Historische Sensation

Prüm (boß) Neueste Forschungsergebnisse bringen eine tragende Säule der Prümer Klostergeschichte ins Wanken. Die berühmte „Goldene Kirche“ soll nicht 799 sondern 761 geweiht worden sein. Demnach könnte im kommenden Jahr ein weiteres Jubiläum anstehen: 1250 Jahre Kirchweih in Prüm.

 In vielen Geschichtsbüchern steht es geschrieben: Der Legende nach wurde die „Goldene Kirche“ von Prüm im Jahr 799 von Papst Leo III. im Beisein Karls des Großen und 366 Bischöfen eingeweiht. Grund genug, im Jahr 1999 die 1200-Jahrfeier festlich zu begehen?

Ein schwankender Grund. 

Der Knackpunkt liegt bei Pippin III. – auch der Kleine genannt. Die Neugründung der Prümer Abtei im Jahr 752 fällt in eine Zeit, in der die Achse Papsttum – Königtum der Franken eine Neuorientierung in Europa bewirkt. Zusammen mit Papst Zacharias beendet Pippin die Herrschaft der Merowinger und lässt sich 751 zum König wählen. In Europa zieht eine neue, christliche Ordnung ein, die mit dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation bis 1870 Bestand haben soll. Das Hauskloster Pippins und seiner Nachfolger in Prüm wird zur Keimzelle dieser Ordnung. Entsprechend wird es mit umfangreichen Gütern ausgestattet und erhält als Symbol für die neue „Koalition“ eine der kostbarsten Reliquien der damaligen Zeit, die Sandalen Christi. Auf diesen Schatz hin wird die Salvatorkirche besonders prächtig errichtet und ausgestattet. Aber wann wurde sie geweiht?

Der Historiker Bernd Isphoring schreibt in seinen Studien zur Geschichte der Abtei: „Die dem Erlöser geweihte Neugründung wurde in der ersten Hälfte der 760er Jahre abgeschlossen. Wohl am 26. Juli 761 erfolgte die Weihe der Klosterkirche, am 13. August 762 wurde die Abtei feierlich dotiert.

Eine glaubhafte Aussage, denn knapp zehn Jahre Bauzeit seit der Klostergründung könnten reichen. Auch wurde in der frühen Ostkirche am 26. Juli das Fest der Verklärung des Herrn gefeiert, was mit dem Patronat von Jesus, dem Erlöser übereinstimmt.

Bleibt die Frage, wer denn nun die „Golde Kirche“ geweiht hat, denn Papst Leo III. kommt in diesem Fall nicht infrage. Wie Prof. Andreas Heinz recherchiert hat, ist diese Frage nicht eindeutig zu beantworten. Die Amtszeit des "schlimmen" Bischofs Milo von Trier endete Anfang der 760er Jahre. 762 jedenfalls unterzeichnete sein Nachfolger Weomad die große Dotationsurkunde für Prüm zusammen mit vielen weiteren Zeugen.

Für Pastor Robert Lürtzener steht fest: „Kloster und Basilika Prüm sind ein wichtiges Fundament für das europäisch-abendländische Erbe aus der Zeit der Karolinger. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Reliquie der Sandalen Christi, die in ungebrochener Tradition seit fast 1260 Jahren hier verehrt wird.“

In Prüm gibt es viele Menschen, die Energie und Zeit in den Erhalt der Basilika stecken, darunter vor allem die Initiativen „Basilikafreunde“ und „Frauenschuh“, aber auch viele Privatpersonen und Vereine.

Der heutige Bau wurde in den 20er Jahren des 18. Jahrhunderts errichtet. Durch den Zahn der Zeit und den 2. Weltkrieg stark geschädigt, muss die zweitgrößte Kirche des Trierer Bistums permanent renoviert werden. Nach der Turmsanierung ist nun das Dach des Hauptschiffes und des Chorraumes in Arbeit. Dabei geht es nicht nur um die Eindeckung sondern auch um die Zimmererarbeiten, die sich seinerzeit auch bei den Türmen als sehr umfangreich herausgestellt hatten. Schließlich sind auch noch aufwändige Steinsanierungen bei den Strebepfeilern erforderlich. Die Gesamtmaßnahme ist mit 1.537.000 Euro veranschlagt. Auf Eis gelegt wurde vorerst die Renovierung des Innenraumes, bei der bisher die Arbeiten im Chorraum abgeschlossen werden konnten.

Stellt sich zum Schluss noch die Frage, ob die Prümer 2011 nach Grenzlandschau und Rheinland-Pfalz-Tag noch den Mumm für eine große 1250-Jahrfeier aufbringen.

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