CDU-Fraktion will Untersuchungsausschuss zum «Fall Yeboah»

Saarbrücken (dpa/lrs) – Die CDU-Landtagsfraktion im Saarland will zum tödlichen Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim 1991 in Saarlouis einen Untersuchungsausschuss im Landtag einrichten. «Eine parlamentarische Aufarbeitung dieses Falls ist für uns zwingend geboten», teilte Fraktionschef Stephan Toscani am Montag mit. «Die Anschlagserie Anfang der 1990er Jahre auf Asylbewerberheime, konkret der mutmaßliche Mord an Samuel Yeboah, weist über den aktuell noch laufenden Gerichtsprozess grundsätzliche Fragen auf.»

Die Fraktion habe daher einstimmig beschlossen, einen Antrag auf Einrichtung eines U-Ausschusses zum «Fall Yeboah» zu stellen. Ein solcher Ausschuss kann im Saar-Landtag auf Antrag eines Viertels der Mitglieder des Landtages eingesetzt werden: Da die CDU-Fraktion 19 von 52 Angeordneten stellt, könnte sie den U-Ausschuss alleine auf den Weg bringen. «Dass er also kommt, ist also klar», sagte der Sprecher der CDU-Fraktion. Weiterlesen

Faeser im Wahlkampf? – Grüne und Union gegen Doppelrolle

Von Anne-Beatrice Clasmann und Andrea Löbbecke, dpa

Berlin/Wiesbaden (dpa) – Wenige Tage vor der Entscheidung über die SPD-Spitzenkandidatur in Hessen nimmt die Debatte über eine mögliche Doppelrolle von Bundesinnenministerin Nancy Faeser Fahrt auf. Die SPD-Politikerin selbst hat auf die Frage, ob sie bei der Landtagswahl im Herbst dieses Jahres antreten wird, in den vergangenen Monaten zwar eine klare Antwort vermieden. In Koalitionskreisen geht man dennoch schon etwas länger davon aus, dass sie in ihrem Heimatbundesland kandidieren und zumindest während des Wahlkampfes erst einmal Bundesinnenministerin bleiben wird.

An diesem Freitag soll sich Faeser, die auch hessische SPD-Vorsitzende ist, in Friedewald beim Hessen-Gipfel der SPD zu ihren Plänen erklären – auch zu einer möglichen Spitzenkandidatur zur Landtagswahl am 8. Oktober. Vor allem bei Politikern der Parteien, die sich in Hessen ebenfalls Chancen auf die Staatskanzlei ausrechnen, kommt eine mögliche Doppelrolle nicht gut an. Nachdem die «Süddeutsche Zeitung» berichtet hatte, Faeser habe sich mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) darauf verständigt, dass sie im Fall einer SPD-Spitzenkandidatur in Hessen erst einmal Bundesinnenministerin bleiben werde, hagelt es Kritik.

Union: Wäre unverantwortlich

«In diesen herausfordernden Zeiten, wo in Europa Krieg herrscht, wo die Sicherheitsbehörden mit Reichsbürgern, Rechtsextremisten und vereitelten Terroranschlägen alle Hände voll zu tun haben, wäre es unverantwortlich, neben einem Wahlkampf auch das Innenministerium führen zu wollen», sagte der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Alexander Throm (CDU), am Dienstag. Und: «Deshalb fordere ich sie, wenn sie Spitzenkandidatin wird, zum Rücktritt auf.»

In Hessen sind die Sozialdemokraten seit 1999 in der Opposition. Die Christdemokraten gehen mit dem amtierenden Ministerpräsidenten Boris Rhein ins Rennen. Für die seit 2014 mitregierenden Grünen kandidiert Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir.

Der Obmann der Grünen im Innenausschuss des Bundestages, Marcel Emmerich, sagt, aus seiner Sicht sei es «fast nicht zu schaffen, diese beiden Aufgaben parallel auszuüben». Zwar wäre Faeser nicht die erste Politikerin, die aus einem Bundesministerium in den Landtagswahlkampf startet, allerdings stünden gerade im Bundesinnenministerium aktuell viele große Aufgaben an – unter anderem im Bevölkerungsschutz.

FDP-Parteivize Wolfgang Kubicki sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Dienstag), das Bundesinnenministerium sei «keine geeignete Wahlkampfbühne in diesen ernsten Zeiten». Doch es gibt auch führende FDP-Politiker, die Faeser zutrauen, dass sie beides unter einen Hut bekommt.

Das Bundesinnenministerium sei für Faeser zwar auf der einen Seite, «eine Plattform, die sie nutzt», um ihre Bekanntheit zu steigern, meint CDU-Politiker Throm. Die SPD-Politikerin stehe durch das Amt aber auch in der Kritik, «da Deutschland in Migrationsfragen jetzt innerhalb der Europäischen Union isoliert ist».

Schwieriges Themenfeld für den Wahlkampf

Tatsächlich ist Migration und Flucht zurzeit ein Themenfeld, das für eine Wahlkämpferin eher problembehaftet ist. Denn die Bereitschaft zur Aufnahme der Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine – mehrheitlich Frauen und Kinder – ist zwar laut Umfragen nach wie vor hoch. Kritik aus der Union und aus einigen Ländern gibt es aber wegen der zuletzt gestiegenen Zahl von Asylbewerbern und dem von der Ampel-Regierung noch nicht eingelösten Versprechen, Fortschritte bei der Rückführung von Ausreisepflichtigen zu erzielen.

Umso besser für Faeser, könnte man meinen, dass hier auch die Länder einen Beitrag zu leisten haben, und dass von diesem Mittwoch an ein FDP-Politiker mit in der Verantwortung steht. Zum Amtsantritt des neuen Sonderbevollmächtigten für Migrationsabkommen, Joachim Stamp, erklärt die Ministerin: «Es geht uns um ein Gesamtkonzept: um wirtschaftliche Zusammenarbeit und Qualifizierung für den Arbeitsmarkt auf der einen Seite, aber auch konsequente Rückführungen durch die dafür verantwortlichen Bundesländer auf der anderen Seite. Dafür sind Migrationsabkommen ein wichtiger Baustein.»

Sprung schon öfters gelungen

Der Sprung aus Berlin an die Spitze einer Landesregierung ist den beiden SPD-Politikerinnen und ehemaligen Bundesfamilienministerinnen Manuela Schwesig und Franziska Giffey gelungen. Auch in Hessen wäre das kein Novum. Mit dem politischen Gewicht als Bundesumweltminister gelang es Walter Wallmann 1987, erster CDU-Ministerpräsident von Hessen zu werden. Zuvor war die Staatskanzlei jahrzehntelang fest in der Hand der Sozialdemokraten gewesen. Könnte der SPD 2023 womöglich ein ähnlicher Coup gelingen?

Der damalige CDU-Landesvorsitzende Wallmann blieb als Bundesumweltminister im Amt, bis er zum Ministerpräsidenten gewählt wurde. Anschließend führte er bis 1991 eine schwarz-gelbe Koalition – und verlor gegen den Sozialdemokraten Hans Eichel. 1995 versuchte die Hessen-CDU erneut, mit Rückenwind aus dem Bundeskabinett in die Staatskanzlei in Wiesbaden einzuziehen. Bundesinnenminister Manfred Kanther verlor jedoch – und blieb Bundesinnenminister.

Selbst mit einer prominenten Spitzenkandidatin wäre ein SPD-Sieg in Hessen keineswegs ausgemacht: Bei einer Wahlumfrage im vergangenen Herbst kam die CDU auf 27 Prozent der Stimmen, Grüne und SPD landeten bei jeweils 22 Prozent. Es bahnt sich also ein Dreikampf an, vermutlich wird für eine Regierungsbildung eine Koalition nötig. Sollte die SPD dann nur Juniorpartnerin werden, ist fraglich, ob Faeser auch als Vize-Ministerpräsidentin nach Hessen zurückkehrt. Dass sie bei einer Wahlniederlage wieder auf der Oppositionsbank im Landtag Platz nimmt – das hält man in Wiesbaden für kaum vorstellbar.

Weiterlesen

Landtag und Regierung gedenken Opfer des Nationalsozialismus

Völklingen/Saarbrücken (dpa/lrs) – Mit einer Gedenkstunde des saarländischen Landtags in Völklingen ist am Freitag an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert worden. «Eine Kultur des Gedenkens benötigt feste Daten und Orte, die dem Erinnern gewidmet sind», sagte Landtagspräsidentin Heike Becker (SPD) am Freitag in der Erzhalle des Weltkulturerbes Völklinger Hütte. Dieses Jahr werde besonders an den Einsatz von Zwangsarbeitern in der NS-Zeit gedacht.

Das Eisen- und Stahlwerk Völklinger Hütte und die Gründer- und Eigentümerfamilie Röchling stünden im Saarland exemplarisch für den «militärisch-industriellen Komplex während der Nazi-Zeit», sagte Becker. Allein in Völklingen seien rund 12.000 Menschen zur harten Arbeit unter menschenunwürdigen Bedingungen gezwungen worden. 260 von ihnen hätten diese Zeit nicht überlebt, darunter 60 Kinder, sagte Becker. «Auch das ist Teil unserer Geschichte.» Weiterlesen

Emotionales Bekenntnis zu Frankreich fehlt deutscher Politik

Trier (dpa/lrs) – Der Journalist und Autor Ulrich Wickert hat die Bedeutung der deutsch-französischen Freundschaft für den Frieden in Europa betont. In der deutschen Politik fehle jedoch seit Jahren «das emotionale Bekenntnis zur deutsch-französischen Freundschaft», sagte Wickert am Freitag in Trier bei einer Veranstaltung des rheinland-pfälzischen Landtags zum Holocaust-Gedenktag. Weder die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) noch ihr Nachfolger Olaf Scholz (SPD) hätten im Verhältnis zu Frankreich den Elan ihrer Amtsvorgänger Helmut Schmidt (SPD) und Helmut Kohl (CDU) gezeigt. Weiterlesen

Zschäpe als Zeugin in NSU-Untersuchungsausschuss geladen

München (dpa) – Die rechtskräftig verurteilte Rechtsterroristin Beate Zschäpe muss als Zeugin vor dem NSU-Untersuchungsausschuss des bayerischen Landtags erscheinen. Dies sei einstimmig beschlossen worden, sagte der Ausschussvorsitzende Toni Schuberl (Grüne) der Deutschen Presse-Agentur in München. Ein konkreter Termin, für den Zschäpe als Zeugin geladen wird, stand zunächst aber nicht fest.

Die Terrorzelle «Nationalsozialistischer Untergrund» (NSU) – Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt – war von 2001 an jahrelang mordend durch Deutschland gezogen. Ihre Opfer waren neun Gewerbetreibende türkischer und griechischer Herkunft sowie eine deutsche Polizistin. Mundlos und Böhnhardt verübten zudem zwei Bombenanschläge in Köln mit Dutzenden Verletzten. Die beiden töteten sich 2011, um ihrer Festnahme zu entgehen – erst damit war der NSU aufgeflogen. Weiterlesen

Landtag gedenkt Opfer des Nationalsozialismus

Trier (dpa/lrs) – Der rheinland-pfälzische Landtag kommt heute zum Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus in der Konstantinbasilika in Trier zusammen. Die Hauptrede werde der Journalist und Autor Ulrich Wickert halten, wie der Landtag in Mainz mitteilte. Zu der zentralen Sitzung des Landes werden auch Parlamentsvertreter aus der Großregion erwartet: Es handele sich um eine gemeinsame Gedenkveranstaltung mit Luxemburg, Belgien und Frankreich – im Rahmen der rheinland-pfälzischen Präsidentschaft im Interregionalen Parlamentarierrat. Weiterlesen

CDU kritisiert Notarztversorgung in Rheinland-Pfalz

Mainz (dpa/lrs) – Die CDU-Fraktion hat die Landesregierung eindringlich zu Maßnahmen für eine bessere Notfallversorgung in Rheinland-Pfalz aufgerufen. Die Antworten der Regierung auf eine Große Anfrage seiner Fraktion zeigten, «dass eine flächendeckende, Rund-um-die-Uhr-Notarztversorgung der Bevölkerung in Rheinland-Pfalz durch ein funktionierendes und adäquat personalisiertes Notarztsystem nicht mehr gewährleistet ist», sagte der Abgeordnete Christoph Gensch am Donnerstag im Landtag. «Es ist eine Kernaufgabe des Staates, dies sicherzustellen.»

Gensch wies darauf hin, dass es an vielen Notarztstandorten im ganzen Land regelmäßig zu Ausfallzeiten komme. Die größten Ausfälle habe es im Januar 2022 in Ingelheim mit 54,2 Prozent der vorgesehenen Bereitschaftszeit gegeben. Was aber in den ersten Minuten, in der ersten Stunde nach einem Notfall versäumt werde, könne später im Krankenhaus nicht mehr wettgemacht werden, sagte der Mediziner. Weiterlesen

Landtag lehnt Antrag für höhere Besoldung an Grundschulen ab

Mainz (dpa/lrs) – Mit breiter Mehrheit hat der rheinland-pfälzische Landtag am Donnerstag einen Antrag der CDU-Fraktion für eine bessere Besoldung von Lehrerinnen und Lehrern an Grundschulen abgelehnt. Neben den drei Regierungsfraktionen SPD, Grüne und FDP stimmten auch AfD und Freie Wähler gegen die Initiative, die Besoldung in vier Stufen bis 2026 von der Gruppe A12 auf A13 anzuheben. Diesen Schritt hat kürzlich auch Hessen angekündigt.

Rund 10.000 Grundschullehrerinnen und -lehrer in Rheinland-Pfalz legten die Basis für den Bildungserfolg der Kinder, sagte Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD). «Uns ist wichtig, dass sie gute Rahmenbedingungen haben.» Dazu gehörten unter anderem multiprofessionelle Teams und Schulgesundheitskräfte, aber auch eine Erhöhung der Besoldung seit 2019 um rund sieben Prozent. «Hier in Rheinland-Pfalz verdienen Einsteiger im Grundschullehramt mehr als in Hessen», sagte Hubig. Weiterlesen

Wälder im Klimastress: Buchen werden weiter geschont

Mainz (dpa/lrs) – Die Wälder in Rheinland-Pfalz werden nach Einschätzung des Klimaschutzministeriums auch in den nächsten Jahren unter Klimastress bleiben. «Die Schwächung der Buche wird sich weiter fortsetzen», sagte Ministerin Katrin Eder (Grüne) am Donnerstag bei der Besprechung des Waldzustandsberichts 2022 im Landtag in Mainz. «Vorsorglich werden Eingriffe in über 100-jährigen Buchenwäldern weiter zurückgestellt.»

Eder plädierte dafür, bei der Entwicklung von Maßnahmen zur Verbesserung der Anpassungsfähigkeit der Wälder in engem Austausch mit Forstwirtschaft und Naturschutz zu bleiben. «Es geht um den Erhalt des Waldes, es geht um den Wiederaufbau des Waldes – wir brauchen das Wasser dafür und wir brauchen den Wald als Hotspot der Artenvielfalt.» Weiterlesen

Eder will Mindesthaltbarkeit bei Lebensmitteln neu regeln

Mainz (dpa/lrs) – Rheinland-Pfalz will im Bundesrat eine Initiative starten, um die Angaben zur Mindesthaltbarkeit bei Lebensmitteln neu zu regeln. Die Ausnahmeliste für das Mindesthaltbarkeitsdatum müsse erweitert werden, sagte Ernährungsministerin Katrin Eder (Grüne) am Donnerstag in einer Aktuellen Debatte über Lebensmittelverschwendung im Landtag in Mainz. Für Salz, Hülsenfrüchte, Nudeln oder Reis sei kein strenges Datum für die Mindesthaltbarkeit nötig.

«Wir wollen niemand gefährden», sagte Eder. So solle es etwa bei Fisch weiter eine feste Datumsangabe geben. «Wir wollen das Orientierungsdatum für die Menschen beibehalten, aber neu justieren und hoffen, dass dies im Bundesrat eine Mehrheit findet.» Weiterlesen

Vier Haftbefehle 2022 wegen Terminnöten aufgehoben

Saarbrücken (dpa/lrs) – Aufgrund von Terminierungsschwierigkeiten bei Großen Strafkammern des Landgerichts Saarbrücken sind 2022 nach Angaben der Landesregierung vier Haftbefehle aufgehoben worden. Gründe seien Terminnöte bei Verteidigern und Sachverständigen gewesen, teilte die saarländische Landesregierung auf Anfrage der Landtagsabgeordneten Dagmar Heib und Jonas Reiter (beide CDU) mit. Laut Strafprozessordnung darf eine Untersuchungshaft nur in Ausnahmefällen länger als sechs Monate dauern.

Der Aufhebung der vier Haftbefehle liegen zwei Verfahren zugrunde. Einmal waren besonders schwere räuberische Erpressung in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung angeklagt: Hier wurden beide Angeklagte nach Beschlüssen des Saarländischen Oberlandesgericht vom Juni auf freien Fuß gesetzt, wie aus der Antwort hervorgeht. Weiterlesen

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen