Glatteis weiter möglich, weiße Weihnachten eher nicht

Offenbach (dpa) – Vor dem Weihnachtsfest können sich Straßen und Gehwege in Teilen Deutschlands wieder in gefährliche Rutschbahnen verwandeln. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) erwartete Glatteis in der Nacht zum Mittwoch – insbesondere im sächsischen Bergland und in Teilen Bayerns. Am Dienstag fiel wegen extremer Glätte in vielen Regionen Bayerns der Präsenzunterricht aus, vor allem in Unterfranken, Mittelfranken und der Oberpfalz. Im Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim fuhren zum Teil die Schulbusse nicht.

Weite Teile Deutschlands hatten bereits am Montag zum Start in die Weihnachtswoche mit glatten Straßen zu kämpfen. Es gab Hunderte Unfälle und volle Notaufnahmen in Krankenhäusern. Parks, Zoos und Weihnachtsmärkte blieben wegen des Wetters vorsichtshalber geschlossen. Die Lage beruhigte sich im Laufe des Tages. Weiterlesen

Psychosoziale Hilfe für Flut-Betroffene auch an Feiertagen

Trier/Ahrweiler (dpa/lrs) – Für Betroffene der Flutkatastrophe vom Sommer 2021 wird auch während der Weihnachtsfeiertage und der Zeit danach täglich über eine Hotline psychosoziale Hilfe angeboten. Es müsse niemand mit der Last der Erinnerungen alleine bleiben, sagte der Opferbeauftragte der Landesregierung, Detlef Placzek, am Dienstag in Mainz. Die Nummer 0800 0010218 sei bis einschließlich 6. Januar täglich von 8 bis 20 Uhr kostenfrei zu erreichen. Im neuen Jahr werden demnach weiterhin in der Region Trier und im Ahrtal psychosoziale Nachsorge-Angebote bereitgestellt.

Wie eine ukrainische Familie die Weihnachtszeit erlebt

Von Anja Sokolow, dpa

Berlin (dpa) – Die Kerzen auf dem Adventskranz brennen, am Fenster hängen selbstgebastelte Sterne und eine Krippe aus Transparentpapier. Weihnachtsdeko überall, Plätzchen und Kuchen auf der Kaffeetafel: Rosemarie Arzt und ihr Mann Alfons haben ihr Haus in Berlin-Tempelhof so weihnachtlich eingerichtet, wie man es sich nur vorstellen kann. Seit fast neun Monaten leben auch die sechsjährige Yeva und ihre Mutter Yuliia Holubka mit im Haus und teilen sich hier ein Zimmer. Nach ihrer Flucht aus der Ukraine haben sie bei der Familie ein neues Zuhause gefunden.

Yuliia Holubka ist kaum zum Feiern zumute. «Es ist schwer, überhaupt daran zu denken», sagt die 36-Jährige. Ihr Mann und der Rest ihrer Familie seien in der Ukraine geblieben und dort hätten die Menschen gerade ganz andere Sorgen. «Jeden Tag lese ich die Nachrichten gleich nach dem Aufwachen. Und abends schlafe ich damit ein.»

Berlin ist das Drehkreuz für Menschen aus der Ukraine

«In der Ukraine haben wir normalerweise zweimal Weihnachten gefeiert – das katholische Fest am 25. Dezember und das orthodoxe Weihnachten am 7. Januar», sagt die Katholikin, deren Mann der orthodoxen Kirche angehört. Präsident Wolodymyr Selenskyj habe aber nun bereits angekündigt, dass künftig nur noch der 25. Dezember ein Feiertag sein werde. «Dann soll die Ukraine feiern wie andere Länder in Europa.»

Sie wisse noch gar nicht so recht, wie sie in Berlin feiern werde, so Holubka. «Wir werden schon für festliche Stimmung sorgen», kommt ihr Violetta Gershman zuvor. Sie ist eine Freundin aus Kindheitstagen und hat die beiden nach Berlin geholt, wo sie selbst schon seit Jahren lebt. «Wir werden den Christmas Garden besuchen, einen Weihnachtszirkus und auch ein Weihnachtsprogramm im Friedrichstadtpalast sehen», zählt die Freundin auf.

Holubka teilt ihr Schicksal mit Hunderttausenden. Seit Kriegsbeginn wurde Berlin zu einem Drehkreuz für Flüchtlinge aus der Ukraine. Rund 360 900 Menschen sind bereits dort angekommen. «Die große Mehrheit von ihnen ist jedoch in andere Städte weitergereist», sagt ein Sprecher der Sozialverwaltung. Etwa 85 000 bis 100 000 Ukrainer seien in Berlin geblieben und zumeist privat untergekommen, zumindest zeitweise. Ein Teil sei auch wieder zurückgekehrt.

Zuhause sind die Menschen ständig in Alarmbereitschaft

Doch momentan ist die Lage wieder sehr schwierig. Der Bedarf an Plätzen in Unterkünften steigt wieder deutlich. Mehr als 2100 Personen lebten derzeit noch im Ankunftszentrum Tegel und warteten auf eine Unterbringung, so der Sprecher. Rund 3300 Ukrainer leben demnach in einer Flüchtlingsunterkunft.

Holubka will vorerst in Berlin bleiben. Ihre Heimatstadt Schytomyr westlich von Kiew sei zwar weitgehend intakt. «Eine Schule und ein Wohnheim sind zerstört», sagt Holubka. «Doch immer wieder gibt es Probleme mit der Gas-, Wasser- und Stromversorgung. Schlimm ist auch der Lärm der Tiefflieger. Man weiß nie, ob es ukrainische oder russische Flieger sind», so Holubka.

Ständig seien die Menschen in Alarmbereitschaft. «Kinder müssen zur Schule einen Notfallrucksack mit Essen, Trinken und einer Decke mitnehmen, falls sie wieder in einen Bunker müssen», erzählt Holubka. «Eltern suchen die Schule für ihr Kind inzwischen danach aus, welche den besten Bunker hat», so die junge Mutter.

Die Erstklässlerin Yeva geht auf eine Berliner Grundschule in der Nachbarschaft. Zusätzlichen Deutschunterricht braucht sie nicht. Was gefällt ihr in der Schule am besten? «Der Bastelraum, das Spielparadies und die Bücherei», sprudelt es aus Yeva heraus. In Berlin besuchten laut Bildungsverwaltung im November rund 7000 ukrainische Kinder und Jugendliche eine Schule. Davon gingen rund 4400 in sogenannte Willkommensklassen, um zunächst Deutsch zu lernen.

Abschied von der Gastfamilie

Yeva kriecht immer wieder auf den Schoß von Rosemarie Arzt, kuschelt und spielt mit ihr Karten. So vertraut, als wären es Oma und Enkelin. Für Yeva hat Rosemarie Arzt einen Adventskalender befüllt, es ist ein hölzerner, ehemaliger Schraubenschrank mit vielen kleinen Kästchen aus der ehemaligen Schreinerei ihres Vaters. «Der Kalender ist das Schönste für Yeva. Jeden Morgen öffnet sie als erstes eine Schublade», erzählt die Gastgeberin.

Es sind die letzten Tage, die Mutter und Tochter bei Rosemarie Arzt und ihrem Mann verbringen, denn die beiden haben in der Nähe eine Zweizimmerwohnung gefunden. «Einen Monat lang haben wir alles renoviert und können jetzt eigentlich einziehen», so Yuliia Holubka.

«Es werden schöne Erinnerungen bleiben, zum Beispiel das gemeinsame Backen mit Yeva», sagt Arzt. Ob die Zeit auch manchmal anstrengend gewesen sei? «Wir sind es gewohnt, Gäste zu haben», sagt die Sängerin an der Deutschen Oper. Die Familie habe schon oft junge Künstler bei sich aufgenommen. «Und wir haben antizyklische Tagesabläufe. Deshalb haben wir uns manchmal tagelang nicht gesehen», erzählt Arzt. Yuliia sei ihr zwischenzeitlich auch eine sehr große Hilfe gewesen. «Im Sommer, als ich sehr krank war, saß sie stundenlang an meinem Bett.»

Die deutsche Bürokratie ist gewöhnungsbedürftig

Im Jobcenter habe man ihr nahegelegt, ihre kaufmännische Ausbildung auszubauen. «Eigentlich möchte ich aber lieber festliche Frisuren machen», sagt Holubka, die damit bereits in der Ukraine ihr Geld verdient hatte. Momentan lernt sie Deutsch, sie versteht bereits viel, ist aber noch zu schüchtern, um auch zu sprechen.

Einen Integrationskurs habe sie bereits absolviert und vor allem viel über die deutsche Geschichte und den Mauerfall gelernt. An das Leben mit der deutschen Bürokratie habe sie sich inzwischen auch gewöhnt. «Es war für mich zunächst erstaunlich, dass es für alles Briefe und Papier gibt», berichtet die Ukrainerin, die in ihrer Heimat die meisten Formalitäten digital erledigen konnte.

«Komisch war es auch am Anfang, ständig einen “Termin” zu haben», so Holubka über Jobcenter und andere Behörden. Das habe sie aus ihrer Heimat so nicht gekannt. Besonders positiv sehe sie die Internationalität in Berlin. «Hier leben so viele verschiedene Nationen zusammen – ohne Probleme», sagt Holubka.

Ob sie in die Ukraine zurückkehren kann, weiß Holubka nicht. «Ich würde gern zu Hause in der Nähe meiner Familie leben, aber ich möchte auch, dass meine Tochter eine glückliche Kindheit ohne Krieg erleben kann.» Obwohl Yeva nur wenige Kriegstage erlebt habe, sei sie in der ersten Zeit bei jedem lauten Geräusch zusammengezuckt. «Als sie gelernt hat, dass sie sich bei einer Bombardierung auf den Boden knien soll, hat sie sehr geweint», erzählt die Mutter.

«Jetzt, vor dem Umzug in die eigene Wohnung, ist der Adventskalender Yevas größte Sorge. Sie hat Angst, dass sie es nicht mehr schafft, alle Türen zu öffnen», erzählt Arzt. «Aber ich habe ihr versprochen, dass sie uns jeden Tag besuchen kann.»

Land des Stillstands: Streikwelle lähmt Großbritannien

Von Benedikt von Imhoff, dpa

London (dpa) – Der wichtigste Blick vor Weihnachten gilt in Großbritannien nicht dem Adventskalender – rund um die Festtage gibt vielmehr der Streik-Kalender den Takt vor. Im Dezember gibt es kaum einen Tag, an dem nicht in irgendeiner Branche aus Protest gegen niedrige Löhne und schlechte Bedingungen die Arbeit ruht. Das öffentliche Leben steht still, die Streiks bremsen das Land aus.

Man kann den Streik-Kalender willkürlich öffnen, irgendwas findet sich bestimmt: Am heutigen Dienstag ist es erneut das Klinikpersonal, am Mittwoch streiken die Rettungswagenfahrer. Auch Touristen sind betroffen. Von Freitag an gehen die Grenzbeamten in den Ausstand – bis Silvester dürfte es lange Warteschlagen bei der Einreise geben, teilweise werden wohl Flüge gestrichen. Von Heiligabend an fahren dann tagelang mal wieder kaum Züge, auch beim Eurostar zwischen London und der EU könnte es zu Problemen kommen. Ohne Auto die Verwandten zum Festschmaus zu besuchen, dürfte so gut wie unmöglich werden.

Seit Monaten Streik bei der Post

Beispiel Weihnachtspost: Bei der Royal Mail gibt es seit Monaten immer wieder Streiks. Ganze Straßenzüge erhalten derzeit höchstens einmal die Woche Post. Bergeweise liegen Briefe und Päckchen in den Depots. Kürzlich machte die Nachricht die Runde, Royal-Mail-Manager sollten Verwandte und Freunde rekrutieren, um beim Sortieren zu helfen und den Rückstau vor Weihnachten wenigstes etwas abzubauen.

Wer aber bei zuletzt eisigen Temperaturen nach dem Postboten Ausschau hielt, musste umso mehr aufpassen, nicht bei Glatteis auszurutschen – die ohnehin völlig überlasteten Notaufnahmen waren noch ausgedünnter als sonst. Denn auch die Pflegekräfte des Gesundheitsdiensts NHS streiken, zum ersten Mal in ihrer Geschichte. Damit wollen sie auch Bewusstsein schaffen für die katastrophale Situation, die viele Menschen trifft. Mehr als sieben Millionen Menschen warten auf Routineeingriffe, Notärzte brauchen deutlich länger als geplant, und vor den Notaufnahmen stauen sich die Krankenwagen.

Keine Aussicht auf Besserung

Aussicht auf Besserung: Fehlanzeige. Die Fronten sind verhärtet. Miteinander geredet wird kaum, das liegt auch an den tiefen ideologischen Gräben. «Die Gewerkschaften stehlen uns Weihnachten», klagt die konservative Presse. Premierminister Rishi Sunak betont: «Ich bin wirklich enttäuscht, dass die Gewerkschaften zu diesen Streiks aufrufen, vor allem an Weihnachten, vor allem wenn es solche Folgen für den Alltag der Menschen hat.» Die Regierung betont regelmäßig, es sei einfach kein Geld mehr da nach den Corona-Hilfen.

Die Regierung wird von Tory-Hardlinern vor sich hergetrieben, die möglichst wenig staatliche Eingriffe wollen und die Vorzüge des Kapitalismus predigen. Die Gewerkschaften wiederum stehen klar auf Seite der oppositionellen Labour-Partei, die erstmals seit vielen Jahren wieder die Chance auf einen Machtwechsel wittert. «Die Einkommen von Familien wurden durch steigende Rechnungen und mehr als ein Jahrzehnt niedriger Löhne geschreddert», erklärt Frances O’Grady, Chefin des Gewerkschaftsbundes TUC, ihre Unterstützung für die Streiks. Verantwortlich dafür sei die verfehlte Tory-Politik. Die Streikwelle könnte noch weit bis ins nächste Jahr dauern.

Inflation auf Rekordhoch

Dass der Konflikt nicht einfach zu lösen ist, liegt am Hintergrund: Großbritannien steckt in einer heftigen Wirtschaftskrise. Die Inflation ist mit rund 11 Prozent so hoch wie seit 40 Jahren nicht, die hohen Preise für Lebensmittel und Energie stürzen Millionen Menschen in Armut, die Tafeln kommen der rekordverdächtigen Nachfrage nicht mehr hinterher. Laut einer TUC-Studie werden 2022 die Reallöhne um 3 Prozent sinken – so viel wie seit 1977 nicht mehr. Von einer «Schande» spricht TUC-Chefin O’Grady. Die Aussichten geben wenig Anlass zur Hoffnung: Ökonomen rechnen mit einem langen Abschwung, mindestens bis Ende 2023.

Großbritannien steht mit diesen Problemen nicht alleine da, auch in Deutschland rechnen Volkswirte mit einer Rezession. Weltweit hat der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine schwere Folgen ausgelöst. Doch scheint Großbritannien noch stärker getroffen zu werden. Das liegt auch am Brexit, wie Experten betonen. Der Warenaustausch mit dem wichtigsten Handelspartner, der EU, ist eingebrochen. Der Fachkräftemangel hat sich ohne Arbeiter aus der EU noch verstärkt.

Die Realität widerspricht allen Szenarien, die die Brexit-Befürworter einst in Aussicht gestellt hatten. Lebensmittel und Energie sollten günstiger werden, gut bezahlte Jobs einfacher für Briten zu ergattern sein. Millionen sollten in den Gesundheitsdienst anstatt nach Brüssel fließen, die «Brexit-Freiheiten» das Königreich wieder zur Handelsnation machen. Bisher ist nichts eingetreten, auch deshalb hält mittlerweile mehr als die Hälfte der Bevölkerung den EU-Austritt für einen Fehler. Die Regierung um Premier Sunak, einen Brexiteer, will davon nichts wissen. Ihr Mantra: Die Probleme seien alle durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine entstanden.

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Bei den Carpendales gibt es Raclette und Fondue

München (dpa) – Die Familien von Wayne Carpendale und seiner Frau Annemarie gehören unterschiedlichen Lagern an – zumindest wenn es um das Weihnachtsessen geht. «Wir machen oft Raclette und Fondue, was daran liegt, dass die Carpendales ein bisschen mehr Fondue sind und die Warnkrossies etwas mehr Raclette», sagte Annemarie Carpendale (45), die vor ihrer Hochzeit Warnkross hieß, der Deutschen Presse-Agentur in München. Sie feierten «immer mit der großen Familie», sagte ihr gleichaltriger Mann. «Dieses Jahr zudem zum ersten Mal in unserem gerade gebauten neuen Zuhause.»

In einer großen Familie sei «nicht immer Friede Freude Eierkuchen», sagte Annemarie Carpendale. Es gebe «auch Stunk, aber Gott sei Dank ist das nie von Dauer oder besonders schlimm». «In solchen Situationen können wir in diesem Jahr ja den Fernseher einschalten und “Traumschiff” gucken», sagte ihr Mann, denn er spielt da wieder einmal mit. Weiterlesen

Nikolauspostamt hat 27.000 Kinderbriefe beantwortet

St. Nikolaus (dpa) – Das Nikolauspostamt im saarländischen St. Nikolaus hat bereits 27.000 Briefe von Kindern aus aller Welt beantwortet. Die Zahl liege leicht höher als zur selben Zeit im Vorjahr, sagte der Vorsitzende des Festausschusses St. Nikolaus, Peter Gerecke, am Montag. Es sei viel Post von ukrainischen Kindern darunter, die in diesem Jahr erstmals auf Ukrainisch beantwortet wird. Das Nikolauspostamt ist noch bis zum 24. Dezember geöffnet.

Die meisten Kinder wünschten sich in ihren Briefen an den Nikolaus Frieden und weiße Weihnachten, dicht gefolgt von «Gesundheit für Familie, Freunde und alle Menschen», sagte Sabine Gerecke für die Kinderbriefaktion. Das Nikolauspostamt erreichten auch Briefe von ausländischen Studentinnen und Studenten, die sich wünschten, anstehende Prüfungen zu bestehen. Weiterlesen

Weihnachtsdorf Waldbreitbach erstrahlt in festlichem Glanz

Waldbreitbach (dpa/lrs) – Ein mit Tausenden Lampen leuchtender Stern von Bethlehem und weitere im Dunkeln strahlende Attraktionen: Das Weihnachtsdorf Waldbreitbach lockt wieder viele Besucher an. Die Energiekrise ist aber auch dort im Westerwald zu spüren: Auf die übliche zusätzliche Beleuchtung am Morgen verzichtet das Dorf im Wiedtal nach eigenen Angaben in diesem Jahr. Der Lichterglanz erstrahle jedoch wieder jeden Tag von 15.00 bis 21.00 Uhr. Weiterlesen

Lichter überstrahlen Krise: Russland spürt die Sanktionen

Von André Ballin und Ulf Mauder, dpa

Moskau (dpa) – Der Einkaufsspaß ist vielen sonst besonders zum Neujahrsfest konsumfreudigen Russen durch die Folgen des Krieges in diesem Jahr vergangen. Zwar erstrahlt etwa die Millionenmetropole Moskau mit opulenten Dekorationen und der Jolka, dem Weihnachtsbaum, auf jedem größeren Platz wie zum Beweis dafür, dass Energie das geringste Problem der Rohstoffgroßmacht ist. Aber der Glanz kann kaum über die vielen Probleme hinwegtäuschen: Viele Geschäfte sind geschlossen. Die Einkaufszentren sind bisweilen menschenleer. Restaurants beklagen einen Mangel an Neujahrsfeiern.

Im Moskauer Einkaufszentrum Jewropejski am Kiewer Bahnhof stehen Boutiquen von Dior, Chanel und Swarovski leer. Tausende westliche Firmen haben ihre Repräsentanzen in Russland wegen Moskaus Krieg gegen die Ukraine abgestoßen, weil die Sanktionen der EU und der USA Geschäfte erschweren oder unmöglich machen. Zahlreiche Einkaufszentren stünden vor dem Bankrott, sagt der Wirtschaftsprofessor Kirill Kulakow. Schon durch die Schließungen während der Pandemie seien viele in die Schieflage geraten.

«Die Probleme haben sich nun nach Beginn der militärischen Spezialoperation in der Ukraine und wegen der sinkenden Kaufkraft der Bevölkerung verschärft», sagte er in einem Radiointerview. Kulakow erwartet, dass sich die Lage zuspitzt. Viele Russen haben durch den Abzug westlicher Unternehmen und Investoren ihre Jobs verloren. Aber auch bei denen, die Arbeit haben, ist wegen der Inflation von etwa 15 Prozent das Geld knapp, weil Lebensmittel und andere Waren des täglichen Bedarfs immer teurer werden.

Wie ist die Stimmung in den Großstädten?

Zwar zeigen russische Staatsmedien in Auslandsberichten immer wieder voller Häme auch aus Deutschland Demonstranten und andere Unzufriedene, die sich über Energiepreise, kalte Wohnungen und andere Härten beklagen. Das soll den Russen zeigen, dass es in der Heimat, wo viele Wohnungen überheizt sind, besser ist.

Wer aber zwischen Russland und Deutschland pendelt, merkt schnell, dass die Stimmung in Moskau und anderen Städten trotz des Lichterglanzes düster ist. Der Lebensstandard fällt. Niemand weiß, wie lange der Krieg dauert. Die Angst ist groß, dass Kremlchef Wladimir Putin noch mehr Reservisten zum Krieg einziehen und damit noch mehr heile Familienwelten zerstören könnte. Auch wenn Putin bei seinen Fernsehauftritten die Probleme weglächelt, ist die Verunsicherung der Menschen greifbar.

Viele Zahlen spiegeln das wider. Verkäufer von Möbeln, Haushaltstechnik und Elektronik klagen über Umsatzeinbrüche von 30 Prozent oder mehr. Ähnlich sieht es bei Baumaterialien, Schuhen und Kleidung sowie Kosmetik aus. Zwar ist es trotz des Abzugs von Apple in Moskau kein Problem, das neueste iPhone zu bekommen. Aber nicht zuletzt wegen des vom Staat kontrollierten Rubelkurses müssen die Menschen dafür tief in die Tasche greifen.

Importeuere umgehen die Sanktionen

Stark zugenommen haben sogenannte Parallelimporte. Dabei werden Waren durch Dritte am Hersteller vorbei nach Russland eingeführt – unter Umgehung von Sanktionen. Die Türkei und Kasachstan, die die Sanktionen des Westens nicht mittragen, sind hier wichtige Partner Russlands. Gefragt sind in Russland etwa auch Hightech-Artikel für die Industrie und Rüstung. Hier sind nicht nur die Sanktionen und speziell das Verbot von Chiplieferungen, sondern zudem ein weltweiter Mangel an diesen Bauteilen hinderlich.

Spürbar ist die Krise besonders auf dem russischen Automarkt. Nach Branchenangaben brach der Neuwagenverkauf von Januar bis November um gut 60 Prozent ein. Von den einst 60 Automarken, die in Russland verkauft wurden, sind 14 übrig: 3 russische – Lada, UAZ und GAZ – und 11 chinesische. Der von Moskauer Bürokraten bejubelte Neustart der sowjetischen Marke Moskwitsch ist eine Kopie des chinesischen Kleinwagens JAC JS4.

Während die Auswahl bescheiden ist, sind die Preise stattlich. In sozialen Netzwerken kursiert ein Video, in dem sich ein Käufer darüber aufregt, dass in einem Moskauer Autosalon das chinesische SUV-Modell Chery Exceed für umgerechnet fast 90 000 Euro verkauft wird. «Dafür kann man in den USA einen Mercedes GLE kaufen.» Hier bekomme er ein chinesisches Auto, das im Herkunftsland ein Drittel koste, schimpft der Mann.

Joguhrtbecher und die Souveränität Russlands

Wie die Auto- klagt auch die Immobilienbranche über Absatzprobleme. Es gibt ein Überangebot, weil die Menschen kein Geld für den Wohnungskauf haben. Statistiken zufolge können Bauunternehmen derzeit jede dritte Wohnung in einem Neubau verkaufen. Im kommenden Jahr droht sich die Lage zu verschärfen, weil dann die staatlich gestützten Hypotheken auslaufen, die den Markt bislang stützen. Dann droht mehreren Baufirmen der Bankrott.

Lösungen für die Probleme bieten Putin und seine Regierung bisher kaum. Der Kreml setzt vielmehr auf die krisenerprobte Genügsamkeit vieler Russen. Als Putin einmal gefragt wurde, ob es nicht schlimm sei, dass es etwa auf Joghurtbechern kaum noch Farbe gebe, erwiderte er, ob eine schöne Verpackung wichtiger sei als die Souveränität Russlands. Er meinte damit, dass Russland trotz aller Nachteile und Sanktionen seine eigene Außenpolitik und damit den Krieg in der Ukraine unbeirrt fortsetzen werde.

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Polizei ermittelt Weihnachtsbaum-Diebin

Otterberg (dpa/lrs) – Eine Weihnachtsbaum-Diebin ist von der Polizei in der Pfalz ermittelt worden. Die 21-Jährige habe Ende November von der Hauptstraße in Otterberg (Kreis Kaiserslautern) den Baum mitgenommen, der zuvor von Grundschülern geschmückt und mit Wunschzetteln versehen worden sei, teilte die Polizei am Donnerstag mit. Zeugenhinweise brachten die Beamten auf die Spur, sie entdeckten im Wohnzimmer der Frau, die im etwa 30 Kilometer entfernten Landstuhl lebt, den Baum. Die 21-Jährige gab den Diebstahl zu und brachte den Baum sowie den Weihnachtsschmuck und die Wunschzettel der Kinder zurück nach Otterberg.

Finanzämter halten «Weihnachtsfrieden» ein

Mainz (dpa/lrs) – Die Finanzämter in Rheinland-Pfalz werden ab dem 23. Dezember für rund eine Woche den Steuerschuldnern weniger unangenehme Post zusenden. Mit dem traditionellen «Weihnachtsfrieden» sollten die Bürger in der Zeit zwischen den Jahren entlastet werden, sagte Finanzministerin Doris Ahnen (SPD) am Donnerstag in Mainz. Daher würden bis einschließlich 1. Januar keine Vollstreckungen und Betriebsprüfungen durchgeführt, maschinell erstellte Steuerbescheide und Mitteilungen würden jedoch weiterhin verschickt.

Rapper Marteria: «Ich liebe Weihnachten»

Rostock (dpa) – Der Rapper Marteria (40) ist nach eigenen Worten ein großer Weihnachtsfan. «Ich liebe Weihnachten», sagt der Musiker der Deutschen Presse-Agentur. Auch wenn viele Menschen ein wenig «anti» seien. «Ich bin ein richtiger Fan mit allem Drum und Dran, mit Backen und Weihnachtsbaum schmücken.» Weihnachten verbringt der Weltenbummler nach eigener Aussage zu Hause in seiner Geburtsstadt Rostock.

«Für mich ist das so Heimat und Familie und ich mag das total. Ich genieß die Zeit.» Auch ein Weihnachtsmannritual gebe es bei ihnen. «Es gibt immer noch das Klopfen, und alle lachen sich tot und man macht immer noch Witze. Der Weihnachtsmann kommt immer noch und stellt die Sachen vor der Tür ab.» Weiterlesen

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