Steigende Corona-Zahlen: Spitzenreiter in Nieder- und Oberbayern

In Bayern ist die Sorge groß. Wie wird es mit den Corona-Zahlen weiter gehen? Noch ist keine Entspannung in Sicht. Die Zahl der Neuinfizierten steigt und die Intensivbetten sind knapp.

München (dpa/lby) – Die Zahl der Corona-Infizierten in Bayern steigt und steigt. Am Sonntag meldete das Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin für den Freistaat eine Sieben-Tage-Inzidenz von 639,4 (Stand: 3.12 Uhr). Am Vortag waren es 635,6. An der Spitze – und das auch bundesweit – lag der niederbayerische Landkreis Freyung-Grafenau: Hier hatten sich dem RKI zufolge binnen einer Woche 1651,5 Menschen pro 100 000 Einwohner neu infiziert. Neun Landkreise in Nieder- und Oberbayern liegen über der 1000er Marke und gelten als Hotspots.

Der Landrat von Freyung-Grafenau, Sebastian Gruber (CSU), nannte die Lage katastrophal. «Unsere Kliniken und die Intensivkapazitäten sind nahe am Kollaps, es gibt schon einzelne Verlegungen in andere Regierungsbezirke», sagte er dem Bayerischen Rundfunk (BR).

Tatsächlich waren nach Zahlen des Divi-Intensivregisters vom Sonntag (Stand: 13.15 Uhr) alle 18 Intensivbetten des Landkreises belegt, zwölf davon mit Corona-Patienten, von denen neun invasiv beatmet werden mussten. Auch in Landkreisen wie Berchtesgadener Land, Nürnberger Land, Regensburg, Haßberge oder Main-Spessart war nichts mehr frei. In ganz Bayern waren dem Register zufolge lediglich noch zehn Prozent aller Intensivbetten frei.

Auch im Landkreis Rottal-Inn, der kürzlich die bundesweit höchsten Infektionszahlen melden musste, sind die Werte noch weit oben. Das RKI gab die die Sieben-Tage-Inzidenz mit 1592 an. Über der Marke von 1000 lagen auch die Landkreise Passau (1317,1), Traunstein (1159,5), Berchtesgadener Land (1152,1), Mühldorf am Inn (1122,1), Landshut (1091,9), Deggendorf (1075,5) sowie Dingolfing-Landau (1039,7).

Die Hospitalisierungsinzidenz lag nach Angaben des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in Bayern zuletzt bei 9,5 (Stand: 20. November, 8.00 Uhr). Pro 100 000 Einwohner gab es also statistisch innerhalb von sieben Tagen 9,5 Patienten, die wegen Corona in ein Krankenhaus aufgenommen wurden. Ungeimpfte waren demnach deutlich häufiger darunter als Geimpfte.

Ab Mittwoch treten in Bayern strenge Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus in Kraft. Clubs, Diskotheken und Bars müssen für drei Wochen schließen, Weihnachtsmärkte fallen aus. Nahezu flächendeckend gilt dann die 2G-Regel. Für Ungeimpfte gibt es Kontaktbeschränkungen. In Hotspots mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 1000 soll das öffentliche Leben weitgehend heruntergefahren werden.

Angesichts der Lage forderte Freie Wähler-Fraktionschef Florian Streibl eine breite Debatte über eine allgemeine Impflicht. Sich impfen zu lassen, sei der beste Weg, um Kliniken, Ärzte, Pfleger und immungeschwächte Menschen zu entlasten. «Doch reichen Appelle in Deutschland offenbar nicht.» Auch wenn es eine verfassungsrechtliche Gratwanderung sei, so spreche doch vieles für diese Impflicht.

Für Verärgerung sorgte am Wochenende die geplante Mengenbegrenzung bei der Bestellung des Biontech-Impfstoffs durch Praxen. So forderte die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) den geschäftsführenden Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) auf, diese künstliche Verknappung rückgängig zu machen. Andernfalls gefährde er den Fortschritt der Impfkampagne massiv. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) nannte die Pläne inakzeptabel. Er will das Thema als Vorsitzender der Gesundheitsministerkonferenz der Länder auf die Tagesordnung der für Montag geplanten Beratungen setzen.

 

 

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