MIT ZYLINDER ZUM HEILIGEN ROCK

Trier – Normalerweise steht er hoch auf den Dächern von Trier, genießt bei der Arbeit am Schornstein die Aussicht und – wenn vorhanden – auch den Sonnenschein. Eine tolle Atmosphäre, wie er sagt. Der erste Tag der neuen Arbeitswoche startete für Rainer Zengerling allerdings in einer für ihn ungewohnten Atmosphäre. Der Bezirksschornsteinfegermeister begann den Tag nicht mit Ruß und Asche und nicht in „luftiger“ Höhe, sondern am Boden – mit Weihrauch und Zylinder.

Zengerling beteiligte sich an der Wallfahrt der Kreishandwerkerschaft Trier-Saarburg und war einer von 500 Handwerkern, die am Montag, 23. April, zum Heiligen Rock pilgerten. 

Schornsteinfeger einmal mit „Bodenhaftung“                                                                                     

Bereits am Morgen hatten sich einige Fahnenabordnungen verschiedener Innungen an der Basilika getroffen, um gemeinsam zum Pontifikalamt im Dom zu marschieren. „Es ist ein buntes Bild vielfältiger Gruppen, die hier zum Heiligen Rock kommen“, sagte Weihbischof Peters bei der Messe. Handwerker in ihren traditionellen Zunftkleidungen lockerten dieses Bild der vielen Pilger noch auf. Große schwarze Filzhüte, alte lederne Joppen und braune Stiefel stachen heraus aus der Menge der dunklen Regenjacken und roten Pilgertücher. Viele Blicke wanderten immer wieder zu einer bestimmten Stelle im Dom, zu einer Gruppe von Männern in schwarzer Kluft, glänzend goldenen Knöpfen und schimmernden Zylindern: Rainer Zengerling und seine acht Schornsteinfeger-Kollegen hatten sich für die Wallfahrt extra herausgeputzt. Für Zengerling war es die erste Wallfahrt zum Heiligen Rock – ein ganz neues Erlebnis. Während einige Kollegen schon vor dem Dom warteten, ging er nach vorne zum Schrein. „Es war eine neue und schöne Erfahrung. Alles zusammen, die Messe, der Heilige Rock, die gesamte Atmosphäre, waren etwas Besonderes“, sagte Zengerling danach. Seinem Kollegen Helmut Fölsing  ging es ebenso – obwohl er schon zum dritten Mal an der Wallfahrt teilnahm: „Das erste Mal, das war 1959, dann 1996.“ Welche der Wallfahrten bisher am Schönsten war, kann er nicht sagen. „Diesmal ist mir der neue Schrein gleich aufgefallen. Aber auch der Alte war schön, es ist eben jedes Mal anders.“

Der Schornstein kann warten

Nach der Messe strömten die Handwerker in verschiedene Richtungen. Einige der Schornsteinfeger wärmten sich bei einer Tasse Kaffee auf, mittags kamen alle Handwerker zum Essen ins Pilgerzelt. „Wir werden den Tag gemütlich und hoffentlich nicht mit allzu viel Arbeit ausklingen lassen“, erzählte Zengerling. Das Dach, der Schornstein und die schöne Aussicht müssten bis morgen warten.

Schließlich hatte Weihbischof Peters in seiner Predigt auch auf diesen Aspekt des Pilgerns hingewiesen: „Wer pilgert, der steht auf. Der geht für eine zeitlang weg aus seinem normalen Alltag“.

Noch bis zum 13. Mai lädt das Bistum Trier zur Heilig-Rock-Wallfahrt nach Trier ein. In dieser Zeit ist erstmals seit 1996 der Heilige Rock wieder im Trierer Dom zu sehen. Die Wallfahrt steht unter dem Leitwort „und führe zusammen, was getrennt ist“. Der Heilige Rock, die Tunika Jesu Christi, ist die bedeutendste Reliquie des Trierer Doms. Helena, die Mutter Kaiser Konstantins, soll ihn im 4. Jahrhundert nach Trier gebracht haben. Informationen rund um die Heilig-Rock-Wallfahrt gibt es im Internet unter www.heilig-rock-wallfahrt.de oder im Wallfahrtsbüro, Tel.: 0651-7105-8012.

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