„Und dazu gib mir alle Kraft des Herzens…“

Franz von Sales, ein Schriftsteller und Mystiker, der das 17. Jahrhundert nach dem verheerenden dreißigjährigen Krieg vor allem in Frankreich mitprägte, meditierte damals im Gebet über das, was auch heute noch jeden älter werdenden Menschen – ob gesund oder krank, ob religiös oder nicht – im Innersten beschäftigt. Lesen Sie es in einer ruhigen Stunde:

Herr, Du weißt besser als ich, dass ich von Tag zu Tag älter werde und eines Tages alt sein werde.

Lehre mich, nachdenklich und hilfreich zu sein.

Lehre mich zu schweigen über meine Krankheiten und Beschwerden. Sie nehmen zu und auch die Lust, sie zu beschreiben, wächst von Jahr zu Jahr.

Ich wage nicht, die Gabe zu erflehen, mir die Krankheitsschilderungen anderer mit Freude anzuhören, aber lehre mich, sie geduldig zu ertragen.

Ich wage auch nicht, um ein besseres Gedächtnis zu bitten, sondern nur um etwas mehr Bescheidenheit, wenn mein Gedächtnis nicht mit dem der Anderen übereinstimmt.

Lehre mich die wunderbare Weisheit, dass ich mich irren kann und erhalte mich für Andere so liebenswert wie möglich.
Lehre mich, an anderen Menschen unerwartete Talente zu entdecken und sie auch zu erwähnen.

Mit Runzeln im Gesicht und grauen Haaren will ich nicht klagen, aber ich sage Dir, es ist mir bange vor dem Alter, es ist mir, als ob ich Abschied nehmen müsste.

Ich kann das Leben nicht festhalten und muss erleben, dass ich von Tag zu Tag an Kraft verliere. Ich war so stolz, es immer noch mit den Jungen aufnehmen zu können; aber nun fühle ich, dass ich mich lächerlich machen würde, wenn ich das wollte.

Gib meinem Herzen die Kraft, das Leben, wie Du es fügst, anzunehmen, nicht mürrisch, nicht wehmütig, sondern dankbar und bereit zu allem, wozu Du mich noch rufen willst.

Und dazu gib mir alle Kraft des Herzens …

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen