Interview – Keine Windräder in Naturparks!

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Dietmar Weides

Gerolstein. Der Verbandsgemeinderat Gerolstein hat sich in seiner Sitzung am 20. August 2013 mit dem Thema Fortschreibung des Flächennutzungsplanes/Windenergie befasst. Details sind für Interessierte nachzulesen im Bürgerinformationssystem (www.gerolstein.de), dort unter  Sitzungsniederschrift der öffentlichen Sitzung des Verbandsgemeinderates am 20.08.2013. Die Eifel-Zeitung hat sich erneut mit  einem Hotelbesitzer aus Neroth über das Thema unterhalten. EAZ: Der Beschluss der VG Gerolstein, Windkrafträder auch im Bereich westlich von Neroth aufstellen zu lassen, kam ja jetzt doch schneller als von Ihnen prognostiziert.

Weides: Ja, das ist richtig. Zum Zeitpunkt des letzten Gesprächs war ich über diese Tatsache noch nicht informiert, was aber im Grunde genommen positiv ist, da man jetzt, einige Wochen vor den Bundestagswahlen, weiß, wer dafür und wer dagegen gestimmt hat.

EAZ: Können Sie uns hier Ross und Reiter nennen?

Weides: Das möchte ich vorerst noch nicht, da das sonst wieder als politisch motivierte Hetzkampagne ausgelegt werden könnte. Aber jeder politisch interessierte Mitbürger weiß, um welche Personen und welche Parteien es sich handelt.

EAZ: Vermischen Sie hier nicht Kommunal- mit Bundespolitik, Herr Weides?

Weides: Gewissermaßen schon, aber das kann man nicht trennen, weil es sich hier um energiepolitische Dinge handelt, die uns von den etablierten Parteien in Berlin und Mainz aufgezwungen wurden. Jetzt hat wirklich jeder Bürger – gerade wegen der bevorstehenden Wahlen – die große Chance, sich bei denen zu „bedanken“, die für die Installation von Windkraftanlagen im Naturpark rund um Neroth gestimmt haben. Das muss einfach Konsequenzen für diejenigen nach sich ziehen, die uns das eingebrockt haben und das ist allen voran die Mainzer Landesregierung! Zum Glück gibt es ja noch alternative Parteien.

EAZ: Was empört Sie denn in dieser Angelegenheit am meisten?

Weides: Zum einen finde ich es absolut unmöglich und überheblich, wenn die Nerother Bürger und auch die mehrheitlich vorhandene Ablehnung des Nerother Gemeinderates einfach ignoriert wird. Das zeigt doch, welchen Stellenwert wir bei der VG Gerolstein haben. Hier wird mit den Dorfbewohnern umgegangen nach Gutsherrenart, wie zu Kaiser Wilhelms Zeiten. Das ist absolut nicht korrekt! Man hat uns hier vor vollendete Tatsachen gestellt und die Bürger entmündigt. Der Staat ist pleite und statt die unglaubliche Verschwendung von Steuergeldern einzudämmen (siehe Berlin usw.), wird wahrscheinlich als nächstes die Zwangs- und Vermögensabgabe für alle Haus- und Grundstückseigentümer kommen. So langsam müssen wir uns wohl von der Demokratie verabschieden!!

Bei der Windkraftentscheidung hat man außerdem einen absoluten Tabubruch begangen, d.h. Windkraftanlagen in Tabuzonen zu errichten wie Natur- und Geoparks. Das sind Landschaftsschutzgebiete, die von diesen Anlagen frei gehalten werden müssen. Aber das scheint unsere Volks- oder besser gesagt unsere Konzernvertreter nicht sehr zu interessieren.

EAZ: Was würden Sie denn unter den gegebenen Umständen jetzt empfehlen?

Weides: Ich würde jetzt meine Laufenten in Neroth als „Schwarzstörche“ verkleiden, Mopsfledermäuse züchten und die dann in dem Gebiet aussetzen, auf dem die WKA’s gebaut werden sollen. Damit wäre eine Genehmigung erstmal vertagt! Nein, Spaß beiseite: Wir sollten uns jetzt auf keinen Fall in unser Schicksal ergeben, nach dem Motto: „Die da oben machen sowieso, was sie wollen!“, denn es gibt noch zahlreiche Möglichkeiten dagegen zu halten. Es ist einfach nicht hinnehmbar, dass man gut funktionierende Gemeinden wie Neroth einfach abschreibt und derart einschneidende Entscheidungen trifft, ohne die Bürger, die es betrifft, zu befragen.

Bezeichnenderweise werden solche Anlagen immer am Zaun des Nachbarn, aber nie im eigenen Garten gebaut! Einer der Gründe dafür, dass man diese jetzt sogar in Kernzonen von Naturparks einbauen will, ist die Beeinträchtigung des Wetterradars in Neuheilenbach. Wenn diese Windanlagen sogar ein Wetterradar negativ beeinflussen, wie stark wirken sich dann erst von Windrädern verursachte Störungen auf Natur, Tier und vor allen Dingen den Menschen aus?! Aber Radarstationen genießen offensichtlich höhere Priorität als Mensch und Natur!!

Ich würde mir wünschen, dass sich auch unser Gemeinderat jetzt zur Wehr setzt und die Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen der VG Gerolstein überdenkt! Man kann jetzt nicht einfach so zur Tagesordnung übergehen und weitermachen wie bisher.

Das heißt auch im Extremfall: Sollten diese Betontürme tatsächlich gebaut werden, sollte man vielleicht sogar prüfen, inwieweit eine Abspaltung von der VG Gerolstein möglich ist!?

EAZ: Ist das nicht doch etwas zu hoch gegriffen?

Weides: Nein, das sehe ich nicht so. Wir befinden uns hier – zumindest noch – in einer Demokratie und die Bürger sollten schon das Recht haben, bei derartigen Dingen, direkt Einfluss zu nehmen und die Parteien, Personen oder Instanzen abzuwählen, die nicht in ihrem Interesse handeln.
Das Argument, dass solche Entscheidungen „gesetzlich vorgegeben“ sind, kann ich ebenfalls nicht akzeptieren. Hier wird die Schuld jetzt sowieso hin- und hergeschoben, nach Trier, nach Koblenz, nach Mainz und irgendwann landet man dann wieder in Berlin. Der Ausredenkatalog liegt schon bereit, mit dem man uns „betäuben“ will.

EAZ: Windkrafträder stehen aber auch bereits in anderen Gemeinden und es sollen noch mehr dazu kommen. So ist es zumindest von den Politikern gewollt und dass hier Gelder fließen, ist ja nun auch nicht von der Hand zu weisen.

Weides: Natürlich fließen Gelder an die Verbandsgemeinden, aber hier lassen wir uns auch in die Taschen lügen, denn diese sogenannten erneuerbaren Energien funktionieren nur über staatliche Subventionen und hierfür bezahlen wir bzw. die Stromverbraucher extrem hohe Preise! Je mehr erneuerbare Energie – desto höher die Strompreise! Hieran verdienen natürlich nicht nur die Energiekonzerne, sondern vor allen Dingen auch der Staat, genau wie bei den Spritpreisen. Je höher Strom- und Spritpreise – desto mehr kassiert der Staat über die Steuern mit!
Was glauben Sie denn, warum unsere Regierung Strom und Spritpreise nicht regulieren will?? Sogar die Regierung gibt zu, dass die aktuelle Ökostromumlage demnächst um weitere 20 % steigen wird. Ich bin der Meinung, dass die Windräder lediglich Vorteile und Gewinne bringen für die Projektanten, die Lobbyisten, den Bund und die Grundstücksbesitzer, auf Kosten der Allgemeinheit und sind somit unsozial.

EAZ: Sie halten also gar nichts von dieser Technologie?

Weides: Bei diesen Betonpfeilern mit Propellern handelt es sich doch im Grunde genommen nur um Windmühlen mit moderner Getriebemechanik. Also so gesehen, um eine Technologie aus dem Mittelalter. Dazu kommt, dass der Strom nicht speicherfähig ist und sich die Räder nur drehen, wenn starker Wind vorhanden ist und das ist in der Eifel bei weitem nicht immer der Fall. Kein Wind – kein Strom! So einfach ist das.

EAZ: Aber welche Vorschläge würden Sie denn zur Sicherung
unserer Stromversorgung machen?

Weides: Windenergie ist eben NICHT alternativlos! Genauso wenig wie man uns permanent einredet, dass der Euro alternativlos sei. Das ist Volksverdummung. Es gibt z.B. schon jetzt kleinere Blockheizkraftwerke für Privathaushalte und vor allen Dingen sollte man verstärkt in die Weiterentwicklung der Brennstoffzellen investieren. Um nur zwei Möglichkeiten zu nennen. Aber daran können offensichtlich weder die Energiekonzerne noch die Regierung mitverdienen.

Das wir irgendwann zu wenig Strom haben, weil die AKW’s abgeschaltet werden, ist ein Märchen. Wir verkaufen und verschenken ja jetzt sogar schon teilweise den Stromüberschuss ans Ausland, obwohl die vorhandenen Windkrafträder die meiste Zeit stillstehen.

EAZ: Was ist ihr Fazit aus diesem Thema? Möchten Sie zum Abschluss noch etwas ergänzen?

Weides: Ich will hier keine langatmigen Diskussionen über das Für und Wider der WKA’s einleiten, darüber gibt es ja schon tausende von Abhandlungen. Ich befürchte aber große Nachteile für die gesamte Region, insbesondere im Hinblick auf Landschaft, Natur und Touristik. Und es bringt auch nichts, wenn jetzt vielleicht der eine oder andere denkt: „Zum Glück bei denen und nicht bei uns!“, denn die negativen Folgen werden ALLE Eifeler zu spüren bekommen, auch die Ortschaften, die räumlich weit von diesen Anlagen entfernt sind, durch den Rückgang des Tourismus, aber auch durch den zu erwartenden Werteverlust von Häusern und Grundstücken. Hier müssten sich die Eifeler solidarisieren. Der Hunsrück ist das beste Beispiel für derartige Negativentwicklungen. Die haben viele Windkrafträder, aber noch mehr leer stehende Häuser. Es gibt aber auch noch Verbandsgemeinden mit Weitsicht, wie z.B. die VG Verwaltung Ulmen, die derartige Windanlagen nicht zulassen wollen…
Der Erfolg aller ins Leben gerufenen Projekte, die der Region wirklich was bringen könnten, wie der Wanderweg Eifelsteig, Gesundland Eifel, Natur- und Geopark, Radwanderwege usw. steht ab jetzt auf der Kippe und jeder sollte für sich selbst entscheiden, ob es sich für die Zukunft noch lohnt,
in diese Projekte weiter zu investieren?

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