Land verlängert die „Fachkräfte-und Qualifizierungsinitiative Pflege 2.0“ bis zum Jahr 2024

„Die Fachkräftesicherung in der Pflege und im Gesundheitswesen ist und bleibt eine der größten Herausforderungen für unsere Gesellschaft. Dieser Aufgabe stellen wir uns in Rheinland-Pfalz gemeinsam mit unseren Partnerinnen und Partnern der Fachkräfte- und Qualifizierungsinitiative“, betonte Arbeits- und Sozialminister Alexander Schweitzer beim 6. Fachkräftegipfel Pflege in Mainz.

Der Austausch über den aktuellen Stand der „Fachkräfte- und Qualifizierungsinitiative Pflege 2.0“ und die aktuellen Herausforderungen für die Branchen bildete den Mittelpunkt des hybrid veranstalteten Fachkräftegipfels, der im Internet übertragen wurde. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung verständigten sich auf eine Verlängerung der aktuellen Initiative bis zum Jahr 2024. Schweitzer betonte die langjährige gute Zusammenarbeit innerhalb der Initiative: „Wir haben gemeinsam bereits wichtige Ziele erreichen können, beispielsweise die Steigerung der Ausbildungszahlen in den Pflegeberufen. Wir dürfen in unserem gemeinsamen Engagement aber auch in Zukunft nicht nachlassen. Ich freue mich, dass wir uns mit unseren Partnerinnen und Partnern auf ein „Update“ und eine Erweiterung der Fachkräfteinitiative verständigt haben. Gemeinsam mit den Partnerinnen und Partnern der „FQI Pflege 2.1“ stellt sich das Land den neuen Herausforderungen und sucht nach gemeinsamen Lösungen für die Pflegebranche“, so Schweitzer.

Neben den bereits fünf bestehenden Handlungsfeldern wird die „FQI Pflege 2.1“ um das 6. Handlungsfeld „Digitalisierung“ erweitert. „In der veränderten digitalisierten Medienlandschaft muss auch in der Pflege ein digitaler Wandel neu durchdacht werden. Digitalisierung in der Pflege kann den Arbeitsalltag in der Pflege entlasten“, so der Minister. Er kündigte eine digitale Bildungsoffensive für die Pflegeaus-, -fort- und -weiterbildung an.

Dr. Alexander Scherrer vom Fraunhofer ITWM ist seit vielen Jahren im Gesundheitssektor mit Forschungs- und Entwicklungsprojekten aktiv. Er betonte in seinem Input zu Künstlicher Intelligenz in der Pflege: „Die Digitalisierung des Pflegewesens birgt enorme Entwicklungspotentiale. Mit digitalen Assistenzsystemen können Pflegeleistungen zielführend und individuell für die jeweiligen Bedarfe geplant und so eine höhere Versorgungsqualität erzielt werden. Und mit Methoden der Künstlichen Intelligenz können Pflegedatenbestände genau analysiert und so Verbesserungsmöglichkeiten in existierenden Strukturen und Abläufen identifiziert werden.“

In einer Podiumsdiskussion diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter anderem die aktuelle Fachkräftesituation in der Pflege. Minister Schweitzer stellte heraus, dass mit dem Start der neuen generalistischen Pflegeausbildung im Schuljahr 2020/2021 ein Zuwachs um fast sechs Prozent der Auszubildendenzahlen in Rheinland-Pfalz erreicht werden konnte. „Die neue Pflegeausbildung hat sich damit in ihrem Einführungsjahr als attraktiver Ausbildungsberuf bewiesen – und das trotz schwieriger Bedingungen nicht zuletzt aufgrund der Corona-Pandemie“, sagte Schweitzer. Die insgesamt stabile Entwicklung der Pflegeausbildung mit positiver Tendenz mache deutlich, dass nicht nur Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und -dienste trotz aller pandemiebedingten Belastungen ihrem gesellschaftlichen Ausbildungsauftrag nachkommen.

Die Vorstandsvorsitzende der PflegeGesellschaft Rheinland-Pfalz e.V., Regine Schuster, sagte: „Die Corona-Pandemie hat den unschätzbaren Wert guter Pflegeeinrichtungen und motivierter Pflegekräfte mehr als deutlich gemacht. Unsere gemeinsame Aufgabe ist es daher, die Rahmenbedingungen nachhaltig zu verbessern, Pflegeeinrichtungen von den hohen bürokratischen Anforderungen endlich zu entlasten und den Pflegekräften Zeit für die so wichtige Arbeit mit den Menschen zu geben. Politik muss zudem dringend einen Ausgleich für die immensen Mehrbelastungen bieten, denen die Pflege stetig ausgesetzt ist.“

„Die im Gesundheitsdienst und in der Wohlfahrtspflege Tätigen haben während der Pandemie besondere Leistungen erbracht, die eine hohe Anerkennung verdienen. Die jüngsten Zusatzbelastungen haben aber auch den ohnehin festgestellten Personalmangel noch verschärft. Gerade deshalb sehen die Akteure der „FQI Pflege 2.1“ die getroffenen Vereinbarungen zur Steigerung der Attraktivität der Beschäftigungsbedingungen als einen zentralen und wichtigen Bestandteil der Initiative an. Attraktive Arbeitsbedingungen sind untrennbar verbunden mit Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz, mit Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, mit guter Unternehmenskultur sowie entsprechenden Führungskompetenzen. Sie sind die Basis dafür, dass Personal gewonnen und Personal gehalten werden kann. Nur mit physisch und psychisch gesundheitsgerechten Arbeitsbedingungen können Beschäftigte die Belastungen des Arbeitsalltags ohne gesundheitliche Beeinträchtigungen stemmen. Darauf wollen wir gemeinsam hinarbeiten“, so Dr. Christoph Heidrich, Abteilungsleiter Prävention der Unfallkasse Rheinland-Pfalz.

Der Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz, Andreas Wermter, sieht die Krankenhäuser und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter insbesondere in der Pflege als das Rückgrat der medizinischen Versorgung in der Pandemie, nicht nur in der Behandlung von Covid-Patientinnen und -patienten. Um einen sich schon heute abzeichnenden Mangel an Fachkräften zu begegnen, werden die Krankenhäuser auch weiterhin ein aktiver Partner der Politik sein. “Die Krankenhäuser in Rheinland-Pfalz haben in den letzten Jahren große Fortschritte z.B. in der Verbesserung des Arbeitsalltags der Beschäftigten in der Pflege erreichen können und die Ausbildungsplatzkapazitäten in der Pflege, wie auch in weiteren Gesundheitsfachberufen, deutlich ausgebaut. Mit der nun durch die Bundespolitik angestrebten kurzfristigen Einführung eines Personalbemessungsinstrumentes wird für die Pflegenden künftig besser sichtbar, dass eine positive Personalentwicklung in Gang kommt und sich die Arbeitsbelastung des Einzelnen dadurch reduziert. Insgesamt müssen Politik, Krankenkassen und auch Krankenhäuser alles dafür tun, den Pflegeberuf attraktiver zu machen, mit besseren Arbeitsbedingungen und natürlich guten Gehältern, die auskömmlich refinanziert werden“, erklärte Wermter.

Auch Themen wie Anerkennung und Respekt im Kampf um bessere Arbeitsbedingungen und Löhne waren wieder ein großes Thema der diesjährigen Veranstaltung. „Wir brauchen und müssen Perspektiven für alle Pflegerinnen und Pfleger schaffen, die Tag für Tag diesen Beruf ausüben und ihren Dienst an der Gesellschaft leisten. Ein guter Lohn schafft einen Anreiz. Wir haben einen Fachkräfteengpass und es geht auch darum, die Arbeitsverdichtung der Pflegenden durch mehr Personal zu verteilen. Alle müssen nun Verantwortung für diese Branche übernehmen“, forderte Arbeits- und Sozialminister Alexander Schweitzer.

„Die Gewerkschaft ver.di begrüßt und unterstützt die „Fachkräfte- und Qualifizierungsinitiative 2.1“ inhaltlich in all ihren sechs Handlungsfeldern. Für das Gelingen einer solchen Initiative – sei es bezüglich der Aus- und Weiterbildung, der Rahmenbedingungen der Pflegeberufe, die Familienfreundlichkeit oder auch bezüglich der Beschäftigungsbedingungen – ist ein tiefgreifender, struktureller gesundheitspolitischer Wandel auf Bundes- und Landesebene obligat. Die Inhalte des neuen Koalitionsvertrags, allem voran die geplante Einführung des Personalbemessungsinstruments PPR 2.0, ist also ein sehr begrüßenswerter Anfang, mit dem aber weitere Maßnahmen einhergehen müssen, so zum Beispiel auch mit einer deutlichen finanziellen Aufwertung der Pflegeberufe. Denn Attraktivität, Familienfreundlichkeit und Work-Life-Balance eines Berufes beginnen damit, dass Löhne und Arbeitsbedingungen den Beschäftigten und ihren Familien gute und gesicherte Lebensverhältnisse ermöglichen“, sagte Frank Hutmacher von der ver.di, als zuständiger Landesfachbereichsleiter für das Gesundheitswesen.

Die Landespflegekammer Rheinland-Pfalz ist ein starker Partner der Fachkräfte- und Qualifizierungsinitiative des Landes und beteiligt sich seit Jahren aktiv an der Umsetzung der Vereinbarung. Dr. Markus Mai, Präsident der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz, stellte heraus: „Die Pandemie legt seit rund zwei Jahren die enormen Herausforderungen im Berufsalltag der Pflegenden schonungslos offen. Die in vielen Krankenhäusern, Pflegeheimen und weiteren Einrichtungen ohnehin angespannte Personalsituation hat sich seit März 2020 vielerorts dramatisch verschärft. Der Fachkräftegipfel Pflege bringt die Verantwortlichen und Betroffenen an einen Tisch und gibt uns die Chance, gemeinsam konkrete und zeitnahe Lösungen im Sinne einer guten Pflegeversorgung und der Pflegefachpersonen zu formulieren. Ich begrüße es sehr, dass die handelnden Akteure die gut begonnene „Fachkräfte- und Qualifizierungsinitiative Pflege 2.1“ bereits in 2021 zu einem fortlaufenden Miteinander der Akteure ausbauen. Das neu hinzugekommene eigenständige Handlungsfeld Digitalisierung, würdigt in seiner Themenzusammenführung die besonderen Herausforderungen aber auch Chancen der Digitalisierung in der Pflege und muss neben der Gegenwartsperspektive auch eine deutliche Fokussierung auf strategische Digitalisierungs- und Technisierungsaspekte legen.“

 

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