6. Kueser Gespräche: Europa als Werteordnung?

Kloster Machern. Friedenssicherung durch Einheit: Die 6. Kueser Gespräche am vergangenen Freitag im Kloster Machern befassten sich vor dem Hintergrund des Erbes des Nikolaus von Kues mit Europa als Werteordnung. Hauptredner war in diesem Jahr Prof. Dr. Bernhard Vogel, Ministerpräsident a.D. Die anschließende Podiumsrunde war hochgradig besetzt mit Dr. Ursula Weidenfeld, Ghislain d’Hoop, Botschafter des Königreichs Belgien, Prof. Dr. Andreas Rödder und Moderator Dr. Martin Thomé. Veranstalter der Reihe „Kueser Gespräche ist die Stadt Bernkastel-Kues, die gleichnamige Verbandsgemeinde, die Kueser Akademie für Europäische Geistesgeschichte und die Konrad Adenauer Stiftung in Mainz.

Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Ulf Hangert übernahm Alexander Licht, Mitglied des Landtages und Vorsitzender der Kueser Akademie für europäische Geistesgeschichte das Wort und erinnerte daran, dass man vor genau 10 Jahren mit den „Kueser Gesprächen“ gestartet sei. Prof. Dr. Vogel war damals zur Frage „Quo vadis, Europa?“ ein Teilnehmer in der Podiumsdiskussion. Bei den 6. Kueser Gesprächen ist Vogel der Hauptredner.
Bei den 5. Kueser Gesprächen vor zwei Jahren sagte der ehemalige Bundestagspräsident Norbert Lammert an dieser Stelle in einer durchaus kritischen Zeitanalyse, dass „der Entwicklungsprozess der europäischen Integration“ – und er meinte die der Mitgliedstaaten – „durch drei große Asymmetrien gekennzeichnet sei: Die erste dieser Asymmetrien ist der Vorrang der Ökonomie vor der Politik, die zweite ist der Vorrang der Erweiterung der Gemeinschaft vor der Vertiefung, und die dritte Asymmetrie sei die Dominanz der Exekutive gegenüber der Legislative.“ Lammert Schlusssatz vor zwei Jahren: „Bessere Möglichkeiten, unsere Zukunft eigenverantwortlich, frei, gemeinsam zu gestalten als jetzt, gab es auf diesem Kontinent nie. Wenn uns das nicht gelingt, haben wir keine Ausrede“.

Prof. Dr. Bernhard Vogel verglich die Frage „Europa als Werteordnung?“ mit dem Erbe des Nikolaus von Kues“. Das 15. Jahrhundert, in dem Nikolaus von Kues lebte, stand im Zeichen eines politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Aufbruchs in eine neue Zeit. Die Neuordnung Europas, der Fall von Konstantinopel, die aufkommende Naturwissenschaft, der Buchdruck u.a. erforderten eine Neuformulierung tragender Werte und Ordnungen. Das 21. Jahrhundert steht vor einem ähnlichen Umschwung mit der Frage, wie ein Europa der Zukunft gestaltet sein soll und auf welchem Fundament es errichtet werden kann. Bei der anschließenden Podiumsdiskussion wurde die Frage weiter vertieft.
Der Landesbeauftrage der Konrad Adenauer Stiftung in Mainz Karl-Heinz B. van Lier zeigte sich zuversichtlich und zufrieden über die von kulturellem Aufbruch zeugenden Impulse dieser Veranstaltung. „Falls Europa überleben will, brauchen wir noch viel mehr solcher Diskussionsrunden“ zog Stadtbürgermeister Wolfgang Port sein Resümee von den 6. Kueser Gesprächen.

Für den musikalischen Rahmen haben drei junge Damen des A capella Ensembles Bellouve aus Münster gesorgt. Mit ihren besinnlichen Liedern von „Denk ich an Deutschland in der Nacht“ bis zu Bob Dylans „Blowin in the Wind“ haben sie der Veranstaltung die besondere Note gegeben und reichlich Applaus dafür erhalten.

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