Kritische Kämpfer für eine weltoffene Kirche

Bitburg. Mit Professor Hans Küng war einer der größten und meistgelesenen Theologen unserer Zeit Gast des Eifel-Literatur-Festival. Rund 800 Besucher zeigten sich begeistert und entließen ihn mit „standing ovations“. 84 Jahre ist er alt, über 60 Werke hat er seit mehr als einem halben Jahrhundert verfasst, 15.000 Druckseiten insgesamt. Mit diesen millionenfach verbreiteten Werken hat er sich den Ruf erschrieben, ein „Reformer“, ein „Kirchenrebell“, ein „Sprachrohr moderner Christen“ zu sein. Der polarisiere, aber als Ökumeniker und als Präsident der Stiftung Weltethos um das Gemeinsame nicht nur der christlichen Religionen, sondern der Weltreligionen kämpfe.

Nach einer Einführung von Josef Zierden beherrschte der Dialog den Abend. Über Leben und Werk und vor allem über seine beiden jüngsten Bücher „Was ich glaube“ und „Jesus“ befragte ihn Festivalorganisator Josef Zierden. Eine Kurzbilanz seines theologischen Leben, prägende Lebensabschnitte, sein Verhältnis zu Joseph Ratzinger vom 2. Vatikanischen Konzil bis zur Papstwahl und seither: Das waren die Themenschwerpunkte des ersten Gesprächsteil. „Was ich glaube“ ist Küngs persönlichstes Buch. Lebensfreude, Lebenswege, Lebensgrund und Lebenskunst: das war der Leitfaden dieses Gesprächsteils. Um Johannes XXIII. und John F. Kennedy als frühe Wegweise ging es, um Küngs großen Konflikt mit Rom 1979/80 (die katholische Kirche entzog ihm die Lehrbefugnis), aber auch um menschenwürdiges Sterben.

Immer wieder belohnte starker Applaus seine Ausführungen, die neben ernsten Ausführungen immer auch „heitere Gelassenheit“ ausstrahlten. Beim „Jesus“-Buch ging es um die Präsentation im März 2012 mit Thomas Gottschalk, um den Vergleich mit seinem Buch „Christ sein“ des Jahres 1974 und um seine Gegenkonzeption zum Jesus-Buch von Benedikt XVI. Das Gespräch schloss mit einer kritischen Stellungnahme zur aktuellen Lage, gekennzeichnet von Priestermangel, Großpfarreien oder Missbrauchsskandalen. Nach dem Gespräch belagerten zahllose Küngfans die Signiertheke und bekannten immer wieder, wie lebensprägend so manche Küng-Lektüre der Vergangenheit gewesen sei. 

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