Geldsegen für die Kirche trotz Mitgliederschwund

Die christlichen Kirchen in Deutschland verlieren jedes Jahr etwa 500.000 Mitglieder, verbuchen aber gleichzeitig Rekordsteuereinnahmen. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Hält der Trend an, nehmen die Kirchen im Jahr 2023 mehr als 15 Milliarden Euro Steuern ein.

Rund 12,6 Milliarden Euro Steuern verbuchten die Kirchen im aktuellen Jahr – neuer Rekord. Dabei verlieren die Kirchen jedes Jahr Mitglieder: Im Jahr 2004 waren es noch rund 51,6 Millionen, im vergangenen Jahr dagegen nur noch 44,9 Millionen. Viele Kirchenmitglieder sind sehr alt, es rücken kaum jüngere nach, zudem treten jedes Jahr hunderttausende Mitglieder aktiv aus.

Dass die Kirchen trotzdem Rekordeinnahmen verzeichnen, liegt an der guten wirtschaftlichen Situation in Deutschland. Dadurch steigen die Einkommen. Da die Kirchensteuer auf die Einkommenssteuer fällig wird, müssen Kirchenmitglieder entsprechend mehr Kirchensteuer zahlen. In Baden-Württemberg und Bayern zahlen sie acht Prozent, im Rest des Landes neun Prozent auf die Einkommenssteuer. Im Schnitt muss ein Katholik in diesem Jahr 291 Euro abführen, ein Protestant 278 Euro.

Seit Jahren steigt der Durchschnittsbeitrag: Im kommenden Jahr müssen Kirchenmitglieder doppelt so viele Steuern zahlen wie 2004. Das liegt daran, dass es mehr Beschäftige als in früheren Jahren gibt und die Löhne gestiegen sind. Zudem verteilt sich die Kirchensteuer auf immer weniger Köpfe: Kirchenmitglieder werden im Schnitt immer älter, und viele von ihnen müssen oftmals kaum Kirchensteuer zahlen, weil ihr Einkommen im Ruhestand zu niedrig ist.

In den nächsten fünf Jahren dürfte der Trend weiter anhalten, zeigt die IW-Studie. Selbst wenn die Kirchen wie in den vergangenen Jahren weiterhin jedes Jahr 500.000 Mitglieder verlieren müssten, stiegen die Einnahmen weiter. Die katholische Kirche wird im Jahr 2023 ausgehend von der aktuellen Steuerschätzung voraussichtlich mehr als acht Milliarden Euro einnehmen, die evangelische Kirche kommt dann auf rund sieben Milliarden Euro.

„Dabei sind die Rekordzahlungen aus der Kirchensteuer längst nicht die einzige Einnahmequelle für die christlichen Kirchen in Deutschland“, sagt Studienautor und IW-Ökonom Tobias Hentze. Bei der evangelischen Kirche macht die Kirchensteuer gerade einmal 43 Prozent der Einnahmen aus. „Ein Großteil der kirchlichen Einnahmen besteht aus staatlichen Zuschüssen für Kindertageseinrichtungen sowie Elternbeiträgen, Mieteinnahmen und Spenden.“ Wie die Kirchen ihr Geld ausgeben, können sie frei entscheiden. (iwkoeln)

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