Was Sie schon immer über Pilze wissen wollten

Mückeln. Er ist DER Fachmann in Sachen Pilze: Heinz Ebert, 59 Jahre alt, wohnhaft in Mückeln, Polizeibeamter und Leiter zahlloser Pilzführungen in heimischen Wäldern. Wir haben ihn zu seiner Leidenschaft befragt, die ihn seit der Kindheit umtreibt, und die viel mehr als nur ein Hobby ist.

EZ: Herr Ebert, erinnern Sie sich an die Anfänge Ihres Interesses an den Pilzen?
Heinz Ebert: Die Initialzündung kam wohl mit 3 oder 4 Jahren, als meine Eltern Pfifferlinge sammelten. Andere Pilze kannten sie jedoch leider nicht. Ich habe mir daher im Alter von 11, 12 Jahren das erste Pilzbuch gekauft, und das war ausgerechnet ein gutes: Dr. Hermann Jahn, „Wir sammeln Pilze“.

EZ: Welche Aufgabe haben Sie in der Deutschen Gesellschaft für Mykologie DGFM ausgeübt?
Heinz Ebert: Ich war von 1994 bis 2004 Mitglied des achtköpfigen Präsidiums der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGfM). Damals war ich der Schriftleiter der DGfM – Mitteilungen und für die Pressearbeit zuständig. Im Jahr 1983 hatte ich die Arbeitsgemeinschaft für Pilzkunde Vulkaneifel (APV) als AG der DGfM gegründet. Die APV hat inzwischen 34 Mitglieder, von denen 18 Pilzsachverständige sind.

EZ: Glauben Sie, es gibt jemanden, der noch mehr über Pilze weiß als Sie?
Heinz Ebert: (schmunzelt) Die Frage ist leicht zu beantworten: Ja, es gibt sogar eine Menge solcher Leute, viele betreiben die Pilzkunde sogar hauptberuflich.

EZ: Ihre geführten Pilzwanderungen sind sehr begehrt. Wer bucht Sie da?
Heinz Ebert: Bisher habe ich das immer in meinem Urlaub gemacht und etwas dazuverdient, womit ich dann die teure Fachliteratur, Mikroskope und Fortbildungen finanzieren konnte. Gebucht werde ich von verschiedensten Gruppen, und die Bezahlung richtet sich nach der Zeit, meinen Fahrtkosten, und dem was von mir erwartet wird. Mal sind das Vorträge, mal eine Speisepilzwanderung mit anschließendem Verkosten, mal spezielle Seminare.

Ich werde aber auch oft ehrenamtlich tätig, wenn zum Beispiel ein Kind in einen unbekannten Pilz gebissen hat oder bei Kartierungs- und Bestandserfassungen. Zurzeit ist die APV ehrenamtlich bei der Bestandserfassung der Pilze auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Schmidtenhöhe zwischen Koblenz und Bad Ems tätig. Aber ich habe auch schon Führungen für Schulklassen gegen Auslagenerstattung gemacht.
 
EZ: Wer nimmt daran teil und wo meldet man sich an?
Heinz Ebert: Die Interessenten kommen allen Alters- und Berufsgruppen. Das Geschlecht spielt sowieso hierbei keine Rolle. Die Dauer kann halbtags, ganztags, aber bei Seminaren auch bis zu fünf Tagen sein. Die Anmeldung geht über mich: Telefon 06574-275.

EZ: Erzählen Sie uns doch einmal Näheres.
Heinz Ebert: Ich erinnere mich gerne an die Tagungen, die wir bisher veranstaltet haben, vor allem an die von 1987 mit 200 Teilnehmern aus sieben europäischen Ländern! Oder die Trüffelhundführung von Bad Bodendorf: In Sinzig lebt der französische Sternekoch Jean-Marie Dumaine, dessen Hund Max ein Naturtalent im Finden von Trüffeln ist.

Trüffeln dürfen ja in Deutschland nicht gesammelt und der Natur entnommen werden, obwohl sie gar nicht so selten sind. Aber Herr Dumaine hat eine Ausnahmegenehmigung, wonach er zu wissenschaftlichen Zwecken, in diesem Fall für die Bestandserfassung, den Hund einsetzen darf. Wir haben ihn auch schon einmal im Bereich Gerolstein suchen lassen und fanden gleich drei Trüffel-Arten.
Aber um es gleich deutlich zu sagen: eine der dort gefundenen Arten, die Sommertrüffel, die in Frankreich Burgundertrüffel genannt wird, und die im Internet mit 500 Euro / Kilogramm gehandelt wird, schmeckt gar nicht so besonders wie man es bei solchem Preis erwarten würde. Und die uns nun bekannten Fundorte verraten wir auch niemandem.

EZ: Kommen die Leute nur einmal zu Ihnen oder auch mehrmals?
Heinz Ebert: Viele Leute kommen mehrmals, woraus ich schließe, dass ihnen die Eifel, oder meine Wissensvermittlung oder auch beides gut gefallen hat. In meinen Seminaren hatte ich schon Teilnehmer aus ganz Deutschland von Hamburg bis zum Bodensee, von Aachen bis Berlin, aber auch aus der Schweiz, aus Luxemburg, Belgien, den Niederlanden und Dänemark.

EZ: Haben Sie selbst einen Lieblingspilz?
Heinz Ebert: Ja, habe ich. Mein Lieblingspilz ist die Totentrompete. Hört sich schlimm an, an dem Pilz ist auch nicht viel Fleischiges dran, aber er ist so würzig, dass er jedes Nudelgericht, Suppen und Soßen zu einem Festmahl werden lässt.
 
EZ: Was sollte man tun, wenn man mit dem Sammeln von Speisepilzen beginnt? Wem kann man sicherheitshalber seine ersten Trophäen zeigen?
Heinz Ebert: Obligatorisch ist natürlich der Besuch eines Pilzsachverständigen. Eine Liste dieser Sachverständigen findet man auf der Homepage der DGfM: http://dgfm-ev.de/index.php?id=psv-liste

EZ: Man lernt nie aus. Wo bilden Sie sich weiter?
Heinz Ebert:
In erster Linie durch das Lesen von Fachzeitschriften. Ich habe etliche abonniert, fünf deutsche, zwei französische, eine schweizerische, eine dänische, eine niederländische und eine belgische. Ich besuche aber auch Tagungen und Kongresse, soweit meine Zeit es zulässt. Natürlich schaffe ich mir auch ständig Spezialliteratur an, sowohl neu erschienene als auch antiquarische.

EZ: Haben Sie je einen falschen oder giftigen Pilz verspeist?
Heinz Ebert: Die einzige schlechte Erfahrung, die ich machte, waren die Folgen eines Hallimasch-Gerichtes. Früher habe ich den gerne gegessen, aber ca. 20% der Bevölkerung erleiden nach Hallimasch-Essen Brechdurchfälle. Und ab irgendeinem Zeitpunkt hatte auch ich diese persönliche Unverträglichkeit.
EZ: Wenn Leser neugierig geworden sind auf Ihre Seminare und / oder Speisepilzwanderungen, wo können sie sich über die Termine informieren?
Heinz Ebert: Meine Seminare fanden bisher immer im September in Gillenfeld statt.

Die Termine findet man auf der Homepage der Arbeitsgemeinschaft Pilzkunde Vulkaneifel: www.ag-pilzkunde-vulkaneifel.de/termine_ebert.htm. Ab 2011 bin ich Pensionär und beabsichtige, auch Seminare für Anfänger anzubieten.

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