Wild- und Erlebnispark Daun – immer eine Reise wert

Daun. Falken und Steppenadler, Fleckenuhu und Bussard, dazu eine Falknerin, die gleichzeitig meisterhaft Dressur reitet und die einjährige Tochter mit zur Arbeit nimmt: Das ist eine der Neuigkeiten aus dem Dauner Wild- und Erlebnispark. Die treuen Gäste kommen jährlich, mindestens einmal zu Saisonbeginn und einmal in der herbstlichen Brunftzeit. Und sie kommen nicht nur aus der Region: Parkleiter Stefan Bost empfängt 60 Prozent seiner Besucher aus den Niederlanden, etwa 20 Prozent aus Belgien und Luxemburg, weniger aus Frankreich – und kürzlich filmte sogar ein belgisches Fernsehteam für „Bauer sucht Frau“ zwischen den Gehegen.

Auf insgesamt 220 Hektar Gelände tummeln sich viele heimische Tierarten, mit denen der moderne Mensch, obwohl sie direkt vor der Haustür leben, kaum noch auf Tuchfühlung geht. Manchmal sollte er sich auch in Acht nehmen, zum Beispiel vor den Bachen, wenn sie Frischlinge haben. Oder vor „Killer“, dem flugunfähigen Kolkraben, der eigentlich Ramires heißt und plappert wie ein Buch. „Der mag mich nicht und pickt, was ziemlich schmerzhaft sein kann“, erzählt Bost auf dem exklusiven Rundgang, den er den Eifel-Zeitungs-Mitarbeitern schenkt.

Informativ und amüsant, lehrreich und spaßig ist so eine Tour durch den Park. Und ein Vergnügen nicht nur für Kindergärten und Schulklassen, sondern durchaus auch für die Erwachsenen. Warum nicht mal einen Betriebsausflug in die Eifelwildnis? Hier geht es hautnah heran an die Tiere, selbst an die Wildschweine, die in einem abgetrennten Areal leben, durch das die Besucher mit dem Auto fahren. Aussteigen verboten! Manchmal, dieser Hinweis sei gestattet, kommen die Tiere sogar näher als manchem lieb ist. Zum Beispiel im Affengehege bei Ramon Wolff, der bereits seit neun Jahren als Pfleger hier arbeitet.

Berberaffen sind nämlich furchtbar neugierig. Wer so leichtsinnig ist und wider besseres Wissen Rucksäcke und große Taschen mit in die Schlucht nimmt, der muss sich nicht wundern, wenn die vorwitzigen Tierchen den Taschenklau versuchen. Schließlich könnte etwas zu fressen drin sein, wer weiß das schon? Denn ihr Fressen müssen sich die Berber auch im Park selbst suchen. „Sonst fehlt ihnen Beschäftigung. Langeweile kommt auf, und das ist das schlimmste, was passieren kann.“ So suchen sie jeden Tag mehrere Stunden nach Nahrung, ganz wie in der Freiheit, werden nicht fett und das Dasein bleibt spannend. Die Verhütung allerdings wird vom Menschen gelenkt: Implantate sorgen dafür, dass sie sich nicht zu sehr vermehren.

Da, ums Eck treffen wir Thüringische Waldesel. „Außer in der Brunftzeit recht ruhige Tiere“, weiß der Chef. Wieso Esel eigentlich so störrisch sind? „Sie laufen nicht weg, wenn sie Gefahr vermuten, sondern bleiben stur stehen und beobachten die Situation.“ Drei oder vier kleine Esel erwartet Daun in diesem Jahr. Die Tragzeit bei Eseln soll übrigens ein Jahr und einen Tag lang dauern, auch das lernen wir bei unserem Rundgang, für den sich jeder richtig Zeit nehmen sollte. Nur dann kann man genießen, wenn Uwe, der Hengst, einen bis auf die Aussichtsbrücke begleitet. Dumm ist er nicht, weiß er doch, dass es hier in aller Regel was zu fressen gibt.

Acht Kilometer lang ist die Strecke, die mit dem Auto befahren werden kann. Außer bei den Wildschweinen sollten die Gäste an allen gebotenen Aussichtspunkten anhalten. Da, schau, da stehen kuschelige Alpacas, und da wieder Mufflonschafe, die Ur-Schafe sozusagen. Trotzdem tragen sie Hörner, die eher denen von Ziegen ähneln. Und da, die Lamas, was wollen die denn von uns? „Die sind total harmlos“, lacht Bost, als er wahrscheinlich zum tausendsten Mal gefragt wird, was es mit dem Spucken auf sich hat. „Lamas spucken, wenn sie keine Fluchtdistanz mehr haben.“ Zum Beispiel, wenn ihre Käfige zu eng sind.

Das kann ihnen in Daun nicht passieren: Hier laufen sie frei herum und können sich jederzeit dafür entscheiden, einfach wegzugehen. Meistens jedoch tummeln sie sich auf den Parkplätzen und begrüßen die Besucher mal mehr, mal weniger aufdringlich. Wie Che, der allerdings nicht frei laufen darf. Che kam als Geschenk nach Daun, wurde mit der Hand aufgezogen und ist damit an den Menschen gewöhnt und nicht an seine Artgenossen. Aber Che „belästigt“ Stefan Bost nach allen Regeln der Kunst: Als junges Tier in der Fülle seiner Manneskraft bespringt er den Chef, als ob er eine Lamafrau wäre!

Und da, jetzt kommen wir zu den Wildschweinen. Niemand möchte ihnen wohl in freier Wildbahn begegnen, doch hier, im sicheren Auto, gibt es intime Einblicke in ihr Leben. Etwa 100 Frischlinge hat der Winter gebracht. Die werden allerdings nicht alle überleben. „Das nasskalte Wetter macht den Neugeborenen zu schaffen“, erzählt der Parkleiter. Viele werden wohl nicht über den Frühling kommen, aber: So ist das in der Natur. Bei den Emus brüten die Männchen, auch das gibt es in der Natur. 56 Tage lang hockt der Emu-Hahn auf den Eiern, bevor der Nachwuchs schlüpft. Die Küken schnappt sich die Parkleitung und zieht sie im Stall groß, sonst wäre die ganze Mühe umsonst gewesen. Denn der Fuchs würde sie sich sofort zum Frühstück nehmen. Und das will ja keiner.

Eine Attraktion besonders für Kinder ist der Minizoo, in dem Bost die jeweils kleinste Version einer Tierart zeigt. Rinder, Schweine, Hühner, Burenziegen aus Südafrika, die auf Deutschlands größter Ziegenkletterburg herumtollen, Emus aus Australien und viele mehr. Wieder lernen wir etwas Neues. „Organe von Schweinen sind denen von Menschen sehr ähnlich.“ Minischweine wurden zu Forschungszwecken gezüchtet und liefern beispielsweise Herzklappen-Implantate.  Diese hier aber nicht, die dürfen in frischer Eifel-Luft leben.

Plötzlich wildes Gegacker im Hühnerstall – was ist jetzt los? „Da hat gerade ein Huhn ein Ei gelegt, da freuen die sich riesig drüber.“ Vieles gibt es noch zu bewundern, was wir in dieser Ausführlichkeit nicht beschreiben können. Die Greifvögel, die Frau Bente-Schröder, die neue Falknerin, drei- bis viermal pro Tag füttert, und die außer freitags täglich vorgeführt werden. Was wurde eigentlich aus dem Bürojob, den die Steuerfachgehilfin für die Falknerei an den Nagel gehangen hat? „Nie wieder“, sagt sie, zu sehr lebe sie für diese wunderbare Arbeit mit den Vögeln – und dem Pferd. 

Wer Lust hat, kann nach dem Rundgang die Grillhütte nutzen. Denn noch etwas zeichnet den Dauner Wild- und Erlebnispark aus: Zwar freuen sich Stefan Bost und die Mitarbeiter über jeden, der etwas verzehrt oder kauft. Leben muss man schließlich auch, aber hier bleibt der Besucher frei vom Konsumzwang, der anderswo längst unerträglich ist. Wer will, bringt sich seinen Proviant selbst mit, setzt sich gemütlich auf Bänke, während die Kinder auf dem – übrigens auch sehenswerten – Spielplatz toben, oder grillt Würstchen und Maiskolben. Klasse, Herr Bost, und dieser Luxus für schlappe 5 Euro (Kinder und Jugendliche) und 7 Euro (für Erwachsene). 

Haben Sie immer noch Kondition? Dann gönnen Sie sich nach dem Parkbesuch auch noch die Sommerrodelbahn. Auf 800 Metern brausen Abenteuerlustige den Berg hinab – allein oder im Zweierbob! Eins ist gewiss. Wer seinen Tag auf diese Weise verbracht hat, der schläft am Abend wie ein Murmeltier – die Kleinen genauso wie die Großen!

Öffnungszeiten bis Mitte November:
Täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr
Infos: www.wildpark-daun.de

 

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