Jean-Claude Junker mit dem Georg-Meistermann-Preis ausgezeichnet

v.l.n.r. Bürgermeister und Stiftungsvorstand Joachim Rodenkirch, Präsident der Europäischen Kommission Jean-Claude Junker, Bundestagspräsident a.D. Prof. Dr. Norbert Lammert und Kuratoriumsvorsitzender Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hermann Simon Foto: Margret Reugels

Wittlich. Der diesjährige Preisträger des Georg-Meistermann-Preises ist der Präsident der EU-Kommission, der Luxemburger Jean-Claude Juncker. Die Gremien der Stiftung Stadt Wittlich haben Jean-Claude Juncker als Träger des Georg-Meistermann-Preises 2018 ausgewählt. Am vergangenen Montagabend wurde Jean-Claude Junker im voll besetzten Eventum Wittlich der Georg-Meistermann-Preis verliehen. Junker hat in seiner Rede vor nationalen Alleingängen in Sachen Asylrecht gewarnt. Juncker: „Wir müssen ein europaweit geltendes Asylrecht haben. In einer Welt, die aus den Fugen gerate, müsse Europa ein Sicherheits- und Stabilitätsanker sein. Die Flüchtlingsfrage kann nur auf europäischer Ebene beantwortet werden“.

Bundestagspräsident a.D. Dr. Norbert Lammert hielt die Laudatio. Er wies auf die führende Bedeutung von Georg Meistermann (1911–1990) in der internationalen Kunstgeschichte der Glasmalerei hin. Für die Zeit nach 1945 hat Meistermann wie kein anderer die Entwicklungen und Leistungen der Glaskunst geprägt. In den USA spricht man vom „german-Meistermann-style“. In rund 250 Kirchen sind seine Kunstwerke zu bewundern. Jedoch nicht nur in der gläsernen Kunst, sondern ebenso in der Malerei, Zeichnung und Druckgraphik hat sich Meistermann einen großen Namen gemacht. Ihm und seinem Schaffen ist es mit zu verdanken, dass Deutschland nach dem 2. Weltkrieg wieder Anschluss an die internationale Kunstentwicklung gefunden hat.

Lammert: „Mit dem Preis wird die internationale Rolle und die Leistungen eines europäischen Vordenkers gewürdigt“. Junker gilt als Motor und entscheidender Akteur der vergangenen zwei Jahrzehnte in Sachen Europa, als Vermittler, Mediator und Brückenbauer zwischen Politik und Bevölkerung ebenso wie zwischen den so unterschiedlichen Mitgliedern der Gemeinschaft. Junker’s Leidenschaft ist legendär. Er ist ein Vordenker des europäischen Integrationsprozesses. In Andenken Georg Meistermann, der während der nationalsozialistischen Herrschaft unerschütterlich für Demokratie und Meinungsfreiheit eingetreten ist, wird EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker für seine Leistung für das europäische Integrationsprojekt mit dem Georg-Meistermann-Preis der Stiftung Stadt Wittlich geehrt.

Juncker: „Die Welt braucht mehr Zärtlichkeit, nicht mehr Einsamkeit“

Jean-Claude Juncker, Präsident der EU-Kommission

In seiner Dankesrede vor knapp 1.000 Gästen erinnerte Juncker an das Verdienst der Kriegsgeneration für das europäische Einigungswerk und ging auf die aktuelle Weltlage ein. „Gerade in einer Welt, die aus den Fugen gerät, kommt es sehr darauf an, dass Europa ein Stabilitäts- und Sicherheitsanker ist“, sagte Juncker. „Ein Tag Krieg in Europa kostet viel mehr als zwanzig Jahre Europäische Union. Das sollte man sich überlegen, wenn man über den europäischen Haushalt debattiert. Frieden ist billiger als Krieg“, sagte Juncker. „Deshalb müssten wir auch auf internationaler Ebene, G7 und alles Mögliche, unter Beweis stellen, dass wir auch – ich sage nicht gerne unsere Werte exportieren – aber dass wir auch zu unseren Werten stehen, wenn wir mit anderen reden. G7 ist ein gutes Beispiel dafür.“

Im gleichen Sinne warnte Präsident Juncker vor nationalen Alleingängen und forderte Kompromissbereitschaft in der Europäischen Union: „Simple Lösungen werden allenthalben herumgereicht, aber exklusive nationale Wege führen zu Betriebsblindheit und zu gefährlicher Abschottung. Wer nur national denkt, sieht die anderen nicht mehr. Und nach einer gewissen Zeit sieht er sich auch nicht mehr richtig. Auf Dauer macht der Tunnelblick einsam. Uns selbst und die anderen. Die Welt braucht mehr Zärtlichkeit, nicht mehr Einsamkeit.“

Für Bürgermeister Joachim Rodenkirch war es eine Ehre, Jean-Claude Junker mit dem Georg Meistermann auszeichnen zu dürfen. Rodenkirch: „In einer Zeit, in der sich Europa in einer tiefen und schwerwiegenden Krise befindet, brauche man Persönlichkeiten, die Vertrauen genießen. Juncker sei eine solche Persönlichkeit“.

Erstmalig im Jahr 2006 nahm Christina Rau den Georg-Meistermann-Preis der Stiftung Stadt Wittlich stellvertretend für ihren verstorbenen Mann Bundespräsident a.D. Dr. h.c. Johannes Rau entgegen. Im Jahr 2008 wurde der Preis an Dr. h.c. Charlotte Knobloch, seinerzeit Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland, verliehen. Karl Kardinal Lehmann, Bischof von Mainz, war im Jahr 2010 der dritte Träger des Georg-Meistermann-Preises. Zuletzt wurde Bundesaußenminister a.D. Hans-Dietrich Genscher der Preis im Februar 2013 im EVENTUM Wittlich überreicht. Im Februar 2016 folgte die Schriftstellerin und Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller als Preisträgerin.


Hintergrund
Der Georg-Meistermann-Preis der Stiftung Stadt Wittlich wird seit dem Jahr 2006 verliehen und ist mit 10.000 Euro dotiert. Das Preisgeld ist wiederum für Projekte im Sinne des Stiftungszweckes zu verwenden. Mit dem Georg-Meistermann Preis ehrt die Stiftung Wittlich das Andenken an den großen Künstler und Kulturpolitiker Georg Meistermann und sein unerschütterliches kritisches und konstruktives Eintreten für Demokratie und Meinungsfreiheit.

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