. Weiterlesen

Weltwirtschaft wächst 2023 um 2,6 Prozent

Paris (dpa). Die Industriestaatenorganisation OECD blickt verhalten auf die Entwicklung der Weltwirtschaft. Nach 3,2 Prozent Wachstum im vergangenen Jahr dürfte die Wirtschaftsleistung dieses Jahr nur 2,6 Prozent wachsen und nächstes Jahr 2,9 Prozent. Weiterlesen

Neue Spur zum Corona-Ursprung: Marderhunde als Überträger?

Berlin (dpa). Vorläufige Ergebnisse einer neuen genetischen Untersuchung stützen dem Berliner Virologen Christian Drosten zufolge die Vermutung eines natürlichen Ursprungs von Sars-CoV-2. Die noch nicht unabhängig geprüfte Analyse bringt Marderhunde auf dem Markt im chinesischen Wuhan als potenzielle Überträger des Coronavirus ins Spiel. Weiterlesen

Suche nach Boot auf Ostseeinsel unweit Nord-Stream-Pipelines

Christiansø (dpa) – Dänische Behörden haben in zurückliegenden Monaten auf einer Ostseeinsel unweit der beschädigten Nord-Stream-Gasleitungen nach einem Boot gesucht. Bereits im Dezember habe sich die Polizei bei der Verwaltung der Insel Christiansø über ein Boot erkundigt, das im September 2022 dort festgemacht haben soll, teilte Søren Thiim Andersen, Verwalter der Insel auf eine Anfrage im Zusammenhang mit den Nord-Stream-Ermittlungen mit. Zuvor hatten Medien über Ermittlungen auf der Insel berichtet. Weiterlesen

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen