Energie-Pakt packt an

Fünftes Zukunftsforum der evm: Ministerpräsidentin lobt Kooperation von Kommunen und Energieversorger – Netzwerk sichert Erfolg der Energiewende

Fünftes evm-Zukunftsforum zum aktuellen Stand der Energiewende in Rheinland-Pfalz mit über 550 Gästen und hochkarätigem Podium: 1. Reihe (v. l.): Josef Rönz (Vorstandsvorsitzender der evm), Malu Dreyer (Ministerpräsidentin RLP), Uwe Hüser (Staatssekretär Wirtschafts- und Energieministerium des Landes RLP), Bernd Wieczorek (Mitglied des Vorstandes der evm), 2. Reihe (v. l.): Dr. Karlheinz Sonnenberg (Mitglied des Vorstandes der evm), Aloysius Söhngen (Vorsitzender des Gemeinde- und Städtebundes RLP), Martin Brandl (wirtschafts- und energiepolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion), 3. Reihe (v. l.): Prof. Timo Leukefeld (Unternehmer und Energiebotschafter der Bundesregierung), Christian Schröder (Unternehmenssprecher evm). Foto: Frank Homann
Fünftes evm-Zukunftsforum zum aktuellen Stand der Energiewende in Rheinland-Pfalz mit über 550 Gästen und hochkarätigem Podium: 1. Reihe (v. l.): Josef Rönz (Vorstandsvorsitzender der evm), Malu Dreyer (Ministerpräsidentin RLP), Uwe Hüser (Staatssekretär Wirtschafts- und Energieministerium des Landes RLP), Bernd Wieczorek (Mitglied des Vorstandes der evm), 2. Reihe (v. l.): Dr. Karlheinz Sonnenberg (Mitglied des Vorstandes der evm), Aloysius Söhngen (Vorsitzender des Gemeinde- und Städtebundes RLP), Martin Brandl (wirtschafts- und energiepolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion), 3. Reihe (v. l.): Prof. Timo Leukefeld (Unternehmer und Energiebotschafter der Bundesregierung), Christian Schröder (Unternehmenssprecher evm). Foto: Frank Homann

Koblenz. Kommunale Kooperationen und Netzwerke sind aus Sicht von Malu Dreyer immens wichtig, wenn es um das Gelingen der Energiewende geht. Das betonte die Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz am Dienstag (6. Oktober) in ihrem Impulsvortrag beim Zukunftsforum der Energieversorgung Mittelrhein AG (evm). Über 550 hochrangige Vertreter aus der Landes- und Kommunalpolitik waren eigens dafür nach Koblenz gereist: Seit fünf Jahren ist die Veranstaltung der evm – bei der Infrastrukturminister Roger Lewentz, von Anfang an die Schirmherrschaft innehat – eine zentrale Plattform für die Umsetzung der Energiewende in der Region. Von ihr gehen Impulse aus, werden Projekte initiiert, hier werden Erfahrungen ausgetauscht und auch immer wieder aktuelle Entwicklungen auf den Prüfstand gestellt.

Die Leitfrage des fünften Zukunftsforums lautete deswegen: „Energiewende in der Umsetzung: Fluch oder Segen? Wo stehen wir in der Region und in Rheinland-Pfalz?“ „Wir haben uns bewusst für diesen Titel entschieden“, sagte Josef Rönz, Vorstandsvorsitzender der evm in seiner Begrüßung. „Für die Energiewende ist es entscheidend, dass sie für möglichst viele Menschen, Firmen und Institutionen ökologisch und ökonomisch erfolgreich umgesetzt wird. Mit unserem Zukunftsforum möchten wir den Austausch zwischen Politik, Verwaltung und Unternehmen anstoßen, um Handlungsbedarf zu ermitteln. Wir freuen uns besonders, dass wir in diesem Jahr zum ersten Mal auch die Ideen der Preisträger von Jugend forscht und Schüler experimentieren einbeziehen konnten.“

Die Ministerpräsidentin begrüßte das Engagement der evm und der Kommunen für die Energiewende im nördlichen Rheinland-Pfalz ausdrücklich und freute sich über die große Akzeptanz der Bürgerinnen und Bürger. Rheinland-Pfalz habe zwar ambitionierte Ziele, immerhin soll bis 2030 der Stromverbrauch des Landes bilanziell vollständig aus erneuerbaren Energien gedeckt werden, aber gemeinsam sei die Energiewende zu schaffen. „Die Landesregierung hat wichtige Schritte unternommen, die uns unseren energie- und klimaschutzpolitischen Zielen näher bringen“, so die Ministerpräsidentin. Der Anteil der regenerativen Stromerzeugung sei von 19,5 Prozent (2005) auf 35 Prozent (2013) gestiegen, beim Windenergieausbau liege Rheinland-Pfalz bundesweit auf Platz sechs und in Bezug auf die Anzahl der Windenergieanlagen mit 1.497 sogar auf Platz eins der süddeutschen Länder.

Starke Argumente
Die Teilnehmer des hochkarätig besetzten Podiums ließen keinen Zweifel an der Bedeutung und Richtigkeit der Energiewende aufkommen. In der Ausgestaltung und über das Tempo wurde jedoch ebenso kontrovers wie lebhaft diskutiert. Die unterschiedlichen Positionen machten klar, wie komplex und vielschichtig die Energiewende und ihre Auswirkungen sind. Es wurden Hemmnisse der Energiewende aufgezeigt, aber auch Ansatzpunkte für deren Lösung erarbeitet. Während der grüne Staatssekretär aus dem Wirtschafts- und Energieministerium Uwe Hüser mit den Fortschritten der Energiewende im Land zufrieden ist, denn die dezentrale Gestaltung der Energiewende habe sich als Erfolgsmodell erwiesen, das den Kommunen Gestaltungsspielraum lasse und finanzielle Teilhabe ermögliche, vermisst Martin Brandl, wirtschafts- und energiepolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, ein ganzheitliches Konzept und „das große Bild“, wie er sich äußerte.

Seiner Meinung nach genüge nicht, nur die Seite der Stromerzeugung zu betrachten und diese bilanziell durch erneuerbare Energien zu decken. Der Wärmemarkt spiele für den Klimaschutz die entscheidende Rolle, weil dort sehr große Einsparpotenziale schlummern, erläuterte er. Aloysius Söhngen als Vorsitzender des Gemeinde- und Städtebunds Rheinland-Pfalz und Bürgermeister der Verbandsgemeinde Prüm forderte unter anderem mehr Handlungsspielraum für Kommunen beim Ausbau der erneuerbaren Energien. Ein massiver Umbau der Energieversorgung erfordert Investitionen. Umso wichtiger sei es, dass die Wertschöpfung aus den neuen Anlagen in der Region bleibe, meinte Aloysius Söhngen. Das stärke die Wirtschaftskraft, den Haushalt der Kommunen und die Lebensqualität in der Region. Timo Leukefeld, Professor und Unternehmer, der als Energiebotschafter der Bundesregierung tätig ist, versteht sich als Mittler zwischen Forschung und Entwicklung sowie dem ausführenden Handwerk. Er glaubt fest an eine echte gemeinschaftliche Neuausrichtung in Energiefragen. Bei seinen Konzepten baut er auf energetischen Fortschritt und den krisensicheren Rohstoff Sonne zur Eigenversorgung mit Wärme, Strom und Mobilität. Die sinnvolle Ergänzung der kostenlosen Sonnenleistung um weitere Energiequellen zieht er mit in Betracht. „Mit diesem Konzept ist ein intelligentes Verschwenden ohne Ausbeutung und Belastung der Umwelt möglich“, ist seine These.

Kompaktes Maßnahmenbündel
Als Gastgeber betonte der Vorstandsvorsitzende, Josef Rönz, dass die evm sich im Rahmen der bundes- und landespolitischen Zielsetzungen in der Verantwortung sieht, gemeinsam mit den Kommunen eine aktive und gestaltende Rolle bei der Umsetzung der Energiewende einzunehmen. Darunter versteht die evm bereits bekannte Angebote wie individuell zugeschnittene Energiekonzepte, Energiemanagementsysteme oder die Unterstützung bei erneuerbare Energien Projekten. Neu hinzugekommen sind Analysen und Umfragen. Dazu gehört der Energiewende-Index. Ziel ist es, aufzuzeigen, wie hoch die Akzeptanz für die Energiewende in den verschiedenen Kommunen ist.

Oder eine Wärmemarktstudie, in der die evm verbandsgemeindescharf auf der Basis einer Bestandsanalyse ermittelt, welches Potenzial zur Reduktion der Treibhausgase im Gebäudebestand bis zum Jahr 2050 besteht. Dabei werden die ortsspezifischen Variablen, wie der Gebäudebestand, die Infrastruktur oder die demographische Entwicklung, miteinbezogen. „Oftmals fehlt noch die richtige Datenbasis, um den wirkungsvollsten Hebel für die Umsetzung der Energiewende auszumachen“, erklärte Josef Rönz die Motivation zur Erstellung dieser Studien und ergänzte: „Als zu 100 Prozent kommunales Unternehmen ist es unser ureigenes Interesse, für die Lebensqualität in der Region Verantwortung zu übernehmen.“

Dass das keine leeren Worte sind, zeigen konkrete Projekte und Aktivitäten. Inzwischen erzeugt das Unternehmen in eigenen Anlagen 50 Millionen Kilowattstunden Ökostrom pro Jahr. Diese Menge deckt den Bedarf von rund 35.000 Menschen. Der Vorstandsvorsitzende der evm appellierte an die Politik, verlässliche und ganzheitlich gedachte Rahmenbedingungen zu schaffen, die Planungs- und Investitionssicherheit bieten. „Das ist eine wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende, denn nur so lässt sich die für ein hochentwickeltes Land wie Deutschland notwendige Versorgungssicherheit aufrecht erhalten“, meinte Josef Rönz abschließend und gab der Politik einen Wunsch mit auf den Weg: künftig Gesetzesnovellierungen einen intensiven Informationsaustausch mit Wirtschaft und Bürgern voranzustellen.

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