NEIN, Geburtshilfe in Daun wird geschlossen!

Gesundheitsministerin irritiert und verärgert über Krankenhausträger   

Rheinland-Pfalz: Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler und Gesundheitsstaatssekretär Dr. Alexander Wilhelm – Foto: Eifel-Zeitung

Koblenz/Daun. Am 26.11.2018 haben die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler und Gesundheitsstaatssekretär Dr. Alexander Wilhelm die regionalen Medienvertreter zu einem Pressegespräch zur geburtshilflichen Versorgung der Region Vulkaneifel eingeladen. Hintergrund war die Ankündigung des Krankenhausträgers, die Geburtshilfe des Krankenhauses Maria Hilf in Daun zum Ende des Jahres zu schließen. 

Der Treffpunkt war auf den 28. November 2018, 12 Uhr terminiert. – nicht in Daun, sondern in Koblenz. Begründet wurde der Ort des Zusammentreffens damit, dass die Ministerin in Koblenz zu tun hatte und es für die Medienvertreter bequemer gewesen sei, von Daun nach Koblenz zu fahren, als nach Mainz.

Die Ministerin zeigte sich gleich eingangs des Gesprächs verärgert wegen der Kurzfristigkeit und die Härte des Trägers über die Verkündung des plötzlichen AUS der Geburtshilfe zum 31.12.2018. Hoffnung, dass es mit der Geburtshilfe in Daun weitergeht, konnte sie nicht machen. Für den Krankhausträger stehe die Schließung fest.

In der Vergangenheit hatten Träger und Land immer gemeinsam Entscheidungen getroffen, sagte die Ministerin. Im Falle der Schließung der Geburtshilfe in Daun sei das nicht so gewesen. Mitte Oktober 2018 hätte Krankhausdirektor Franz-Josef Jax das Ministerium über die Schließung erstmals informiert. Das sei ungewöhnlich kurzfristig gewesen – so die Ministerin  (Anm.d.Red. Die Hebammen und Mitarbeiter des Krankenhauses sowie die Presse wurden am 12.11.2018 (= ca. 1 Monat später) informiert.

Voraussetzung für ein gutes Miteinander sei eine transparente Kooperation des Trägers mit dem Land. Das betrifft insbesondere die Ziel und Vorhaben des Trägers und ganz wichtig den Faktor Zeit, sagte die Ministerin. Sie sagte weiter, dass der Krankenhausträger kein hohes Verantwortungsbewusstsein habe. Staatssekretär Dr. Wilhelm ergänz, dass es anlässlich seines Besuchs in Daun im August 2018 kein „Sterbenswörtchen“ über die Schließung der Geburtshilfe gegeben hätte.

Die Ministerin ergänzte, dass das  Ziel des Landes  immer gewesen sei, die flächendeckende Versorgung mit Geburtshilfen in RLP zu sichern. Das habe Staatssekretär Dr. Wilhelm auch anlässlich seines Besuchs im August 2018 in Daun deutlich gemacht. Dem Land sei daran gelegen, dass die Geburtshilfe in Daun bestehen bleibt. Seit 1996 hat das Land ca. 22 Millionen Euro in die Entwicklung des Dauner Krankenhauses investiert.

Seit Jahren hätten auch die Krankenkassen das Dauner Krankenhaus finanziell unterstützt, ergänzte die Ministerin.

Bereits Anfang 2016 gibt es den runden Tisch für Geburtshilfen in RLP. Auch Daun sei dort schon Thema gewesen. Das Umswitchen von Beleg- zur Hauptabteilung war wegen der geringen Geburtenraten leider nicht realisierbar.

Dass es im Vorfeld  keinerlei Anzeichen gab, die Geburtshilfe zu schließen und auch keine Übergangsfrist eingeräumt wird, um die  künftige Versorgung der werdenden Mütter organisieren zu können, hat die Ministerin besonders verärgert. „Dieser Vorgang ist höchst unüblich und sei ein einmaliger Fall in Rheinland-Pfalz. Übergangszeiten wären dringend notwendig gewesen“, betont die  Ministerin. Sie wies in diesem Zusammenhang auf die Variante „ZOAST („Zones Organisées d’Accès aux Soins Transfrontaliers“ hin. Das ist die Region mit grenzüberschreitendem Zugang zu Gesundheitsleistungen, wie sie Luxemburg und Ostbelgien mit den grenznahen Krankenhäusern in Prüm und Bitburg bereits praktiziert.

Am 27.11.2018 hatte die Gesundheitsministerin mit der Geschäftsführerin der Träger-Gesellschaft der Katharinenschwestern Astrid Duda telefoniert. Es gäbe einen Gesellschafterbeschluss, der sei nicht mehr umkehrbar. Der Träger ist  auch nicht bereit, eine Übergangszeit einzurichten. Am Morgen des 28.11.2018 sei auch die Oberin des Ordens der Katharinenschwestern wegen zu vieler Termine telefonisch für die Ministerin nicht zu erreichen gewesen. „Diese Umgang ärgert mich sehr. Wo bleibt die Nächstenliebe dieses katholischen Trägers. Das Verhalten ist schlichtweg unbarmherzig”. kritisierte die Ministerin.

Staatssekretär Dr. Wilhelm ergänzt, dass man am 20.11.2018  Landrat Thiel vorgeschlagen hätte, eine Steuerungsgruppe einzurichten. Bisher sei im Gesundheitsministerium keine Einladung ergangen.  Schließlich geht es darum, dass die umliegenden Geburtshilfen die zusätzlichen rund 430 Geburten vom Dauner Krankenhaus kapazitätsmäßig verkraften können und wie man die Patientenströme am besten steuern kann. Und um dem Träger seitens der Politik das plötzlich AUS der „Geburtshilfe“ zu versagen, fehlt leider die Rechtsgrundlage, erklärt die Ministerin.

Dem Land und allen Beteiligten bleibt nicht mehr allzu viel Zeit. Die Ministerin appelliert an alle beteiligten Akteure schnellstens eine gemeinsame Steuerungsgruppe einzurichten. Landrat Thiel soll diese Steuerungsgruppe so schnell wie möglich einberufen. Sie wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Landrat Thiel am Samstag, 24.11. und am Montag, 26.11. zu einem Treffen mit den den beteiligten Akteuren eingeladen haben soll. Hierzu sei das Ministerium nicht eingeladen gewesen, betonte die Ministerin.

Eigentlich hat sich in den letzten 12 Jahren an der Situation der Geburtshilfe in Daun nichts geändert. Geändert hat nur die Neubewertung des Risikos durch den Träger, resümiert Staatsekretär Dr. Wilhelm die Entscheidung. Die Suche nach Belegärzten für Daun war jahrelang gegen „Null“ gelaufen.

Das letzte Wort der Gesundheitsministerin: „Es gab keine Bereitschaft die Situation zu gestalten!“

 

 

 

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