Bistum schaltet Internetseite zu sexuellem Missbrauch von Heranwachsenden

Trier. Das Bistum Trier hat am 22. Juli einen neuen Internet-Auftritt eingerichtet, der den Nutzerinnen und Nutzern Informationen im Kampf gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen zur Verfügung stellen soll. Die Adresse lautet: www.praevention.bistum-trier.de

In einem Schreiben, das an alle Priester, Pastoral- und Gemeindereferenten sowie an weitere Verantwortliche in der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Familien versandt wurde und auch auf der Internet-Seite veröffentlicht ist, betont der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann, dass es bei Prävention nicht einfach um Vermeidungsstrategien gehe. Wichtig sei vielmehr „eine neue Kultur des aufeinander Achtens, damit Kinder und Jugendliche in den vielfältigen Lebensräumen, die unsere kirchlichen Angebote und Einrichtungen eröffnen, eine möglichst sichere Umgebung finden, in der sie wachsen können, ohne von sexualisierter Gewalt ausgenutzt zu werden.“

Die Erkenntnisse der letzten Wochen, so schreibt Bischof Ackermann weiter, wie viele Menschen Opfer sexualisierter Gewalt durch kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geworden seien, die Schilderungen der Betroffenen und die heftigen Auseinandersetzungen um die richtigen Verfahrensweisen hätten viele Katholikinnen und Katholiken auch im Bistum Trier erschüttert. Gut daran sei aber, dass es nun möglich werde, die Dinge zur Sprache zu bringen, die Opfer in den Mittelpunkt zu stellen und die Vorgänge aufzuarbeiten.

„Im Gespräch mit Betroffenen und in vielen erschütternden Briefen ist mir deutlich geworden, dass jetzt der nächste Schritt folgen muss, nämlich dass wir uns mit aller Kraft der Prävention widmen“, betont der Bischof von Trier. Hierbei soll der neue Internet-Auftritt ein Baustein sein. Unter der Überschrift „Die Kinder schützen“ finden sich Basis-Informationen zum Thema „sexueller Missbrauch“.

Broschüre in Arbeit

Es werden die verschiedenen kirchlichen sowie einige nichtkirchliche Anlaufstellen genannt, es gibt konkrete Hinweise, wie Vorbeugung in Elternhaus, Kindergarten und Schule aussehen kann. Zudem sind die Fachverantwortlichen aus den Bereichen Jugendpastoral, Kindertagesstätten und Schulen im Bistum Trier gerade dabei, auf den Internetseiten die Fach-Informationen für die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Fachkräfte ihrer Bereiche zur Verfügung zu stellen, die es bereits zum Thema „sexueller Missbrauch“ gibt oder die gerade neu entstehen.

Sobald im Herbst die Vollversammlung der deutschen Bischöfe die Grundlage für das künftige Handeln beschlossen haben wird, sollen die Texte überarbeitet und dann auch in einer Broschüre veröffentlicht werden. Diese wird  dann in Kirchen, Kindertagesstätten, Schulen und anderen Einrichtungen ausgelegt. 

Bischof Ackermann lädt in seinem Schreiben und online alle ein, die Informationen weiterzugeben. Der Bischof schreibt: „Wir müssen einen neuen Anfang schaffen. Die harte Kritik der letzten Wochen hat oft Bezug zu unserem hohen Selbstanspruch genommen. Und es ist richtig: in der Nachfolge Jesu Christi sind wir gefordert im achtsamen Umgang mit den uns anvertrauten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen der Botschaft des Evangeliums Gestalt zu geben.“

EAZ-Kommentar

Die jetzige Konfrontation der katholischen Kirche mit Missbrauchsfällen kommt spät, aber nun ist sie da. Dem Trierer Bischof DR. Stephan Ackermann muss sein offensives Vorgehen hoch angerechnet werden. Beweisen doch laufend veröffentlichte neuerliche Meldungen, dass Fälle von sexuellem Missbrauch Heranwachsender kein Katholiken-spezifisches Problem sind.

Auch unter Protestanten kam und kommt es immer wieder vor, auch bei Jugendfreizeiten im sportlichen Bereich, wie die aktuellen Vorgänge von Ameland beweisen. Es gilt hinzuschauen, aufmerksam zu bleiben oder zu werden, und im Zweifelsfall sofort und unmittelbar einzugreifen und dem Opfer zur Seite zu stehen, wo es möglich ist, bevor solche Taten geschehen. Keine Perversität kommt aus dem Nichts, jede hat ihre Geschichte. Und jede sendet ihre Zeichen voraus. Werden wir also alle ein Teil der von Ackermann zu Recht geforderten „neuen Kultur des aufeinander Achtens“. Auf dass es unseren Mädchen und Jungen in Zukunft besser geht.

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