Wird aus dem Calluna-Hotel in Gerolstein eine Asylunterkunft?

calluna_hotel_titel_40_15Gerolstein. Seit ca. drei Jahren ist das Calluna-Hotel (ehem. Hotel Rose) nicht mehr in Betrieb. Die Gesellschaft ist insolvent. Der Zahn der Zeit nagt sichtbar nicht nur am Gebäude – auch am Inventar. Fast auf den Tag genau vor 13 Jahren wurde das Haus für damals rund vier Millionen Euro saniert und als Vier-Sterne-Haus geführt. Fast 50 Beschäftigte hatten dort ihren Arbeitsplatz. Immer wieder kam das Haus in die Schlagzeilen. In der Branche hatte das Calluna-Hotel längst den Ruf weg als Durchlauferhitzer für gescheiterte Hoteldirektoren zu gelten.

Stadt verhindert Verkauf
Ein Kaufinteressent wollte bereits vor drei Jahren aus der Immobilie eine Seniorenresidenz für betreutes Wohnen machen. Doch  dieses Vorhaben will die Stadt Gerolstein als Genehmigungsbehörde seit langer Zeit, bis zum heutigen Tag verhindern. In der Stadt Gerolstein ist man der Meinung, aus dem leerstehenden Haus wieder ein rentables Hotel machen zu können. Ob diese Rechnung aufgeht, ist eher fraglich. In der Stadt Gerolstein gibt es Stand 2014 rund 1200 Betten in Hotels und Pensionen. In 2014 gab es insgesamt 100.081 Übernachtungen. Das entspricht einer schwachen Durchschnittsbelegung von gerademal 25,3 Prozent. Selbst mit gutem Willen und acht Prozent „4-Sterne-Zuschlag“ würden 33 Prozent Durchschnittsbelegung nicht ausreichen, dieses Haus kostendeckend zu betreiben. Von daher ist die Haltung der Stadt Gerolstein  unverständlich, dem Kaufinteressenten die Genehmigung zu erteilen.     

Versteigerungstermin
Nun kommt das Calluna-Hotel erneut in die Schlagzeilen. Am 26.11.2015 soll das Hotel am Amtsgericht Daun öffentlich versteigert werden. Was ist inzwischen passiert? Die ehemalige Gläubigerbank hat ihre Forderungen an die BAG Bank in Unna abgetreten. Das ist eine Spezial-Bank, die innerhalb der genossenschaftlichen FinanzGruppe der Volksbanken und Raiffeisenbanken ihren Banken problembehaftete Kreditengagements abkauft und im eigenen Namen abwickelt. Hierzu gehören neben dem klassischen Kreditgeschäft auch Immobilien, Beteiligungen und sonstige Aktiva einer Bankbilanz.

Asylunterkunft
Nach Informationen der Eifel-Zeitung soll nun diese BAG Bank das Calluna-Hotel dem Land Rheinland-Pfalz als Asylunterkunft angeboten haben. Warum ist das so? Einerseits verhindert die Stadt einem Investor den Kauf und die Nutzung als Seniorenresidenz, andererseits scheint die Stadt Gerolstein darauf zu spekulieren, bei der Zwangsversteigerung ein Schnäppchen zu machen, und die Immobilie für kleines Geld  selbst übernehmen zu können. Diesem möglichen Plan der Stadt scheint man nun seitens der BAG-Bank zuvor gekommen zu sein, indem man das leerstehende Hotel als Asylunterkunft dem Land angeboten haben soll. Das wäre aus Sicht der BAG-Bank immer noch besser, als bei der drohenden Zwangsversteigerung noch mehr Geld zu verlieren.   

Drei unterschiedliche Antworten
Die Eifel-Zeitung hat bei allen drei Beteiligten nachgefragt: bei der BAG-Bank, beim Investor und bei der Stadt Gerolstein. Die BAG-Bank bittet um Verständnis, mit Verweis auf das Bankgeheimnis, sich in dieser Sache nicht zu äußern. Der Investor und  gleichzeitige Miteigentümer dieser Immobilie ist nach eigener Aussage „notgedrungen“ mit dem Verwendungszweck als Asylunterkunft einverstanden. Der Stadtbürgermeister äußert sich dahingehend – alles Quatsch, an der Sache sei nichts dran.
Fakt ist, der Versteigerungstermin ist am 26.11.2015. Der Verkehrswert wird mit 2.144.120,- Euro angegeben. Laut Gutachten soll der Kaufpreis 1.680.000,- Euro betragen und 17 Hotelzimmer sind nicht Gegenstand dieser Versteigerung. Vermutlich ist dieses Sondereigentum  bereits im Besitz eines Investors.  Da es sich bei dem Kaufpreis lediglich um ein Angebot handelt, dürfte jedem klar sein, dass das Calluna-Hotel auch nicht zu dem gutachterlich ermittelten Preis den Besitzer wechseln wird. Ein Zuschlag dürfte weit unter dem Angebot liegen. Ein Limit für den Zuschlag ist nicht angegeben.

calluna_hotel_02_40_15Keine Gebäudeversicherung seit August 2015
Es kommt noch schlimmer. Seit 1. August 2015 ist das Calluna-Hotel nicht mehr versichert. Die Stadt Gerolstein weiß das. Die Gebäudeversicherung (BVAG Berliner Versicherung AG), bei der das Hotel versichert war, ist mit Beschluss des Amtsgericht Charlottenburg (AZ: 36bIN1698/15) seit 01. Juli 2015 insolvent. Insolvenzverwalter ist eine Kanzlei aus Berlin. Sämtliche Unterlagen liegen der Eifel-Zeitung vor. Insgesamt 12.000 Gläubiger – auch das insolvente Calluna-Hotel – sind von dieser Versicherungs-Insolvenz betroffen.
Dem Insolvenzverwalter des Calluna-Hotels sind natürlich die Hände gebunden. In dem Calluna-Insolvenzverfahren ist nämlich keine Masse vorhanden, so dass er keinen Versicherungsvertrag abschließen kann. Es ist also kein Geld mehr da! Anstelle das Haus zu versichern, hüllt man sich in Schweigen, weil man ganz offensichtlich mit Brandanschlägen rechnet. Es wäre nicht die erste Asylunterkunft, die vor Inbetriebnahme in Flammen steht. Vorsicht ist auf jeden Fall geboten. Von daher sollten sich alle Beteiligten endlich „am Riemen reißen“!       

„Wir brauchen in Gerolstein keine Seniorenresidenz!“
Ob das Calluna-Hotel nun tatsächlich einen neuen Verwendungszweck als Asylunterkunft erfährt, ist noch nicht entschieden. Wenn, dann wäre der Versteigerungstermin hinfällig. Es stehen jedenfalls 50 Zimmer mit  100 Betten zur Verfügung. Darüber hinaus vier Tagungsräume. Die gewerblich nutzbare Fläche beträgt fast 2.900 m2 und bis 26.11.2015 sind noch fast zwei Monate Zeit.

Wenn nun die Stadt darauf spekuliert, das Hotel zum Schnäppchenpreis ersteigern zu können, gäbe es kaum eine Alternative, als das Hotel tatsächlich als Asyl-unterkunft zu vermieten. Pro Tag werden rund 20 Euro je Flüchtling gezahlt. Das wären Mieteinnahmen pro Monat von rund 60.000 Euro.  Eine andere Nutzung wäre für die Stadt Gerolstein bei der finanziellen Lage kaum realisierbar. Übrigens: Immer mehr Hoteliers entdecken das Geschäft mit Flüchtlingen und funktionieren ihre Häuser zu Unterkünften um. Nur dann hat man garantierte Einnahmen, die der Staat bezahlt. Auf die Frage der Eifel-Zeitung: warum die Stadt dem Kaufinteressenten verweigert, aus dem Hotel eine betreute Seniorenresidenz machen zu wollen, heißt es aus dem Stadtrat: „Wir brauchen in der Stadt Gerolstein keine Seniorenresidenz.“ Das ist kein Witz!

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