Aus der Mitte des Europäischen Parlaments

Männer sind nicht besser, sie sind nur seit Generationen in den Gremien.

"Es war halt schon immer so! Warum sollte man das mit Gewalt (Quote) ändern?" "Frauen drängen nicht auf diese Positionen." Und letztendlich auch noch: "Es gibt keine Frauen."

Diese Argumente tauschen wir seit Jahrzehnten aus. Fest steht jedoch, gemischte Teams sind kreativer und erfolgreicher.

Leider ist es aber oft einfacher, auf festgefahrenen Pfaden weiter zu marschieren, als die Chance, aber auch den Aufwand für einen neuen Weg in Angriff zu nehmen. Ich habe Verständnis für Familienunternehmen, die sich via Quote nicht das Heft der Entscheidung aus der Hand nehmen lassen wollen. Darum geht es auch nicht. Aber große Konzerne – die Aufsichtsräte von börsennotierten Unternehmen -sind der Allgemeinheit der Gesellschaft verpflichtet. Das würde bedeuten 50 zu 50, Männer und Frauen.

Ich verstehe auch die jungen gut ausgebildeten und motivierten Frauen, die sich in vollem Selbstbewusstsein nicht auf eine Quote berufen wollen. Die Lebenswirklichkeit holt diese Frauen aber schon bei der Jobsuche ein, und sie setzt sich bei der Familiengründung fort, bis hin zur Versorgung der älteren Generation.

Solange eine Investition in einen Mann ein volles Berufsleben bringen kann, wobei Frauen Auszeiten für Familienleistungen angelastet werden, solange tut sich Gleichberechtigung schwer, solange brauchen wir die "positive Diskriminierung", also die Frauenförderung.

Ich unterstütze Kommissarin Viviane Reding mit ihrer Forderung nach einem Stufenplan, dass bis 2015 30 % und bis 2020 40 % der Aufsichtsräte der börsennotierten Unternehmen auf Europas Binnenmarkt weiblich sind. Wenn eine seit Jahren diskutierte Selbstverpflichtung nicht greift, müssen jetzt "Nägel mit Köpfen" gemacht werden.

E-Mail: christa.klass@europarl.europa.eu Internet: www.christa-klass.de

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